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Channel: Receiver & Verstärker – audiovision
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Marantz SR6013 (Test)

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Marantz: Die Tasten des SR6013-Gebers sind groß und übersichtlich angeordnet, besitzen aber einen etwas schwammigen Druckpunkt.

Aus 6012 wird 6013. Marantz schiebt dem 2017er-Modell einen Nachfolger hinterher, der vor allem mit einem neuen Feature punkten kann: IMAX Enhanced. Ansonsten sieht es mit echten Neuerungen eher mau aus, denn die jüngsten Highlights bekam auch das Vormodell SR6012 per Firmware-Update spendiert: DTS Virtual:X, eARC, AirPlay2, Alexa.

Das mit Ausnahme von HDR10+ volle 4K/HDR-Programm gehört inzwischen zur Grundausstattung aller AV-Receiver. Komplett ist der Neuling aus unserer Sicht jedoch nicht, so fehlt ein Empfänger für das terrestrische Digitalradio DAB+. Auch Auro 3D ist nicht dabei, das bleibt den Topmodellen SR7013 und SR8012 vorbehalten, die übrigens erst 2020 einen Nachfolger bekommen.

Ausstattung und Praxis

Alles Paletti können wir für die Signalverarbeitung konstatieren: 9 Endstufen für 1.400 Euro sind top, das 11.2-Kanal-Processing für 7.1.4-Boxensysteme ist ein dicker Pluspunkt und in der gehobenen Mittelklasse leider noch immer kein Standard. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums oder das Bi-Amping genutzt werden. Dank eines Stereo-Pre-outs kann die zweite Hör-zöne auch passiv mit Signalen versorgt werden. 

Mit an Bord sind natürlich die Decoder für Dolby Atmos und DTS:X. Deren 3D-Sound-Upmixer erlauben auch das Cross-Format-Upmixing. Der SR6013 bekam Audysseys hochwertigste Einmess-automatik „MultEQ XT 32“ spendiert, die bis zu 8 Messpunkte berücksichtigt. Der 9-Band-Equalizer regelt bis auf die Subwoofer alle Boxen ab recht hohen 63 Hertz. Zudem lässt sich der EQ nicht parallel zu Audyssey aktivieren. Audysseys kostenpflichtige MultEQ-App ist aber ohnehin die bessere Wahl für manuelle Frequenzgang-Korrekturen.

Audyssey Dynamic Volume: Die dreistufige Dynamikkompression funktionierte im Test sowohl für Dolby- wie DTS-Streams bestens.

Bei der Positionierung der zwei Paar Höhen-boxen gibt es keinerlei Einschränkungen, auch Deckenlaut-sprecher mittig zur Raumlängsachse oder Aufsatzboxen für Back-Surround-Speaker sind möglich. Das stattliche Anschlussfeld samt vergoldeter Kontakte klotzt mit 11 Boxen-terminals. Bei Verkabelung eines 11.2-Boxensets entscheidet der aktive Decoder, ob die 9 Endstufen unter Einbeziehung der beiden Back-Rear-Boxen oder statt derer mit allen vier Höhen-Speakern betrieben werden.

Bestens bestückt: 11 Lautsprecher lassen sich verkabeln, von denen 9 zeitgleich aktiv sind. Dank 11.2-Pre-outs versorgt der SR6012 aber auch vollwertige 7.2.4-Boxensets mit Sound. Einer der 3 HDMI-Ausgänge kann einem zweiten Hörraum zugeordnet werden. Eine Seltenheit ist der 7.1-Mehrkanaleingang.

Vorne unter der Klappe befinden sich Buchsen für USB, HDMI, FBAS/Stereo-Cinch sowie einige Schnellwahltasten (unter anderem für Tuner, Klangprogramme, Zonenwahl, Dimmer); die Steuerung des Geräts ist aber nur mit der Fernbedienung bzw. der REMOTE- oder HEOS-App möglich.

Apropos Bedienung: In dieser Disziplin überzeugt der Marantz zwar durch seine verständlichen Menüs und die übersichtliche Fernbedienung, verscherzt es sich aber mit verzögertem Ansprechen auf Eingaben sowie den schwammigen Druckpunkten der Tasten. Ohne festen und präzisen Druck genau in die Tastenmitte tat sich zumindest bei unserem Test-Exemplar oft nichts, weshalb wir in dieser Kategorie nur einen Punkt vergeben können.

Video und Multimedia

Das Video-Board klotzt mit 3 HDMI-Ausgängen (einer für Zone 2) sowie 8 HDMI-Eingängen, die allesamt  tauglich für die Wiedergaben mit 4K/60p und HDR (Dolby Vision, HLG, HDR10) sind. HDR10+ wird hingegen nicht unterstützt. Das 4K-Upscaling für digitale und analoge Quellen sorgte im Test für dezente Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten. Ein umfangreicher Video-Equalizer komplettiert die Ausstattung.

Anzeigefreudig: Das Info-Menü gibt Auskunft über ein- und ausgehende Tonsignale samt Kanalmatrix.

Möglichkeiten der Audio-Vernetzung offeriert der SR6013 mit AirPlay2, Bluetooth, DLNA sowie der Streaming- beziehungsweise Multiroom-Funktion HEOS. An integrierten Streaming-Diensten bietet der zweitgrößte Marantz-Receiver nur das vTuner-Webradio, zu anderen Streaming-Diensten Deezer, Spotify, Tidal, Napster und Amazon Music gelangt man über die HEOS-App. Der Media-Player spielt auch Hi-Res-Dateien im DSD-, FLAC-, WAV-, AIFF- und ALAC-Format ab.

Tonqualität

Mit 79 Watt im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 151 Watt im Stereo-Betrieb (6 Ohm) lieferte der SR6013 recht genau die Leistungswerte seines Vorgängers (Test in audiovision 3-2018). Die sparsame Eco-Schaltung reduziert den Stromverbrauch im Normalbetrieb um mehr als die Hälfte von 355 auf gute 150 Watt.

Dolby hat in den letzten Jahren mit Dolby Atmos, Dolby Vision und sogar ganzen Dolby-Kinos technisch vorgelegt. So verwundert es kaum, dass Mitbewerber wie IMAX und DTS nachziehen. Deren Kollaboration nennt sich „IMAX Enhanced“, zielt auf den Heimkino-Markt und betrifft sowohl die Elektronik als auch die Inhalte. Im Idealfall soll die komplette Wieder­gabe-Kette nach Vorgaben der beiden Firmen optimiert sein. Ziel des Programms ist es, IMAX-Kinoerlebnisse zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.

Voraussetzung sind natürlich entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rausch­reduktion und Helligkeitsanpassung für 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf balkenfreie Bildformate (1,78:1 statt 2,35:1) freuen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechungen?
Als Voraussetzung müssen IMAX-zertifizierte AV-Komponenten mindestens ein 5.1.4-Boxen-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subwoofern und 4 Höhenlautsprechern empfohlen.

Liegt Ton im IMAX-Enhanced-Format an, kann man im Grundmenü das Bassmanagement auch manuell einstellen.

Beim SR6013 werden IMAX-Inhalte automatisch erkannt. Infolgedessen werden der spezielle DTS:X Codec sowie ein spezielles Bassmanagement angewendet; hierzu gehören ein eigener Subwoofer-Modus und eigene Übernahmefrequenzen; Letztere können auch manuell eingestellt werden.

Wer IMAX Enhanced hören möchte, muss auf Import-Scheiben aus Amerika zurückgreifen, denn für den deutschen Markt wurden noch keine Titel angekündigt.

Im Hörtest spielte der Marantz typisch musikalisch und rund – aber auch detailliert, ohne behäbig zu wirken. Bei hohen Pegeln blieb der Japaner zudem betont „sanft“ und verlor nicht seine angenehme Spielart. Die von einer Super Audio CD zugespielten Bach-Kantaten in 5.1-Form brachte der SR6013 mit schönen Klangfarben zu Gehör, auch wenn wir die Stücke schon etwas luftiger und räumlicher gehört haben.

Mittels eines externen Verstärkers (hier für „Top Rear“) befeuert der SR6013 auch 7.2.4-Boxensets.

Die Lautsprecher-Einmessung gab dem Klang etwas mehr Details und auch mehr Grundton mit auf den Weg, was die leichte Schärfe der Aufnahme beschwichtigte. Bei Dolby-Atmos-Trailern punktete der SR6013 mit seiner plastischen Wiedergabe, die Geräusche präzise im Hörraum platzierte – dank 4 Höhenboxen waren auch Effekte von über dem Kopf differenziert wahrnehmbar. Im Gegenzug fehlte aufgrund mangelnder Back-Rear-Speaker hinten herum allerdings etwas Raum, Luftigkeit und Präzision. Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Trailer drückte tief, konturiert und ohne zu dröhnen – so haben wir das gern. Fürs Leisehören eignet sich das dreistufige „Dynamic Volume“-Filter, das sowohl bei Dolby- wie auch DTS-Streams bestens funktionierte.

Auch im Stereo-Betrieb gefiel uns der Marantz richtig gut: Er spielte klar und detailreich, ohne hart oder analytisch zu klingen. Im Bass musizierte er trocken und konturiert, wenn auch nicht ganz so druckvoll wie erhofft. Die saubere Bühnenstaffellung samt plastischer Abbildung des musikalischen Geschehens rundet das feine Klangbild ab. Das dreistufige „M-DAX“-Filter möchte durch Kompression verlorene Klanginformationen wiederherstellen, im Endeffekt hellt die Funktion den Sound hierfür auf – was einen Zugewinn an Details suggeriert.

 

 

Der Testbericht Marantz SR6013 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Pioneer VSX-LX504 (Test)

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Pioneer: Der neue Geber liegt dank runder Ecken angenehm in der Hand. Große und logisch gegliederte Tasten erleichtern die Bedienung.

Natürlich ist der VSX-LX504 nicht der erste AV-Receiver mit IMAX Enhanced an Bord, das waren bekanntlich Geräte von Denon und Marantz. Für Pioneer stellt das IMAX-Feature dennoch eine Premiere dar, der VSX-LX504 sowie der kleine Bruder VSX-LX304 sind die ersten Klangzentralen der Japaner, die IMAX-optimierte Bild- und Toninhalte wiedergeben können bzw. werden: Denn zum Testzeitpunkt war die angekündigte IMAX-Firmware noch nicht verfügbar. Das Gleiche gilt auch für den neuen „Dolby Atmos Height Virtualizer“, der 3D-Sound aus Boxen-Sets ohne Höhenlautsprecher zaubern soll und damit Ähnliches leisten möchte wie DTS Virtual:X, das nicht mit an Bord ist.

Darüber hinaus grenzt sich der LX504 mit überschaubaren Neuerungen vom Vorgänger LX503 ab: Ein Novum ist die „Dialog Enhancer“-Funktion für eine verbesserte Sprachwiedergabe, die allerdings auf Kosten der Kanaltrennung geht (siehe Hörtest). Ferner lässt sich der Pioneer nun in ein Netzwerk mit Sonos-Geräten einbinden. Die Bedienung hat man um drei Nutzerprofile (siehe Bild unten) erweitert. Hinzugekommen ist zudem ein Zone B Line-out, der das Tonsignal der Hauptzone ausgibt, etwa an einen Drahtlos-Sender für Wireless-Kopfhörer.

Ausstattung und Technik

Ansonsten wurden alle Anschlüsse vom Vorgänger übernommen:  Wie gehabt ist das Video-Board mit 2 HDMI-Ausgängen und 7 HDMI-Eingängen kompatibel zu 4K/60p sowie den HDR-Standards HDR-10, Dolby Vision und HLG. Der Scaler wandelt ausschließlich 1080p-Signale nach UHD-Auflösung. Im Test verursachte die Hochrechnung jedoch leichte Doppelkonturen. Der rudimentäre Video-Equalizer funktioniert nur bei aktivem Upscaler und schärft das Bild („Super Resolution“) in 3 Schritten an.

Vollgepackt: 2 HDMI-Ausgänge und 7 HDMI-Eingänge (einer vorne) sind in der Preisklasse um 1.000 Standard. Dank 7.2.4-Pre-outs ist auch vollwertiger 11.2-Kanal-Sound möglich, aktiv befeuert der LX504 immerhin 9 Lautsprecher. Nur je ein Koax- und Toslink-Eingang sind etwas knapp bemessen. Vinyl-Fans freuen sich über die Phono-Buchse.

Positiv ist die Präsenz von 11.2-Pre-outs, womit sich vollständiger 7.2.4-Ton realisieren lässt. Die zwei Subwoofer darf man jedoch nicht getrennt regeln. Insgesamt werkeln 9 Endstufen im VSX-LX504, die je nach Konfiguration auch für die aktive Beschallung von zwei Nebenräumen genutzt werden können. Via Pre-outs darf man zudem eine dritte Hörzone passiv mit Tonsignalen versorgen. Das Boxensetup erlaubt die Justage der Pegel um optimale 0,5-dB-Schritte, Distanzen lassen sich aber nur in 3-Zentimeter-Einheiten verschieben;  besser wären 1-Zentimeter-Schritte. Ebenfalls suboptimal: Crossover-Frequenzen können nicht separat gesetzt werden, stattdessen muss man einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren.

Mit 9 integrierten Endstufen befeuert der Pioneer VSX-LX504 aktiv 7.1.2- oder 5.2.4-Boxensets. Dank zusätzlicher Pre-outs ist unter Zuhilfenahme eines externen Stereo-Verstärkers jedoch auch 11.2-Ton möglich.

7.1.4: In der Maximal-Konfiguration werden die hinteren Height-Boxen von externen Verstärkern befeuert.

7.1.2: Alle Endstufen sind im Einsatz. Der Pioneer unterstützt auch „Top Middle“-Höhenboxen.

Höhenboxen können auch als Height- bzw. Add-On-Speaker (hier auf den Back-Rears) definiert werden.

Bei Nutzung von nur 5 Endstufen im Hauptraum kann man 2 Nebenzonen aktiv bespielen.

Bye bye, Cross-Format-Mixing

An Ton-Decodern gibt es wie üblich Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Das beliebte Cross-Format-Upmixing ist gar nicht mehr möglich. Als Einmess-System birgt der VSX-LX504 das MCACC, das mit Pioneers bekannter „Phase Control“-Schaltung aufwartet, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll. Auch ein Stehwellen-Filter (Anti-Dröhnschaltung) ist an Bord. In der aktuellen Variante misst das MCACC im LX504 bis zu 9 Hörpositionen ein. Zu den Tuning-Tools zählt neben diversen optionalen Klangfiltern (Theater, Sound Retriever, Midnight u.a.) auch ein 9-bandiger Equalizer, der sich zusätzlich zur Einmess-Automatik aktivieren lässt. Er greift aber erst ab recht hohen 63 Hertz, Ausnahme bilden die 4 Bänder für den Subwoofer, die zwischen 31 und 250 Hertz regeln. 

Die Vernetzung zu Musik erfolgt über AirPlay2, Bluetooth, DLNA, Chromecast, FlareConnect und DTS Play-Fi. Abgespielt werden auch Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit. Fürs Radiohören aus dem Netz ist TuneIn zuständig, integriert wurden auch die Streaming-Dienste Spotify, Deezer, Tidal und Amazon Music. Die neue Fernbedienung verzichtet auf die spitzen Kanten des Vormodells und überzeugt zudem mit klarem Layout und großen Tasten.

Tonqualität

Im Messlabor offenbarte sich der LX504 mit hohen 7 x 94 Watt (6 Ohm) sowie je 122 Watt im 5-Kanalbetrieb (6 Ohm) als kräftigster Receiver unseres Testfeldes. Pioneers proprietäre „Direct Energy“-Verstärkertechnik verbraucht im Normalbetrieb durchschnittlich 329 Watt und damit viermal so viel wie der SC-LX502 (Test in 11-2017).

Im Hörtest begeisterte der Japaner mit seinem sehr lockeren, luftigen und transparenten Klang, ohne dabei scharf oder analytisch zu spielen. Im Gegenteil, der Sound kippte nie ins Harsche oder Stressige. Auch rockige Mucke von Steely Dan machte dank der klaren, knackigen und druckvollen Spielweise des LX504 viel Spaß. Die Einmessung lieferte plausible Ergebnisse und gab dem Mitteltonbereich etwas mehr Strahlkraft bzw. Farben mit. Phase Control ließen wir aktiviert, brachte die Schaltung doch einen Tick mehr Schub und Klarheit in die Tieftonwiedergabe. Astrein war auch der Atmos-Test mit Demo-Clips von Dolby: Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip drückte fast schon zu viel des Guten, Effekte lösten sich plastisch von den Boxen und spannten weite wie dynamische Klangfelder auf. In der 5.1.4-Konfiguration waren auch Höheneffekte plastisch und klar von oben bzw. über unseren Köpfen zu vernehmen.

Nutzerspeicher: Eingangswahl, Wiedergabemodus, Pegel und Multi Zone lassen sich individuell in drei Speichern ablegen und per Tastendruck wieder aufrufen.

Die „Midnight“-Schaltung zur Dynamik-Kompression funktionierte bei Dolby-Ton einwandfrei, sofern man im Grundmenü „Dolby Loudness Management“ aktiviert. Bei DTS-Streams zeigte die Schaltung dagegen keine hörbare Wirkung. Die neue, 5-stufige Dialog-Funktion für eine verbesserte Sprachverständlichkeit weicht die Kanaltrennung der drei Frontboxen auf, so dass Dialoge nicht mehr nur aus dem Center, sondern auch aus den Hauptlautsprechern tönen. Dies gilt jedoch auch für alle anderen Klanganteile des Center-Kanals – also Effekte und Musik. Sprache wird dadurch lauter und damit besser verständlich, im Gegenzug nimmt die Präzision jedoch deutlich ab.

Auch bei Stereo-Musik kamen die Tugenden des Pioneer zum Tragen. Dank hoher Durchhörbarkeit, Feinauflösung und Räumlichkeit holte er jede Art von Musik glaubhaft in die heimischen vier Wände.  Der „Sound-Retriever“ fügt dem Klang Bässe und Höhen für einen vollen und dynamischeren Sound hinzu, was in der Dynamik stark komprimierten Aufnahmen gut zu Gesicht steht.

Der Testbericht Pioneer VSX-LX504 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Focal Astral 16 (Test)

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Focal schickt sich an, den High-End-Surround-Markt aufzumischen. 20.000 Euro kostet der neue „Astral 16“, der 3 Netzteile für insgesamt 12 Endstufen bietet. Ansteuern kann der Bolide sogar 16 Kanäle, woher auch der Name rührt.

Surround-Verstärker für High-Ender sind dünn gesät. Zu Trinnov, Storm Audio oder McIntosh gesellen sich nun die Franzosen von Focal. Deren „Astral 16“ schlägt mit 20.000 Euro zu Buche – ein Preis, für den nicht wenige ein komplettes Heimkino bauen. Das viel zitierte Preis-/Leistungs-Verhältnis spielt bei High-End-Audio allerdings ohnehin nur eine untergeordnete Rolle, denn hier zählen in erster Linie Exklusivität und Luxus. Ob ein Gerät das Geld bis auf den letzten Euro wert ist, steht damit nicht zur Debatte. Ob Technik und Ausstattung überzeugen, dagegen schon.

Knallt die Sicherung der Schutzschaltung durch, kann diese auch ein Laie problemlos ersetzen. Die Feinsicherung sitzt in einem Schacht unter dem Netzschalter.

Die Geburt des „Astral 16“ erfolgte in Kooperation mit den französischen Kollegen von Immersive Audio Technologies, die ihre Produkte unter dem Label Storm Audio an den Mann bringen. Offensichtlich ist die Verwandtschaft zum AV-Verstärker „I.ISP 3D.16.12“, der Focals „Astral 16“ in Design, Ausstattung und Funktionsumfang – um es mal vorsichtig zu formulieren – ähnelt. Mit unserer Beobachtung konfrontiert schrieb Focal-Produkt-Manager Andreas Hostmann: „Der Astral 16 ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Focal und Immersive Audio Technologies aus dem Jahr 2018. Er ist also neuer als der I.ISP 3D.16.12 und hat zusätzliche Funktionen.“

Gut bestückt: Focals „Astral 16“ verfügt über 7 HDMI-Eingänge und 2 HDMI-Ausgänge; Letztere sollten aber nicht parallel benutzt werden. 4 analoge Cinch-Pärchen und je 3 Koax- bzw. Toslink-Eingänge sind großzügig bemessen. Zu den 4 XLR-Vorverstärkerausgängen gesellt sich ein Stereo-Line-Out im XLR-Format.

Für einen Test zur Markteinführung konnte uns Focal leider kein 100-prozentiges Seriengerät zur Verfügung stellen, daher hatte der 20-Kilo-Bolide mit einigen Wehwehchen zu kämpfen, die noch behoben werden sollen. Um was es sich dabei handelt, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Kompletter 3D-Sound

Wie bei High-End-Geräten üblich, beschränkt sich der „Astral 16“ auf das Wesentliche: Streaming, Radio, DSP-Klangprogramme und Sprach-Assistenten bleiben außen vor. Im Gegenzug bekommt der 3D-Klangfreund ein dickes Paket geschnürt, denn neben Dolby Atmos und DTS:X ist auch Auro 3D an Bord. Und die 12 Endstufen erlauben 7.1.5-Sound inklusive Voice-of-God-Kanal ohne externe Verstärker. Zusätzlich sind 4 XLR-Pre-outs vorhanden, die sich frei den Lautsprechern zuweisen lassen. Damit sind Layouts mit 4 aktiven Subwoofern kein Problem. Dank Multiroom-Management ist zudem die Beschallung einer zweiten Hörzone möglich – aktiv wie passiv. Das Boxen-Management ist aber eine Herausforderung. Die Einmessung aller Lautsprecher erfolgt über das hochwertige „Dirac Live“-System, das auch Arcam für seine AV-Geräte einsetzt. Zur Nutzung der Dirac Live-Software wird ein PC oder Mac mit jüngerem Betriebssystem benötigt. Zum Lieferumfang gehört ein kalibriertes Messmikrofon der Marke miniDSP sowie ein kleiner Mikro-Ständer.

Mikrofon an den AV-Receiver stöpseln, im Menü „Einmessung starten“ drücken und schon geht es los. So einfach kann die Lautsprecher-Kalibrierung sein, bei Focal läuft der Hase aber anders bzw. komplizierter.
Die erste Hürde fällt noch gering aus, denn man benötigt einen PC- oder Mac-Rechner zur Installation der „Dirac Live“-Mess-Software. Diese kann man kostenlos von der Dirac-Webseite www.dirac.com laden und benötigt in der neuesten Version Windows 10 oder MacOS Mojave. Auf nicht mehr ganz aktuellen Rechnern könnte „Dirac“ daher nicht mehr laufen, so geschehen bei einem Großteil unserer Redaktions-Computer. Das Mess-Mikrofon UMIK-1 des Herstellers miniDSP gehört zum Lieferumfang, die dazugehörige Kalibrierungsdatei mussten wir nach Eingabe der Mikro-Seriennummer von der miniDSP-Webseite laden. Nach dem Anschluss des Mikros am PC lässt sich über Dirac Live die Kalibrierungsdatei dem Mikro zuordnen, das System ist nun einsatzbereit.
Anders der „Astral 16“, denn hier müssen zuerst alle Lautsprecher manuell konfiguriert werden (siehe Kasten Seite 17). Aktiviert man im Boxen-Menü den Button „DIRAC“, taucht in der Dirac-Software am externen PC der „Astral 16“ im Menü auf – vorausgesetzt PC und Verstärker befinden sich im gleichen Netzwerk. Haben sich beide einmal gefunden, kann die eigentliche Einmessung aller Boxen beginnen.

Nach Auswahl des Mikrofons in „Dirac Live“ erfolgt das Einpegeln aller Lautsprecher auf eine annähernd gleiche Lautstärke. Die unverständliche und nur in Englisch verfügbare Hilfefunktion des Programms darf man ignorieren und sollte gleich zur Bedienungsanleitung (zum Testzeitpunkt auch nur auf Englisch erhältlich) greifen. So muss man den „Mic gain“ (Mikrofon-Empfindlichkeit) auf +100 dB stellen und den „Master output“ (Hauptlautstärke) schrittweise erhöhen; mit -20 dB klappte es gut. Über den Play-Button der einzelnen Kanäle lässt sich ein Testrauschen abspielen, die Pegelanzeige sollte hierbei innerhalb des grün markierten Bereichs (nicht im Bild zu sehen) liegen. Hat man alle Kanäle in etwa auf den gleichen Pegel gebracht, folgt die Sitzauswahl („Arrangement“); zur Option stehen Sessel oder Sofa, jede Sitzart berücksichtigt bis zu 9 Messpositionen.

Pegelkalibrierung: Um mit der Einmessung starten zu können, müssen alle Boxen auf die gleiche Lautstärke gebracht werden. Entscheidend hierbei ist die korrekte Einstellung von Mikro-Empfindlichkeit und Hauptpegel.

Das Beste kommt zum Schluss: Nach der Einmessung aller Lautsprecher darf man im Punkt „Filter Design“ seine eigene Zielkurve modellieren, auf deren Basis Dirac die Frequenzgang-Korrektur vornimmt. Im letzten Schritt werden die Daten an den „Astral 16“ übertragen und dort als Preset gespeichert. Es empfiehlt sich, die Daten der Einmessung auch lokal oder auf seinem optionalen Dirac-Account zu hinterlegen. Andernfalls müsste man für das Anlegen einer neuen Zielkurve die Einmessung wiederholen.

Zielkurve: Während der Einmessung kann man seine eigene Zielkurve (graublau) definieren, an der die ermittelten Frequenzen abgeglichen werden. Eine leichte Absenkung der Höhen wird in der Regel angenehm empfunden.

50 Zentimeter, 20 Kilo

Bei den äußeren Werten setzt Focal auf Understatement, denn das minimalistische Design mutet eher wie das eines professionellen Studiogeräts an. Alles andere als knauserig sind die Abmessungen, denn die knapp 50 Zentimeter Tiefe (und 44 cm Breite) bauchen ihren Platz. 20 Kilo sollten hingegen die meisten Möbel stemmen, die Flaggschiffe von Pioneer, Yamaha & Co. wiegen praktisch genauso viel. Das Metallgehäuse samt 12 Millimeter dicker Front ist sauber verarbeitet und ziemlich robust. Einen Blick ins Innenleben gewähren wir auf der nächsten Seite.

Im linken Teil des Gehäuses sitzen drei identische Endstufen-Module. Jedes verfügt über ein eigenes Netzteil, das jeweils 4 Digital-Endstufen (Klasse D) bedient. Die drei langen Alu-Kühlrippen dienen zugleich als Luftkanäle: An der Frontseite ziehen insgesamt drei 3 Ventilatoren kühle Luft aus den seitlichen Öffnungen an, die durch das Gehäuse geblasen und von zwei Lüftern auf der Rückseite wieder herausgesogen wird.

Die Front ziert ein großes TFT-Display mit den wichtigsten Informationen, dazu gibt es 3 Eingabe-tasten und den Volume-Regler. Auf der Rückseite stechen die 12 massiven, vergoldeten und mit transparentem Plastik isolierten Boxen-Terminals  hervor. Lose Litzen lassen sich dank Kabelführungen kurzschlusssicher verschrauben, die Terminals akzeptieren allerdings auch Bananenstecker. Zu 7 HDMI-Eingängen gesellen sich 2 Ausgänge. Suboptimal platziert sind die Schauben direkt über allen HDMI-Buchsen, die zum Verschrauben spezieller HDMI-Stecker mit Halter gedacht sind. Bei normalen HDMI-Kabeln verhindern diese Schrauben jedoch das vollständige Einführen von Steckern mit großem Kopf. Natürlich kann man die Schrauben entfernen, dann sind die HDMI-Buchsen aber anfälliger für Belastungen.   

Seitenansicht: Rechts sitzt die aufwändige Stromversorgung. Ein kleiner Lüfter hinten zieht die Abwärme aus dem Gehäuse. Im Durchschnitt (5.1 gemessen bei 5,5 V) zieht der „Astral 16“ bescheidene 124 Watt aus der Steckdose.

Auf Audio-Seite gibt es 3-mal Koax, 3-mal Toslink und 4 analoge Cinch-Pärchen zum Anschluss von Tonquellen. Die 4 XLR-Vorverstärkerausgänge lassen sich wie bereits erwähnt zum Anschluss aktiver Subwoofer nutzen. Obendrein verfügt der „Astral 16“ über 2 zusätzliche XLR-Outputs, die stets einen Stereo-Downmix aller anliegenden Signale ausgeben. 2 USB-Buchsen und der Ethernet-Port sorgen für Datenaustausch, hinzu kommen 4 Trigger-Outputs sowie je ein IR-Input bzw. IR-Ouput zum Fernsteuern über externe Lösungen. Um seinen High-End-Anspruch zu untermauern, ist das Gerät zudem kompatibel mit Home-Automation-Systemen von Crestron, Control4, Savant und RTI.

Die Schrauben über den HDMI-Ports verhindern das komplette Einstecken von Steckern mit großem Kopf.

Komplexe Bedienung

Beim Thema Bedienung gehört Plug&Play nicht zu den Tugenden, ein gründliches Studium der Betriebsanleitung ist Pflicht. Ebenso ein PC,  MAC oder Tablet, denn die Grundeinrichtung funktioniert ausschließlich über einen Internet-Browser, der via IP-Adresse auf das Web-Interface des „Astral 16“ zugreift. Auch die alltägliche Steuerung (Volume, Quellenwahl, EQ etc.) kann so erfolgen, komfortabler ist jedoch die Bedienung via App für iOS- und Android-Geräte. Die App stammt übrigens nicht von Focal, sondern von Storm Audio. Eine klassische Fernbedienung, über die sich auch jeder High-Ender freuen würde, gibt es hingegen nicht. Für App-Muffel ist das Gerät kompatibel mit der Universal-Fernbedienung Logitech Harmony.

Das kalibrierte Mikrofon für die Einmessung kommt von miniDSP. Mittels eines kleinen Ständers lässt sich das Mikro exakt ausrichten. Für die Messung von 3D-Sound sollte der Mikrofonkopf zur Decke zeigen.

16 Kanäle, alle 3D-Tonformate

Neben Dolby Atmos und DTS:X beherrscht der „Astral 16“ auch Auro 3D. Natürlich sind die Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und AuroMatic ebenfalls an Bord, mit denen das Cross-Format-Upmixing möglich ist; eine Ausnahme bilden die nativen 3D-Ton-Streams. Außer einem Stereo-Downmixer, der alle Tonformate in ein 2.0-Signal münzt, gibt es keine Klangprogramme.

Die 16 Kanäle lassen sich in mannigfaltigen Konfigurationen betreiben, 3D-Sound ist mit bis zu 6 Deckenkanälen möglich. 3 Netzteile versorgen je 4 Digital-Endstufen, weitere 4 XLR-Pre-outs machen den Astral 16 zum Multitalent für jedes Heimkino sowie für Multiroom-Installationen: Es lassen sich so viele Boxen-Layouts anlegen, bis alle Kanäle „aufgebraucht“ sind, also etwa ein 7.1-System plus ein 5.1-System plus Stereo-Boxen.

Focals „Astral 16“ verarbeitet bis zu 16 Kanäle, die allesamt individuell konfiguriert und frei zugewiesen werden können. Das bietet einerseits große Freiheiten bei der Lautsprecherwahl und deren Aufstellung, macht andererseits die Konfiguration nicht ganz einfach.

Zur Erstellung eines Boxen-Layouts stehen unzählige vordefinierte Konfigurationen zur Auswahl, eine übersichtliche Tabelle gibt Auskunft darüber, welche Lautsprecher bei welcher Konfiguration aktiv sind.

Die Prozedur beginnt im Menü „Main Speaker“, wo der Nutzer entweder ein neues „Theater“ oder Hörzonen (Mono, Stereo, Kopfhörer) erstellen kann. Für Mehrkanal ist demnach „Theater“ die richtige Wahl. Wurde ein „Theater“ angelegt, erhält man über den Button „Configure“ eine Auflistung aller möglichen Boxen-Layouts; von Stereo bis 3D-Sound ist alles dabei. Aktive Subwoofer können über die vier XLR-Pre-outs angeschlossen werden, passive an jeden der übrigen 12 Kanäle, die sich frei den Lautsprechern zuweisen lassen. So kann der Center etwa auf Kanal 2 oder auf Kanal 12 sitzen. Allerdings kann jeder Kanal nur einmal vergeben werden. Wer etwa ein 7.1.2-Theater anlegt, dem stehen für sein „Theater 2“ nur noch 6 Kanäle zur Verfügung; das reicht für ein zusätzliches 5.1-Setup oder zwei weitere Stereo-Layouts.

Seine Boxenauswahl darf man sich auch in einer Grafik veranschaulichen lassen. Die Farbgebung Blau, Rot oder Weiß verrät, ob es sich um native (Standard)oder duplizierte Lautsprecher handelt.

Ein gelungenes Feature ist das Duplizieren eines Kanals auf mehrere Boxen: So lassen sich Setups mit 8 Surround-Boxen verwirklichen. Für große Heimkinos ist das durchaus sinnvoll, zumal die Kanal-Duplikate voll konfigurierbar sind, also auch in Delay, Pegel und im Bassmanagement.

Das Boxen- bzw. Bassmanagement erlaubt neben einer frei definierbaren Crossover-Frequenz auch die Einstellung der Flankensteilheit des Crossover-Filters, zur Wahl stehen 12 dB und 24 db Abfall pro Oktave. Der TiltEQ dunkelt den Klang ab oder hellt ihn auf – praktisch etwa, falls die Boxen hinter einer schalltransparenten Leinwand stehen und man auf die Schnelle den Sound heller stellen möchte.

Ist die Kanal-Konfiguration abgeschlossen, kann man sich ans Bass-Management wagen: Hier lässt sich für jeden „klein“ definierten Lautsprecher die Bass-Trennfrequenz frei definieren, zusätzlich die Flankensteilheit (12 oder 24 dB). Für „groß“ definierte Boxen darf man wählen, ob deren Bassanteile im Signal auch auf den Subwoofer dupliziert werden. Die Abstände einzelner Boxen zum Hörplatz dürfen in Millisekunden, Fuß oder Meter (z.B. 3,84), die Pegel in 0,1-dB-Schritten justiert werden. Benutzt man die Filter der Einmessung, werden das Bassmanagement, Delay und Level gesperrt; eine nachträgliche Bearbeitung ist nur dann möglich, wenn man das Dirac-Profil in ein neues Profil umkopiert. Dann ist auch eine Bearbeitung via Equalizer oder TiltEQ realisierbar, ebenso die Nachkorrektur von Pegel, Delay, Phase und mehr.

Das aufwändige Bassmanagement erlaubt für jeden Kanal frei definierbare Crossover-Frequenzen sowie die Einstellung der Filter-Flankensteilheit mit 12 oder 24 dB Abfall pro Oktave. Für das Klang-tuning steht ein parametrischer Equalizer für jeden der 16 Kanäle bereit, der zwar nicht gerade intuitiv zu bedienen, dafür aber enorm anpassungsfähig ist. Kopiert man das Dirac-Live-Profil der Einmessung in ein neues Profil, kann dieses via EQ und Boxen-Setup nach eigenen Wünschen nachjustiert werden.

Der parametrische Equalizer im „Astral 16“ ist eine wahre Spielwiese, auf der man seine gewünschten EQ-Kurven exakt modellieren kann. Das dauert allerdings, denn per Drag & Drop geht hier nichts. Vielmehr muss jedes Filterband über variable Optionen definiert werden, bis zu 20 Filter stehen pro Kanal zur Verfügung.

Der parametrische Equalizer im „Astral 16“ ist komplex und etwas umständlich zu bedienen, der Funktionsumfang ist aber top. Wer weiß, was er tut, kann so den Klang seines Focals exakt manipulieren.

Mit dem „Create EQ“-Button legt man das erste Filterband an. Danach muss das „Filter Type“ ausgewählt werden, es stehen 5 Hauptkategorien (High Pass, Low Pass, Bell, High Shelf und Low Shelf) sowie deren Subkategorien zur Auswahl. Ist die Filterart definiert, lassen sich die manipulierbare Frequenz (oder ein FQ-Bereich), Breite bzw. Güte (Q) und die Stärke (Gain) bestimmen. Die Änderungen werden über farblich gekennzeichnete Grafen veranschaulicht.
Sehr praktisch ist die Kopierfunktion, womit sich ein fertig modellierter Frequenzgang samt allen Filtern auf andere Kanäle übertragen lässt; das spart enorm viel Zeit und garantiert die exakt gleichen Filter-Justagen für jeden Kanal.

Video und Multimedia

Das Video-Board des „Astral 16“ unterstützt 4K/60p-Signale, HDCP 2.2 und HDR mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Die 4K-Skalierung und  Video-Nachbearbeitung überlässt der Astral 16 anderen, das Gerät schleift eingehende Bildsignale unbearbeitet durch; es gibt noch nicht mal ein Bildschirmmenü. Neben einem Media-Player fehlen auch Blue-tooth, AirPlay, Sprachassistenten, Web-radio oder Musikdienste. All das kostet Punkte.

Unser Test-Sample beherrschte noch keinen eARC und erkannte an HDMI-Ausgang 1 den HDCP-2.2-Kopierschutz nicht. Ohne Rückmeldung über HDCP 2.2 skalieren UHD-Player die Bildausgabe auf Full-HD-Auflösung, so dass 4K-Blu-rays nur mit verminderter Auflösung zum Astral 16 gelangen und damit zum TV bzw. Projektor. Am HDMI-Ausgang 2 funktionierte dagegen alles problemlos. Die beiden HDMI-Ausgänge sind übrigens nicht für den Parallelbetrieb bestimmt, da es hierbei zu HDCP-Konflikten kommt; in unserem Test war deshalb nur ein Port besetzt. Der Unterschied beider Ausgänge liegt in ihrer Belegung: HDMI 1 arbeitet nach dem Standard 2.0 mit eARC, HDMI 2 nutzt den 2.0a-Standard ohne ARC. Beide Ports unterstützten Datenraten bis 18 Gbps. 

1.500 Watt und ein Knall

Bei der Leistungsmessung klotzte der „Astral 16“ mit satten 315 Watt bei 5 zeitgleich aktiven Kanälen an 6 Ohm Last – das schaffen nur die wenigsten Verstärker. Bei der 4-Ohm-Messung machte dann jedoch die Sommerhitze in unserem Labor dem Kraftmeier die Arbeit schwer und schickte den Boliden mit lautem Klack einer durchbrennenden Sicherung in die Zwangspause. Hier rächen sich die fehlenden Lüftungsschlitze am Deckel. Nach erfolgreichem Austausch der Feinsicherung – dies ist durch das Herausziehen einer Halterung an der Gehäuserückseite problemlos möglich – beschlossen wir, das Wetter als „höhere Macht“ gelten zu lassen und den „Astral 16“ bei der Ermittlung der restlichen Leistungswerte nicht mehr ganz auszureizen, sprich nicht mehr die 1% Klirr anzuvisieren. Die von uns ermittelten Werte entsprechen daher nicht der Maximalleistung, sondern bewegen sich im oberen Drittel. Im Alltag ist die zeitgleiche Vollauslastung aber ohnehin nicht anzutreffen – und Stereo-Werte um 450 (4 Ohm) sowie Mehrkanal-Power um 300 (5.1) bzw. 200 Watt (7.1) sind über jeden Zweifel erhaben und bringen die maximale Punktzahl. Trotz aller Vorsicht verabschiedete sich im 7-Kanal-Betrieb an 4-Ohm-Last auch die Ersatzsicherung, hier lieferte der „Astral 16“ noch rund 150 Watt pro Kanal, bevor es knallte.

Tonqualität

In weiser Voraussicht erfolgt die Leistungsmessung bei unserem Testprozedere stets zum Schluss, so dass der Hörtest nicht ins Wasser bzw. der Hitze zum Opfer fiel. Hier spielte der Focal seine üppigen Kraftreserven voll aus. So eine straffe, trockene und kontrollierte Basswiedergabe haben wir selten gehört. Bei derber Action-Kost wie „Operation: Overlord“ (Dolby Atmos) sorgte das wuchtige Tiefton-Fundament für regelrechte Erdbeben -– und das ganz spielend ohne den Hauch von Anstrengung und Verzerrung, so dass man selbst bei Pegeln jenseits von Gut und Böse noch das Gefühl hatte: „Da geht noch mehr!“ Auch die explosive Dynamik der 12 Endstufen trug maßgeblich zum Wow-Erlebnis bei. Zum Leidwesen lärmgeplagter Familienmitglieder funktionierte im Test die Schaltung zur Dynamikreduktion nur bei Dolby-Ton, nicht aber DTS-Streams.

Die „StormRemote“ von Storm Audio soll die klassische Fernbedienung ersetzen.

Nichts zu meckern gab es an der Räumlichkeit der Darbietung: Effekte standen enorm plastisch im Raum; Breite, Tiefe und Größe des Klangfelds ließen keine Wünsche offen. Auch auf den Deckenboxen spielte der „Astral 16“ ausgesprochen überzeugend und schob die Effekte diverser Atmos-Trailer ungemein präzise und räumlich über unsere Köpfe.

Viel Freude bereitete auch Mehrkanal-Musik: Sara K‘s ultra-audiophile SACD „Hell or High Water“ verströmte viel Authentizität und Unmittelbarkeit, auch weil der „Astral 16“ dem Sound nichts hinzufügt oder etwas weglässt. Da passt das Gesamtbild, hier stimmt die Harmonie im Ganzen wie im Detail. Klassische Musik mag der Focal besonders. Ob unsere viel genutzten Bach-Kantaten im 5.1-Mix oder Debussys „Prélude à l‘après-midi d‘un faune“ im Auro 3D-Sound – der „Astral 16“ behielt stets den Überblick, arbeitete feinste Details klar heraus und verlieht der Musik eine majestätische Kraft und Ruhe, die den meisten AV-Receivern fehlt.

Zudem war das Hören von Stereo-Musik ein Genuss: High-End-Aufnahmen versprühten viel Authentizität und klangen nicht nur transparent und luftig, sondern auch klar und knackig im Tiefton. Selbst aus mauen bis mittelprächtigen Aufnahmen holte er erstaunlich viel heraus und brachte Ordnung wie Straffheit ins Musik-geschehen. Harsch, spitz oder unangenehm spielte der „Astral 16“ zu keinem Zeitpunkt, stattdessen faszinierte seine unbestechlich-neutrale Spielweise.

Kritik ist jedoch an anderer Stelle angebracht: Das erstmalige Erkennen eines eingehenden Tonsignals dauert bei Dolby- und DTS-Streams recht lange. Das mag beim Start eines Films nicht auffallen, stört jedoch umso mehr beim Skippen durch eine SACD oder Pure-Audio-BD: Dann fehlen nämlich am Anfang eines jeden Songs einige Takte. Steht zu hoffen, dass dieses Problem per Firmware-Update behoben wird.              

    

Der Testbericht Focal Astral 16 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 20000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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LG OLED77W9 (Test)

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Bewährter Begleiter: LG hat für seinen 13.000-Euro-Fernseher keine eigene Fernbedienung konzipiert.

Zeit für eine neue Tapete in Ihrem Wohnzimmer? Mit dem OLED77W9PLA von LG können Sie blitzschnell eine Fläche von 1,7 Quadratmetern tapezieren und auf spektakuläre Weise Filme mit sattem Sound zum Leben erwecken.

0,596 Zentimeter! Wenn ein TV-Hersteller im technischen Datenblatt die dritte Stelle hinter dem Komma angibt, dann muss es dafür einen Grund geben. So wie beim neuen OLED77W9, der aufgrund seiner 13.000 Euro für die meisten Heimkino-Ästhetiker ein unerfüllbarer Traum bleiben dürfte. Das Panel des sogenannten Wallpaper-Fernsehers ist nicht einmal sechs Milli-meter dünn.

Die Besonderheit: Der OLED hängt direkt an der Wand und verschmilzt mit der Tapete zu einer Einheit. Ein Poster mit einer Diagonalen von 196 Zentimetern lässt grüßen. Die Befestigung mittels einer Standhalterung oder auf einem eigenen Fuß ist nicht möglich: Dieser Flachmann ist einzig und allein für eine Wand-Installation vorgesehen. Sämtliche Anschlüsse, Lautsprecher und das Netzteil sind in der Soundbar ausgelagert, die auch die Rolle der Steuerzentrale übernimmt.

Wer in einen neuen Fernseher wie den OLED77W9 so viel wie in einen Kleinwagen investiert, der will seinen Wallpaper-TV im Wohnzimmer natürlich auch optimal in Szene setzen. Spectral hat extra Möbel im Sortiment, die maßgeschneidert für den W9 konzipiert wurden.

Liebevolles Detail: Für die Hochtöner der Soundbar hat Spectral extra an Öffnungen gedacht, damit sich der TV-Sound optimal entfalten kann.

Das Sideboard ist so designt, dass ein nahtloser Übergang zwischen dem Display und der Soundbar entsteht. Das Verbindungskabel zwischen beiden Komponenten verschwindet hinter dem schwebenden TV-Regal. Das Signature Air, so hat Spectral das TV-Möbel getauft, ist in drei Farbvarianten erhältlich. Der Aufbau ist modular – zusätzliche Schrankelemente mit kratzfester Ober­fläche in mehr als 2.000 Farben können separat erworben werden. Ein besonders pfiffiges Element stellen die Aussparungen für die Hochtöner der Soundbar dar, um Dolby-Atmos-Klänge ungehindert wiederzugeben.

Das Kabel verschwindet: Die flache Anschlussstrippe zwischen Bildschirm und Soundbar ist im Wohnzimmer nicht mehr zu erkennen.

Neben Glas kommt Stahl zum Einsatz. Um das Smartphone kabellos zu laden, integriert Spectral zudem dezente Lösungen zum induktiven Betanken – wahlweise sehr dezent versteckt direkt unterhalb der Glasoberfläche der Kastenelemente oder mit einer magnetisch befestigten Holzladeschale. Eine Übersicht über alle Modelle und Varianten inklusive Preise bietet Spectcal im Internet unter www.spectral.eu zum Download an.

Fernseher und Soundbar verschmelzen: Das TV-Möbel von Spectral sorgt dafür, dass das Panel und das Anschlussterminal optisch eine Einheit bilden.

Selbst Hobby-Handwerker müssen sich keine Sorgen machen: Die Montage ist überraschend einfach und unproblematisch, wird zudem Schritt für Schritt erklärt. Dazu wird die mitgelieferte Wandhalterung, ein superdünnes Blech mit fertigen Bohr-löchern, an die Wand geschraubt. Sicherheitshalber sollte man eine Wasserwaage zur Hand nehmen, damit der OLED gerade hängt. Dübel und Schrauben mit einem extrem flachen Kopf für unterschiedliche Wandstärken und Materialien wie Beton, Ziegel, Naturstein, Gipskarton oder Sperrholz liefert LG mit. Das Panel, das nicht starr, sondern erstaunlich flexibel und biegsam ist, wird jetzt wie ein Gemälde in zwei Aussparungen an Schrauben eingehängt. Außerdem schmiegt es sich durch Magnetismus und einen zusätzlichen Klebestreifen fest und flach an die Halterung.

Die mächtige Soundbar, ein 4.2-System mit 60 Watt und Dolby-Atmos-Unterstützung, wird durch ein Flachbandkabel mit dem Display verbunden. Wer mehr Flexibilität beim Aufstellen bevorzugt: LG hat ein zusätzliches, 1,50 Meter langes Kabel beigelegt. Die superflache Strippe genügt, um den W9 mit Strom, Bild- und Tonsignalen zu versorgen.

Ein Fernseher, der mit einer derart wuchtigen Soundbar ausgeliefert wird, ist eine echte Rarität. Eine Besonderheit sind auch die beim Einschalten automatisch um etwa anderthalb Zentimeter herausfahrenden Hoch­töner, die auf die eingebaute Dolby-Atmos-Technik hinweisen. Diese bindet bekanntermaßen zusätzliche Deckenlautsprecher ins Heimkino ein und verspricht so einen noch besseren Raumklang. Auch wenn die beiden Boxen leicht nach oben strahlen, der Dolby-Atmos-Effekt wird – wie bei den anderen LG-OLEDs und den Flat-TVs von Mitbewerbern – virtuell erzeugt.

Spektakulärer Effekt: Nach dem Einschalten fahren die Hochtöner automatisch aus dem Klangriegel heraus – ein eingebauter Motor macht das Schauspiel möglich.

Audiotechnisch unterscheidet sich der W9 nicht vom 65OLEDE9. Auch er verfügt über ein 4.2-System mit 60 Watt Leistung. Allerdings klingt die externe Soundbar des W9 durch den vergleichsweise großen Resonanzraum noch ein wenig vollmundiger und dynamischer.

60 Watt Leistung: Die Soundbar zeichnet nicht nur für den Ton verantwortlich, sondern beherbergt auf der Rückseite auch sämtliche Anschlüsse für den Fernseher.

Besonderes Lob verdienen die ausgewogenen Mitten sowie die sehr gute Sprachverständlichkeit. Außerdem steuern die Tieftöner ein recht ordentliches Bassfundament bei. Blockbuster werden so von einem satten Tieftonteppich unterlegt. Eine Einmessung mittels „Magic Sound Tuning“ mithilfe des in der Fernbedienung integrierten Mikrofons verbessert die tonale Balance. Wunder darf man hierbei freilich nicht erwarten, nach der Soundanalyse klingt die Soundbar des Wallpaper-TVs jedoch ein wenig luftiger.

Analyse der Raumakustik: Mithilfe der Fernbedienung überprüft der LG den Raum auf seine akustischen Eigenschaften. Dazu spielt der LG einen Testton ab.

Im Zusammenspiel mit Dolby-Atmos-kompatiblen Filmen weiß zudem der Raumklang-Effekt zu gefallen. Bei Netflix findet man diesbezüglich einige Streifen direkt über das Suchfeld. Dazu gehört auch „Shaft“. Eine aufgetretene Tür, Schüsse aus einem Gewehr oder die Kollision mit einem LKW lassen den Zuschauer abrupt aus dem Sofa hochschrecken. Ein nettes optisches Feature ist der rote Leuchtstreifen an der Front, der sich beim Ein- und Ausschalten in Szene setzt.

Tonaler Feinschliff: Klingts jetzt besser oder schlechter? Zur Kontrolle kann man sich beide Audio-Setups nacheinander anhören und sich dann für eines entscheiden.

 

Ausstattung & Praxis

Das 77 Zoll große Panel ist ein reiner Bildschirm – der einzige Anschluss nimmt das Flachbandkabel zur Soundbar auf. Diese hat die Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 integriert, zusätzlich vier HDMI-Anschlüsse, drei USB-Buchsen, Kopfhörer- und optischen Digitalausgang sowie einen „CI+“-Slot für Pay-TV-Module. Ins Internet wird das Terminal per Netzwerkkabel oder via WLAN eingebunden. Zudem wird Bluetooth 5.0 für die Musikwiedergabe von Smartphone und Tablets unterstützt.

Dünner geht es kaum: Das OLED-Panel ist gerade mal einen halben Zentimeter dick. Obwohl es sich leicht biegen lässt, punktet es durch eine exzellente Bildqualität.

Auch iPad und iPhone werden schon bald mit dem 77W9 kommunizieren und Musik sowie Filme über iTunes abspielen können. Dazu hat LG bereits ein Update für Apple AirPlay 2 in Aussicht gestellt. Mit der neuesten Software-Aktualisierung hat Amazon Alexa auf dem Flat-TV Einzug gehalten. Zusammen mit Google Assistant hat der 77-Zöller somit zwei Sprachassistenten an Bord. Letzterer wird durch einen Druck auf die Mikrofon-Taste aktiviert, Amazon Alexa nutzt man nach einem längeren Druck auf die Prime-Video-Taste. Beide Dienste reagieren zügig und haben neben Wetter- und Verkehrsinfos auch Wissen zu Sport, Politik und anderen Gesellschaftsbereichen parat, das sie sich aus dem Internet ziehen.

Jetzt wird tapeziert: Auf dem superflachen LG-Fernseher sehen die Kunstwerke besonders beeindruckend aus. Der Gemälde-Wechsel gelingt blitzschnell vom Sessel aus.

Beim Betriebssystem und bei der Bedienung unterscheidet sich der LG in keiner Weise von anderen TV-Apparaten der Koreaner. WebOS 4.5 ist installiert und gehört zu den besten Bedienoberflächen, die aktuell am Markt verfügbar sind. Einerseits, weil man sich hier auf Anhieb zurechtfindet. Hat man sich einmal durch die waagerechten Kacheln gehangelt, weiß man, dass man hier auch den Mediaplayer oder die Galerie mit hübschen Kunstwerken findet und nicht erst über die ausgezeichnete Fernbedienung in irgendwelchen Untermenüs herumsuchen muss.

Steuerzentrale: Das Haus-Dashboard weiß ganz genau, mit welchen Geräten der LG aktuell verbunden ist. Auch eine Fritz!Box oder einen Mediaserver erkennt der TV.

Andererseits, weil der Prozessor Alpha9 der zweiten Generation enorm leistungsstark ist und dem W9 in jeder Situation ausreichend Reserven zur Verfügung stellt – ganz egal, ob man Apps aufruft, Inhalte vom Smartphone spiegelt oder Aufnahmen über eine externe USB-Festplatte abspielt. Im Laufe der nächsten Monate wird der LG dazu in der Lage sein, Bildwiederholraten genauso wie über USB auch über die HDMI-Buchsen des Standards 2.1 mit 120 Bildern pro Sekunde bei UHD-Auflösung zu realisieren.

360-Grad-Welten: Der leistungsstarke Mediaplayer erlaubt dem Zuschauer das Eintauchen in Fotos und Videos, auch das Herein- und Herauszoomen ist möglich.

Bildqualität

Die gute Nachricht vorweg: Auch wenn das Panel des 77W9 extrem dünn und sogar biegsam ist, so liefert es doch die praktisch identische Top-Performance der 2019er-OLED-Bildschirme von LG. Ist die Funktion „Al Bild“ aktiviert, analysiert der neue Prozessor zunächst den vorliegenden Inhalt und wertet die Qualität aus. Mithilfe der künstlichen Intelligenz versucht er das Bild zu optimieren. Dies geschieht auf der Basis von Millionen hinterlegter Inhalte, die mit rasender Geschwindigkeit abgeglichen werden.

Programm und mehr: Der LG-OLED zeigt auf einer Seite des Bildschirms die TV-Kanäle an. Außerdem kann man links im Menü auf Aufnahmen und den EPG zugreifen.

Der koreanische Hersteller verspricht ein Optimum an Klarheit, Schärfe, Details und Helligkeit. Hierbei muss man jedoch einräumen: Ist das Signal schlecht, stößt auch der 77-Zöller an seine Grenzen. Unsaubere Kanten in qualitativ bescheidenen SD-Produktionen bügelt er ebenso wenig weg wie Bildrauschen – und fehlende Tiefe kann sich der W9 nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.

Bequeme Aufnahme: Ein Druck auf das Scrollrädchen genügt, und man landet unten links im Menü, um Aufzeichnungen zu starten oder das Archiv zu öffnen.

Mit hochauflösendem Material sieht die Welt hingegen ganz anders aus. Hier skaliert der OLED perfekt hoch, verzichtet auf störendes Rauschen und begeistert mit enormer Plastizität. Ob man sich der Unterstützung der künstlichen Intelligenz (Al-Bild) bedient oder nicht, spielt keine große Rolle: Die Unterschiede findet man, wenn überhaupt, nur mit der Lupe.

TV aus dem Netz: Unter „LG Channels“ verbergen sich jede Menge IPTV-Sender aus dem Ausland, die der 77W9 über das Internet kostenlos bereitstellt.

Für einen idealen Kompromiss aus Detailfreude, dunklen Tönen und dennoch hoher Leuchtkraft sollte man die „Größte Helligkeit“ auf „Mittel“ stellen. Das sogenannte Banding im Bild, also ungleiche Farbverläufe im orangen Abendhimmel, merzt man effektiv aus, indem man die „Glatte Abstufung“ voll ausreizt. Im Modus „technicolor Experte“ schafft unser Testmodell in Spitzlichtern 950 Candela, 880 sind es im „Kino“-Modus, der farblich bei unserer Messung die präzisesten Ergebnisse liefert.

Absolut authentisch: Auch bei herkömmlichen SDR-Darstellungen agiert der LG vorbildlich, seine Farbwiedergabe liefert extrem realistische Ergebnisse.

Bei vollflächigem Weiß sackt die Helligkeit auf 150 Candela ab, 290 sind es bei 50-prozentigem Anteil. Perfekt voreingestellt ist die Farbtemperatur mit „Warm2“ und 6.479 Kelvin. „Warm1“ mit 8.001 und „Warm3“ mit 5.471 Kelvin liegen im Vergleich weit neben der idealen Zielvorgabe von 6.500 Kelvin.

Sieben auf einen Streich: Sieben Messungen, sieben exakte Treffer. Im DCI-P3-Spektrum leistet der 77 Zoll große OLED vorbildliche Arbeit.

Die Themen Blickwinkelstabilität, Ausleuchtung und Schwarzdarstellung sind bei OLED-Fernsehern bereits ausgiebig behandelt worden. Der W9 verdient sich in jeder dieser Disziplinen Bestnoten, weshalb er gerade im anspruchsvollen Heimkino der optimale Apparat ist. Professionelle Anwender können ruhig mal einen Blick in das „Farbverwaltungssystem“ werfen. Hier kann man für jede der Farben Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta und Gelb die Parameter für „Sättigung“, „Farbton“ und „Leuchtdichte“ anpassen.

Cleverer Helfer: Neben Amazon Alexa hat der OLED auch den Google Assistant an Bord, der natürlich nicht lange überlegen muss, wie spät es gerade in Tokio ist.

Rein mit dem Auge ist es zugegebenermaßen kein einfaches Unterfangen, noch eine Nuance mehr aus dem LG herauszukitzeln, weil er ab Werk schon sehr gut voreingestellt ist. Wer wie wir das Gerät jedoch mit einem Spektrometer gemessen hat, kann hier ganz einfach den Farben den letzten Feinschliff verpassen.

Auch wenn wir regelmäßig OLED-Fernseher zwölf Stunden im Dauerbetrieb mit eingeblendeten Senderlogos laufen lassen und bisher keine nachhaltigen Spuren im Panel beobachtet haben, so hat LG dennoch Werkzeuge an Bord, um die Lebensdauer des Displays zu erhöhen. Die Logo-Helligkeit lässt sich beispielsweise auf „Niedrig“ einstellen.

Rund eine Stunde benötigt der „Pixel-Refresher“, um das Bild anschließend wieder so sauber wie möglich darzustellen. Und ist die „Bildschirmverschiebung“ aktiviert, so beugt der OLED77W9 möglichem Panelrauschen und Schattenbildern vor. 

Der Testbericht LG OLED77W9 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 13000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Denon AVR-X2600H (Test)

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Denon: Die etwas schwammigen Tasten sind groß und übersichtlich angeordnet. Die Fernbedienung ist identisch zum Geber des X3600H.

Der AVR-X2600H gehört noch zur Einstiegs-Klasse von Denon und ist mit 700 Euro nicht nur der günstigste Receiver dieses Testfelds: Er ist auch das einzige Modell, das mit 7 statt 9 Endstufen auskommen muss. Bei der Punkteverteilung gibt es daher einige Abzüge, zumal auch die meisten Vorverstärker-Ausgänge fehlen – bei 7.2-Kanälen ist demnach Schluss. Dafür kostet der X2600H mit 700 Euro deutlich weniger als der Rest vom Fest – und nicht jeder benötigt eine große Schaltzentrale für 9.2-Boxensets.

Mit 7 Endverstärkern ist der Denon immer noch gut gerüstet für Dolby Atmos- und DTS:X-Sound in einer 5.1.2-Konfiguration. DTS Virtual:X ist ebenfalls an Bord, lässt sich aber nur bei fehlenden Höhen-Speakern aktivieren. Aus einem 5.1.2-Set zaubert der X2600H daher kein 7.1.4-Set mit hinzugefügten „virtuellen“ Boxen – im 7.1-Betrieb hingegen schon. Dolbys „Height Virtualizer“ war zum Testzeitpunkt noch nicht aktiviert, soll aber demnächst per Firmware kommen. Konträr dazu bleibt IMAX Enhanced komplett außen vor, denn für eine Zertifizierung müssen Geräte mindestens 10 Kanäle ansteuern können. Auro-Ton gibt es bei Denon ohnehin erst ab der 4000er-Serie.

Abgesehen davon steht der X2600H dem größeren Bruder kaum nach: Neu ist der erweiterte Audio-Rück-kanal (eARC) für die HDMI-Zuspielung von HD-Ton über den Fernseher. Sämtliche HDMI-Ports sind zudem kompatibel mit dem neuesten Kopierschutz-Standard HDCP 2.3. Der Game-Modus „Auto Low Latency-Modus“ (ALLM) soll im Zusammenspiel mit Spielkonsolen und kompatiblen Fernsehern für möglichst geringe Latenzen sorgen. Die Spachsteuerung funktioniert neben Amazon Alexa jetzt auch mit Apple Siri und Google Assistant.

Radio-Freunde können den AVR-X2600H auch in einer Version mit DAB+ Radio erwerben, das Modell kostet nur 30 Euro mehr.

Solide bestückt für ein 700-Euro-Gerät: 8 HDMI-Eingänge (einer vorne), 2 HDMI-Ausgänge sowie 2 Toslink-Eingänge sind gut bemessen, leider fehlen Koax-Buchsen. Erfreulich ist die Phono-Platine, für Nostalgiker bieten sich analoge Videobuchsen in Form von YUV und FBAS an. Die Höhenboxen werden an die „Surround Back“-Terminals angeschlossen.

Ausstattung und Technik

Die Plastikfront ist in dieser Preisklasse nicht zu beanstanden, nach wie vor stören uns jedoch die  scharfkantigen, oberen Ecken der Frontplatte. Auf der Rückseite sorgen 2 HDMI-Ausgänge und 7
HDMI-Eingänge für ausreichend Verbindungsmöglichkeiten von AV-Zuspielern. Das Videoboard kommt mit 4K/60p-Bildern samt HDR10, HLG und Dolby Vision klar; HDR10+ geht aber nicht. Die Skalierungsfunktion rechnet Signale der HDMI-Eingänge bis 4K-Auflösung hoch, der elaborierte Video-Equalizer bietet neben 6 vorgefertigten Bildpresets auch die Möglichkeit manueller Feinjustagen.

Weniger schön ist das Fehlen von Koax-Eingängen, dafür gibt es 2 Toslink-Buchsen. 4 analoge Stereo-Cinch-Inputs sollten im Digitalzeitalter für die meisten Nutzer ausreichend sein. Klasse: Dank eingebautem Phono-Vorverstärker können Vinyl-Freunde ihren Plattenspieler direkt an den Denon stöpseln. Für die Relikte vergangener Heimkino-Tage stehen zudem FBAS- und YUV-Buchsen bereit.

Via IP-Adresse des Receivers gelangt man in das übersichtliche Websetup; dort kann man alle Funktionen und Einstellungen des Geräts einsehen und auch regeln.

Für das Streamen von Musik ist der X2600H dank HEOS-Multiroom, Bluetooth, AirPlay 2 und DLNA gut gerüstet – einzig Chromecast fehlt. Der Media-player verarbeitet auch Hi-Res-Audio-Dateien (24 Bit / 196 kHz) in den Formaten FLAC, ALAC, WAV und DSD (2,8 und 5,6 MHz). Die Steuerung erfolgt am bequemsten über die HEOS-App. Als Webradio wurde Tune-In verbaut, alle anderen Dienste laufen über die HEOS-App; zur Verfügung stehen Spotify, Tidal, Deezer, Napster oder Amazon Music inklusive dem neuen „Amazon Music HD“ – hier spielt der Denon auch Dateien der höchsten Qualitätsstufe („Ultra HD-Qualität“) mit 24 Bit / 192 kHz ab.

Die Bedienung des AVR-X2600H über das Bildschirmmenü gelingt einfach und intuitiv, bisweilen werden Tasteneingaben vom X2600H aber etwas verzögert umgesetzt. Alternativ bietet sich die Steuerung über die HEOS-App an. Praktisch zur Grundeinrichtung ist das Webmenü, das man durch Eingabe der IP-Adresse des Receivers über einen gewöhnlichen Webbrowser aufrufen kann.

Ton-Decoder & Einmessung

Wie bei allen AV-Receivern unserer beiden Testfelder ist beim X2600H das Cross-Format-Upmixing für Dolby-Signale gesperrt; Denon möchte diese Einschränkung per Firmware-Update aber rückgängig machen.

Der manuelle Equalizer regelt mit 9 Bändern Frequenzen zwischen 63 Hz und 16 kHz. Der Subwoofer-Kanal lässt sich allerdings nicht einstellen.

Die automatische Klangkorrektur führt Audysseys MultEQ XT durch, das 8 Messpunkte berücksichtigt, 3 Zielkurven bereitstellt sowie die Klangschaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion) mitbringt; noch mehr Korrekturfilter und Sonderfunktionen für den Subwoofer bleiben dem größeren MultEQ XT32 vorbehalten. Manuelle Klangmanipulationen darf man mit dem Equalizer betreiben, der jedoch erst ab hohen 63 Hertz greift; ferner lässt sich der Subwoofer-Kanal überhaupt nicht justieren. Auch greift der EQ nicht bei aktivem Audyssey-System. Abhilfe schafft hier die kostenpflichtige „Audyssey MultEQ App“, mit der man diverse Parameter der Audyssey-Einmessung manipulieren und Zielkurven für die Filter der Audyssey-Entzerrung selbst ziehen kann.

Tonqualität

Im Leistungstest erreichte der X2600H in etwa dieselben, soliden Werte wie der Vorgänger X2500H, mal etwas weniger, mal etwas mehr: Mit 64 bzw. 66 Watt im 7.1-Betrieb (6 Ohm) reist der Denon zwar keine Bäume aus, im Alltag kommt man damit aber locker aus. Im Stereo-Betrieb steht der Receiver mit 150 bzw. 128 Watt pro Kanal (4 bzw. 6 Ohm) gut im Futter. Der Eco-Modus „On“ reduziert den durchschnittlichen Stromverbrauch von 293 auf umweltfreundliche 127 Watt.

Mit seinen 7 Endstufen versorgt der Denon AVR-X2600H 7.2- oder 5.2.2-Boxen-Sets. Aufgrund von lediglich 7 Paar Boxenterminals muss man bereits bei der Verkabelung entscheiden, ob man lieber Höhen- oder hintere Surround-Lautsprecher betreiben möchte. Alternativ zum Betrieb von Höhen-Boxen ist das Bi-Amping der Hauptboxen, ein zweites Paar Frontboxen („Front B“)  oder die aktive Befeuerung eines zweiten Lautsprecher-Pärchens möglich.

Bei der Konfiguration folgt der AVR-X2600H den klassischen Positionen: Die zwei Höhenboxen darf man als vordere oder mittlere Deckenboxen sowie als vordere Height-Speaker oder als Aufsatzboxen (Dolby enabled) für die Front- oder Surround-Lautsprecher definieren. Die beiden Subwoofer-Pre-outs lassen sich leider nicht getrennt regeln, aus beiden Buchsen strömt demnach dasselbe Signal. Die Lautsprecher-Konfiguration fällt auch bei Denons Einsteigermodell mustergültig aus: Die Pegel- und Distanzschritte sind mit 0,5 Dezibel respektive 1 Zentimeter vorbildlich, die Crossover-Frequenzen darf man zwischen 40 und 250 Hertz für alle Speaker-Gruppen getrennt wählen.

Im Hörtest schlug der Denon einen lockeren, voluminösen Ton an. Bässe drückten kräftig, wenn auch nicht übermäßig knackig – typisch für die kleinen Denon-Receiver. Komplexe Chor- und Orchestermusik über 5.1-SACD dröselte der X2600H gut durchhörbar auf, wobei uns der Kleine etwas nervöser und schärfer vorkam als der große Bruder X3600H.

Über HDMI akzeptierte der Denon keine DSD-Streams, sodass der zuständige Blu-ray-Player entsprechendes Material zuerst in PCM-Ton wandeln musste. Die Audyssey-Einmessung funktionierte reibungslos und lieferte realistische Ergebnisse, nur unseren mittelgroßen Center stellten wir von „Groß“ lieber auf „Klein“ um. Unsere obligatorische Testrunde mit Dolby-Atmos-Clips absolvierte der Denon mit einer sehr räumlichen, großen und glaubhaften Darbietung, die Effekte präzise und greifbar in den Hörraum schob. Höhen-Effekte schallten leicht nach vorne versetzt, was bei Betrieb von nur 2 vorderen Decken-Speakern aber die Regel ist. Sehr gut: Audysseys dreistufige Dynamikkompression „Dynamic Volume“ funktionierte sowohl mit Dolby- als auch DTS-Signalen.

Mit Stereo-Musik spielte der AVR-X2600H im Pure-Direct-Betrieb recht druckvoll bei räumlicher, plastischer sowie präziser Abbildung, wobei wir uns allerdings ein etwas luftigeres, mehr von den Boxen gelöstes Klangbild gewünscht hätten. Bei Mainstream-Pop ging der Kleine zudem etwas harscher zugange als die größeren Kandidaten unserer beiden Testfelder.

Der Testbericht Denon AVR-X2600H (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Onkyo TX-RZ740 (Test)

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Die mittelgroße und leichte Fernbedienung liegt gut in der Hand. Große Tasten erleichtern die Bedienung im Dunklen, eine Beleuchtung fehlt aber.

Mit 950 Euro ist der TX-RZ740 von Onkyo 250 Euro günstiger als der TX-RZ840, den wir auf Seite 36 testen. Unterschiede ergeben sich vor allem bei Gehäuse und Leistung, nicht aber bei der Ausstattung. Denn bei den Kern-Features gleichen sich die Probanden: So klotzt auch der „kleine“ Onkyo mit 9 Endstufen, 11.2-Processing, Multiroom-Funktion, THX-Select, IMAX-Enhanced sowie Dolby Atmos und DTS:X plus Dolbys neuem „Height Virtualizer“.

Unterschiede fallen zuerst beim Gehäuse auf, das beim RZ840 deutlich wuchtiger bzw. um knapp 2,5 Zentimeter höher ausfällt. Ob das nötig ist, sei dahingestellt, der Blick unter den Deckel offenbart jedenfalls noch viel  Luft nach oben. Weniger hochwertig wirkt auf jeden Fall die Plastikfront des 740ers, der große Bruder bot hier noch Aluminium plus eine schwere Alu-Klappe, hinter der sich das Bedienfeld zugunsten einer schöneren Optik versteckt. Weiterer Pluspunkt für den RZ-840: Er bietet mehr Leistung, wie unsere Labormessung offenbart. Zu den Verbesserungen beider Modelle zählt Onkyos Einmess-System „AccuEQ“, das nun 9 statt 3 Messpositionen berücksichtigt. Neu ist zudem die DSP-Klangschaltung „Vocal Enhancer“, die die Wiedergabe von Dialogen verbessern soll.

Veränderungen gab es aber nicht nur bei der Software, sondern auch bei der Hardware: So offeriert das HDMI-Board jetzt kürzere Signalwege und  größere Flächen für sauberere AV-Signale. Ein neuer Quad-Core SoC erweitert die Netzwerkfunktion um die Hochgeschwindigkeitsspezifikation 802.11ac 2×2 MIMO Wi-Fi, zudem ist der Chip kompatibel mit Dual-Band 802.11b/g/n.     

Ausstattung und Praxis

Die Verstäkerkomponenten werden bei Onkyo nicht nur nach ihren technischen Merkmalen gewählt, sondern auch „aufgrund ihrer hör- und messbaren Leistung“, so der Hersteller. Man entscheidet also auch in Hörvergleichen, was am besten klingt. Das „THX Select“-Zertifikat garantiert genügend Leistung für die Beschallung von Räumen bis 57 Kubikmetern, hierfür passierte der Receiver 2.000 Benchmark-Tests in 75 Kategorien. Mächtig fährt der 740er auch bei den Endstufen auf, 9 für 950 Euro sind eine Ansage. Wie beim größeren Modell soll auch hier eine verstärkte Stromleitung die Energieversorgung verbessern. Die 11.2-Signalverarbeitung ermöglicht den Einsatz von 7.2.4-Lautsprecher-Sets.

Gute Konnektivität: 7 HDMI-Inputs (einer vorn) und 2 Ausgänge sollten für die meisten Heimkinos reichen, nur eine Koax- und Toslinkbuchse sind allerdings etwas knapp bemessen. Die 11.2-Pre-outs gefallen uns sehr gut, auch der Phono-Anschluss erfreut. Zwei Antennen sorgen für eine sichere Streaming-Verbindung.

Nicht genutzte Endstufen können für die aktive Beschallung von zwei weiteren Hörräumen oder für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher genutzt werden. Passiv gibt der Onkyo mittels Vorverstärker-Ausgängen Tonsignale an zwei Nebenräume aus, hierfür werden separate DACs verwendet.

Die Boxen-Konfiguration

Mit 9 internen Endstufen versorgt der Onkyo 5.2.4- oder 7.2.2-Boxen-Sets. Bereits bei der Verkabelung muss man sich entscheiden, ob man lieber hintere Höhen- oder hintere Surround-Lautsprecher nutzen möchte. Denn einen fliegenden Wechsel zwischen diesen Varianten bietet der TX-RZ740 aufgrund von nur 9 Boxen-Terminals nicht. Dank 11.2-Processing und Pre-outs lässt sich der RZ740 auch als Vorverstärker für externe Endstufen nutzen, was die Befeuerung von 7.1.4-Boxensets ermöglicht.

Im 7.1.4-Betrieb muss ein Boxenpaar von einem externen Verstärker befeuert werden. Welches zeigt der Onkyo leider nicht an, hierfür muss man im Handbuch nachschlagen: Es sind die Back-Rears.

Bei der Konfiguration sind exotische 3D-Kons-tellationen wie 3.1.2 oder 2.1.2 ohne Surround-Speaker möglich. Dolbys Height Virtualizer oder Onkyos eigenes Boxen-Virtualisierungs-Programm „Theater-Dimensional“ versuchen in diesem Fall, die fehlenden Lautsprecher durch DSP-Algorithmen akustisch zu ergänzen.

Übrig gebliebene Endstufen lassen sich im TX-RZ740 für die aktive Beschallung von zwei Nebenräumen (Zone 2 und 3) verwenden, auch das Bi-Amping der beiden Hauptlautsprecher ist möglich.

Decoder & Klangschaltungen

An Ton-Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Mixer Dolby Surround und Dolby Height Virtualizer sowie DTS Neural:X – DTS Virtual:X fehlt jedoch. Das Cross-Format-Upmixing ist beim RZ740 zur Zeit weder bei Dolby- noch DTS-Streams möglich. Ob ein Firmware-Update die Sperre aufhebt, muss sich zeigen – Onkyo konnte uns diesbezüglich keine Antwort geben.  3D-Sound von Auro gab es bei Onkyo noch nie, was zu einem Punktabzug führt. Dank THX-Zertifizierung kann der RZ740 zwar mit den Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Games“ aufwarten, bei 3D-Sound funktionieren diese jedoch nicht.

Im DTS / IMAX Menü kann man Parameter der Basswiedergabe auch manuell einstellen.„IMAX Bass Feeding“ regelt, ob die Bässe eines jeden Kanals nach IMAX-Vorgaben an den Subwoofer abgegeben werden.

Das Lautsprecher-Setup offeriert die Abstände der Boxen zum Hörplatz leider nur in 3-Zentimeter-Schritten, 1 Zentimeter würden uns besser gefallen. Die Pegel-einstellung klappt mit Einheiten von 0,5 Dezibel präziser, allerdings lässt sich der recht laute Rauschgenerator nicht abschalten, was eine Pegelung mit externen Testsignalen umständlich macht. Komfortabler geht da die automatische Einmessung via AccuEQ, die 9 Messpositionen berücksichtigt, über die Bühne. Zu den klangopti-mierenden Features gehört auch die Entzerrung stehender Basswellen sowie die Accu-Reflex-Funktion zur Phasenkorrektur von 3D-Aufsatz-Lautsprechern. Der gelungene Equalizer stellt 15 Frequenzbänder zwischen 25 Hz und 16 kHz zur Verfügung, von denen sich 9 gleichzeitig nutzen lassen. Der Woofer-Kanal wird mit 5 Bändern zwischen 25 und 160 Hz geregelt. Apropos Woofer: Diese lassen sich nicht getrennt regeln und erhalten somit stets das gleiche Signal.

Video und Multimedia

Bildseitig setzt der TX-RZ740 wie sein größerer Bruder auf HDMI 2.0 samt HDCP 2.3 sowie die HDR-Kompatibilität mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Die Integration von HDR10+ fehlt derzeit allen uns bekannten AV-Receivern. Der Video-Scaler rechnet nur 1080p-Signale auf UHD-Auflösung hoch, der rudimentäre Video-EQ schärft das Bild beim Hochrechnen auf Wunsch dreistufig an.

Mitteilungsfreudig: Der RZ740 gibt Infos zum ein- und ausgehenden Ton, bei DTS:X und Dolby Atmos fehlt aber die Angabe der Kanalkonfiguration des Originalstreams.

In Sachen Streaming ist der Onkyo mit FlareConnect, Chrome-cast, DTS Play-Fi, AirPlay und Blue-tooth ziemlich komplett. Zudem lässt er sich mit Geräten von Sonos verbandeln, allerdings wird hierfür der „Sonos Connect“-Adapter benötigt (400 Euro). Zum kostenlosen TuneIn-Web-radio gesellen sich die Bezahldienste Tidal, Deezer, Spotify und Amazon Music. Der Media-Player liest auch Hi-Res-Formate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und DSD.

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung bot der TX-RZ740 teils bis zu 40 Watt weniger als der sehr kräftige RZ840, ausreichend ist die Power aber trotzdem: Mit 7 voll ausgelasteten Kanälen stellte er gute 73 (4 Ohm) bzw. 76 (6 Ohm) Watt pro Kanal zur Verfügung und steigerte sich bis zu 2 x 189 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm). Im Durchschnitt zog der TX-RZ740 rund 326 Watt Strom aus der Steckdose.

Beim Hörtest klang der Onkyo auch nach Onkyo: Mit Rockmusik von Steely Dan groovte der Kleine schon fast wie ein Großer, überzeugte mit Kontrolle im Bass, plastischen Instrumenten und feiner Auflösung, die Becken schön strahlen ließen. Dabei kippte der Sound auch bei hohen Pegeln nicht ins Unangenehme.

Die Einmessung nahm dem Klang der Front-boxen viel Bass, brachte dafür aber etwas mehr Ordnung und Klarheit. Der Subwoofer drückte danach aber dermaßen, dass wir den Pegel entschärfen mussten. Unseren obligatorischen Testlauf mit Dolby-Atmos-Trailern (Amaze, Audiopshere) absolvierte der RZ740 ohne Murren mit einem großem und realistischen Klangfeld, das nur hinten noch etwas mehr Rauminformationen hätte vertragen können. Höhen-Effekte wie die Synthesizer in „Audio-sphere“ hob der Receiver gekonnt über den Kopf. Die „Late Night“-Schaltung zur Dynamik-reduktion funktionierte bei Dolby-Ton ausgezeichnet, blieb bei DTS-Sound aber ohne hörbare Wirkung.

Mit Stereo-Musik spielte der RZ740 musikalisch und stressfrei, dabei mit toller Räumlichkeit und straffen Bässen; Letztere dünnte die Einmess-Automatik etwas aus, weshalb wir den Pure Audio Modus bevorzugten.

Der Testbericht Onkyo TX-RZ740 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Pioneer VSX-LX304 (Test)

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Baulich ist die Fernbedienung von Pioneer identisch zum Geber von Onkyo, nur die Tastenbelegung unterscheidet sich geringfügig.

Nach unserem Test des VSX-LX504 in Ausgabe 7-2019 folgt nun das nächstkleinere Modell, der VSX-LX304, denn einen 404er gibt es nicht. Der Receiver der unteren Mittelklasse bietet viele Features oft deutlich teurerer Geräte, darunter 9 Endstufen – was uns bei einem Preis von 800 Euro einen Preistipp wert ist. Bei 9 Kanälen ist allerdings Schluss, denn eine 11.2-Kanal-Verarbeitung fehlt. 9 Kanäle reichen aber, um die Mindestanforderung für IMAX Enhanced zu erfüllen, das beim 304er erst kürzlich aktiviert wurde. Per Software-Update kam auch Dolbys neuer „Height Virtualizer“, der fehlende Höhen- und/oder Rear-Boxen virtuell ersetzen möchte und damit dieselbe Funktion erfüllt wie DTS Virtual:X, das der 304er allerdings nicht an Bord hat. Wie die neuen Onkyo-Receiver wurde auch der LX304 mit dem Klangprogamm „Vocal Enhancer“ ausgestattet, dieser heißt hier allerdings „Dialog Enhancement“. Die Funktion soll die Sprachwiedergabe verbessern, was jedoch auf Kosten der Kanaltrennung geht.

Aufgerüstet wurde auch in Sachen Multiroom: Neu ist ein Zone B Line-out, der das Tonsignal der Hauptzone ausgibt, etwa an einen Drahtlos-Sender für Wireless-Kopfhörer. Aktiv beschallt der LX304 sogar 2 Nebenzonen, sofern die Endstufen nicht im Hauptraum genutzt werden. Ferner lässt sich der Pioneer in ein Netzwerk mit Sonos-Geräten einbinden, wofür jedoch der Sonos Connect-Adapter (400 Euro) benötigt wird.

Ausstattung und Technik

Von den 9 Endstufen kann man 4 für die Beschallung von zwei Nebenräumen abzwacken. Alternativ darf man über die Pre-outs eine Hörzone passiv mit Tonsignalen versorgen. Das Boxensetup erlaubt die Justage der Pegel um 0,5-Dezibel-Schritte, Distanzen lassen sich aber nur in 3-Zentimeter-Einheiten verschieben; besser wären 1-Zentimeter-Schritte. Ebenfalls suboptimal: Crossover-Frequenzen können nicht separat gesetzt werden, stattdessen muss man einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren. Zudem darf man die beiden Subwoofer-Pre-outs nicht getrennt regeln.

Vollgepackt: 2 HDMI-Ausgänge und 7 HDMI-Eingänge (einer vorne) sind in der Preisklasse unter 1.000 normal, ebenso nur je ein Koax- und Toslink-Eingang. Aktiv befeuert der LX304 immerhin 9 Lautsprecher, Pre-outs gibt es jedoch nur für 2 Subwoofer und eine zweite Zone. Vinyl-Fans freuen sich über die Phono-Buchse.

An Ton-Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Das beliebte Cross-Format-Upmixing ist mit dem LX304 gar nicht mehr möglich. Ob ein Firmware-Update nach der jüngsten Dolby-Entscheidung dies ändert, konnte man uns auf Rückfrage nicht beantworten. Fest steht: Der Pioneer verfügt über 10 Klangprogramme.

Im Unterschied zu den technisch verwandten Onkyo-Geräten nutzt der VSX-LX304 als Einmess-System das „MCACC“, das mit Pioneers bekannter „Phase Control“-Schaltung aufwartet, welche Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen allen Lautsprechern kompensieren soll. In der aktuellen Variante berücksichtigt das MCACC bis zu 9 Messpositionen. Zu den Tuning-Tools zählt neben diversen Klangfiltern (unter anderem Theater, Sound Retriever, Midnight) auch ein 9-bandiger Equalizer, der sich zusätzlich zur Einmess-Automatik aktivieren lässt. Er greift aber erst ab recht hohen 63 Hertz, Ausnahme bilden die 4 Bänder für den Subwoofer, die von 31 bis 250 Hertz regeln.

Boxen-setup mit 9 Kanälen

Mit 9 integrierten Endstufen befeuert der Pioneer VSX-LX304 aktiv 7.1.2- oder 5.2.4-Boxensets. Pre-outs gibt es nur für 2 Subwoofer sowie Zone 2, womit 11.2-Boxen-Sets außen vor bleiben.

3.1.2: Auch exotische Kombinationen mit 2 Höhen-Speakern (hier Add-ons), aber ohne Rears sind möglich.

Zonenbetrieb: Bei Nutzung von nur 5 Endstufen im Hauptraum kann man 2 Nebenzonen aktiv bespielen.

7.1.2: Der Pioneer unterstützt auch „Top Middle“-Höhenboxen, dann sind hintere Rear-Boxen möglich.

5.1.4: In der Maximal-Konfiguration können 4 Höhenboxen, aber keine Back-Rears betrieben werden.

Video und Multimedia

Das Video-Board mit 2 HDMI-Ausgängen und 7 HDMI-Eingängen ist kompatibel zu 4K/60p sowie HDR-10, Dolby Vision und HLG. Zudem unterstützt es den aktuellen Kopierschutz HDCP 2.3. Der Scaler wandelt nur 1080p-Signale in UHD-Auflösung. Der einfache Video-Equalizer funktioniert nur bei aktivem Upscaler und schärft das Bild in 3 Schritten an.

Zu Musik vernetzt der Pioneer über AirPlay2, Bluetooth, DLNA, Chromecast, DTS Play-Fi und Onkyos eigenem Streaming-Protokoll FlareConnect. Abgespielt werden auch Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit. Als Internet-Radio fungiert TuneIn, hinzu kommen die kostenpflichtigen Streaming-Dienste Spotify, Deezer, Tidal und Amazon Music.

Die neue Fernbedienung verzichtet dankenswerterweise auf die spitzen Kanten des Vormodells und überzeugt zudem mit klarem Layout und großen Tasten. Für die komfortable Nutzung der Streaming- und Multiroom-Funktionen empfiehlt sich die „Pioneer Remote App“.

Der Equalizer regelt jeden Kanal mit 9 Bändern, jedoch erst ab 63 Hertz. Nur der Woofer-Kanal greift schon ab 31 Hertz, was für alle Boxen wünschenswert wäre.

  

Tonqualität

Im Messlabor bot der LX304 mit 7 x 74 Watt (Ohm) sowie 94 Watt pro Kanal im 5.1-Modus (6 Ohm) solide Werte, die im Alltag locker ausreichen. Die 187 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm) kann man im Regelfall eh nicht ausreizen. Der durchschnittliche Stromverbrauch lag mit 329 Watt im Normalbereich, eine Öko-Schaltung fehlt dem Gerät.

Im Hörtest schritt der LX304 mit einer sehr luftigen, transparenten und hochauflösenden Spielweise zu Werke, die Aufnahmen viele Details entlockt; Rockmusik brachte der Receiver knackig und kontrolliert im Bass rüber. Die 9-Punkt-Einmessung funktionierte problemlos und lieferte glaubhafte Ergebnisse, wobei „Phase Control“ dem Ganzen einen guten, doch strammen Schub im Bass mitgab.

Komfortabel: Eingangswahl, Wiedergabemodus, Pegel und Multi Zone lassen sich individuell in drei Speichern ablegen und per Tastendruck aufrufen.

Nichts zu meckern hatten wir auch bei unseren Hörtests mit Dolby-Atmos-Material: In „Amaze“ flog der Vogel klar nachvollziehbar seine 360-Grad-Bahn, Ambient-Effekte verteilten sich weiträumig und der „Powerful Bass“ entlockte unserem großen Subwoofer brachiale Tiefbässe, die lobenswerterweise nicht verzerrten. Bei einer 5.1.4-Konfiguration waren zudem die Synthesizer in „Audiosphere“ sauber über unserem Kopf zu hören.

Das 5-stufige „Dialog Enhancement“ für eine verbesserte Sprachverständlichkeit weicht die Kanaltrennung der drei Frontboxen auf, so dass Dialoge nicht mehr nur aus dem Center, sondern auch aus den Hauptlautsprechern tönen. Dies gilt jedoch auch für alle anderen Klanganteile des Center-Kanals – also Effekte und Musik. Sprache wird dadurch lauter und besser verständlich, im Gegenzug nimmt die Präzision ab. Zwiespältig schnitt auch die „Midnight“-Schaltung zur Dynamik-Kompression ab, die bei Dolby-Ton gut funktionierte, bei DTS-Streams hingegen keine Wirkung zeigte.

Stereo-Musik brachte der Pioneer im Pure Direct Modus locker und dreidimensional zu Gehör. Bässe kamen konturiert und klar, doch nicht allzu druckvoll. Statt dick aufzutragen, bevorzugt der LX304 eine schlackenfreie, luftige und hochauf-lösende Spielart. Bei „crisp“ aufgenommener Mainstream-Mucke schlich sich allerdings schon mal eine leichte Schärfe in den Klang, die bei sanfter abgestimmten Geräten weniger auffällt. Mit audiophilen CDs spielte der LX304 hingegen genauso detailreich wie stressfrei.

Der Testbericht Pioneer VSX-LX304 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Onkyo TX-RZ840 (Test)

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Pioneer: Die mittelgroße Fernbedienung liegt dank runder Ecken angenehm in der Hand. Große und logisch gegliederte Tasten erleichtern die Bedienung.

Auch Onkyo folgt dem Puls der Zeit und packt in seinen überarbeiteten Mittelklasse-Boliden TX-RZ840 die neuesten Sound-Technologien von Dolby und DTS: Demnach ist IMAX Enhanced ebenso mit von der Partie wie Dolbys virtueller 3D-Upmixer „Height Virtualizer“, mehr hierzu im Kasten auf Seite 39. Neu ist zudem die DSP-Klangschaltung „Vocal Enhancer“, die das Anheben oder Absenken von Dialogfrequenzen in fünf Schritten ermöglicht. 

Hand angelegt haben die Ingenieure auch bei der Hardware, sprich den Rechenchips: Das neu konzipierte HDMI-Board bietet kürzere Signalwege und größere, sorgfältig veredelte Flächen für saubere AV-Signale. Für verbessertes Streaming rüstet ein neuer Quad-Core SoC die Netzwerkfunktion um die Hochgeschwindigkeitsspezifikation 802.11ac 2×2 MIMO Wi-Fi auf, zudem ist der Chip auch kompatibel mit Dual-Band 802.11b/g/n Routern. Auf den Preis hatte das löblicherweise keine Auswirkungen, der beträgt wie beim Vorgänger 1.200 Euro.     

Ausstattung und Praxis

Eine Seltenheit in der Receiver-Landschaft ist das THX-Siegel geworden, die „THX Select“-Zertifikation des RZ840 garantiert dem Käufer eine Heim-kino-gerechte Signalnach-bearbeitung und genügend Leistung für die Beschallung von Räumen bis 57 Kubikmetern Größe. Apropos Power: Der RZ840 verfügt über 9 Endstufen, die Signale von 5 Hz bis 100 kHz verarbeiten. Eine verstärkte Stromleitung soll auch bei 4-Ohm-Last eine sichere Energieversorgung gewährleisten. Ein stranggepresster Aluminiumkühlkörper regelt die Länge und Neigung der Resonanzfrequenzen und soll so Vibrationen begrenzen. Die 11.2-Signalverarbeitung erlaubt den Einsatz großer Boxen-Sets in 7.2.4-Konfiguration. Für die Nebenbei-Beschallung im Wohnzimmer ist der „Stereo Assign Modus“ interessant, der die Signale der beiden Frontboxen einem Paar Deckenlautsprecher oder Rear-Boxen zuweist.

Bot der Onkyo TX-RZ830 noch 11 Boxenterminals, so sind es beim RZ840 nur noch 9. Auch eine der Toslink-Buchsen sowie ein analoger YUV-Eingang fiel weg. 7 HDMI-Inputs und 2 Ausgänge sind in der Regel völlig ausreichend.

Nicht genutzte Endstufen können für die aktive Beschallung von zwei weiteren Hörräumen oder für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher genutzt werden. Passiv gibt der Onkyo mittels Vorverstärker-Ausgängen Tonsignale an zwei Nebenräume aus, hierfür werden separate DACs verwendet.

Nicht zuletzt wurde Onkyos proprietäre Einmess-Automatik „AccuEQ“ erweitert, sie erfasst nun 9 statt wie bisher 3 Positionen. Die Entzerrung stehender Basswellen ist hingegen ebenso wie die Accu-Reflex-Funktion zur Phasenkorrektur von Aufsatz-Lautsprechern (Add-on-Speaker) für 3D-Sound kein Novum, aber allemal eine Erwähnung wert.

An Ton-Decodern verbaute Onkyo Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Entgegen dem Vormodell ist beim RZ840 derzeit das Cross-Format-Upmixing weder bei Dolby- noch DTS-Streams möglich. Ob die Sperre per Firmware-Update aufgehoben wird, konnte uns Produkt-Manager Stéphane Moussu nicht beantworten. Auf 3D-Sound von Auro müssen Heimkino-Freunde bei Onkyo weiterhin verzichten, dafür kann der TX-RZ840 dank THX-Zertifizierung mit den Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Games“ aufwarten. Diese verweigern unschönerweise bei 3D-Ton ihren Dienst.

Boxen-Setup: Dank 11.2-Pre-outs ist trotz 9 Endstufen auch vollwertiger 3D-Sound mit 7.2.4-Kanälen möglich.

Beim Lautsprecher-Setup blieb alles beim Alten: So ist die Einstellung der Abstände mit 3-Zentimeter-Schritten nach wie vor nicht perfekt. Die Pegel-einstellung klappt mit Schritten von 0,5 Dezibel präziser. Die Crossover-Frequenzen lassen sich für jede Kanalgruppe zwischen 40 und 200 Hertz einstellen; die beiden Cinch-Ausgänge des Subwoofer-Kanals können aber nicht getrennt geregelt werden und geben somit stets dasselbe Signal aus. Der Equalizer stellt 15 Frequenzbänder zwischen 25 Hz und 16 kHz bereit, von denen sich 9 gleichzeitig nutzen lassen. Der Woofer-Kanal wird mit 5 Bändern zwischen 25 und 160 Hz geregelt.

Video und Multimedia

Videoseitig baut der TX-RZ840 auf HDMI 2.0 samt HDCP 2.3 sowie die HDR-Kompatibilität mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Im Gegensatz zum Vorgänger bietet der RZ840 einen Video-Scaler, der allerdings nur 1080p-Signale in die UHD-Auflösung rechnet. Der rudimentäre Video-EQ  schärft das Bild beim Hochrechnen auf Wunsch mehrstufig an.

Onkyos proprietäre Einmessung AccuEQ berücksichtigt bei der Frequenzgangmessung aller Lautsprecher nun bis zu 9 Mikrofon-Positionen.

Strea-ming-technisch schöpft der Onkyo aus dem Vollen: FlareConnect, Chrome-cast, DTS Play-Fi, AirPlay und Bluetooth lassen keine Verbindungs-probleme aufkommen. Kompatibel ist der Receiver auch zu Geräten von Sonos, allerdings wird dafür der mit 400 Euro nicht gerade günstige „Sonos Connect“-Adapter benötigt. Neben dem TuneIn-Webradio sind die Bezahldienste Tidal, Deezer, Spotify und Amazon Music an Bord. Der Media-Player liest auch Hi-Res-Formate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und DSD (bis 11.2 MHz).


Das steckt hinter IMAX-Enhanced

Dolby hat in den letzten Jahren mit Dolby Atmos, Dolby Vision und sogar ganzen Dolby-Kinos technisch vorgelegt. So verwundert es kaum, dass Mitbewerber wie IMAX und DTS nachziehen. Deren Kollaboration nennt sich „IMAX Enhanced“, zielt auf den Heimkino-Markt und betrifft sowohl die Elektronik als auch die Inhalte. Im Idealfall soll die komplette Wieder-gabe-Kette nach Vorgaben der beiden Firmen optimiert sein. Ziel des Programms ist es, IMAX-Kinoerlebnisse zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.

Voraussetzung sind natürlich entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rausch-reduktion und Helligkeitsanpassung für 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf balkenfreie Bildformate (1,78:1 statt 2,35:1) freuen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechungen?

Als Voraussetzung müssen IMAX-zertifizierte AV-Komponenten mindestens ein 5.1.4-Boxen-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subwoofern und 4 Höhenlautsprechern empfohlen.

Liegt IMAX-Ton an, kann man im Grundmenü das Bassmanagement auch manuell einstellen.

Beim Onkyo TX-RZ840 werden IMAX-Inhalte automatisch erkannt. Infolgedessen werden der spezielle DTS:X Codec sowie ein eigenes Bassmanagement angewendet: Hierzu gehören ein eigener Subwoofer-Modus (IMAX Bass Feeding), der Bassanteile aller anderen Boxen auf Basis der IMAX-Vorgaben  an den LFE-Kanal schanzt, sowie eine separate Justage des Basspegels (IMAX LFE Level) zwischen -20db und keiner Beschränkung.

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung bot der TX-RZ840 in etwa die gleiche Leistung wie sein Vorgänger. Unterm Strich bietet der Bolide an jeder Last üppige Kraftreserven: Mit 7 voll ausgelasteten Kanälen stellte er sehr gute 103 (4 Ohm) bzw. 98 (6 Ohm) Watt pro Kanal zur Verfügung und steigerte sich bis zu stolzen 2 x 231 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm). Im Durchschnitt zog der TX-RZ840 rund 322 Watt Strom aus der Steckdose, ein Eco-Modus fehlt dem Boliden – und das trotz Klimadebatte.

Beim Hörtest erfreute der Onkyo mit den Tugenden der letzten Generation: Selbst ohne Einmessung musizierte er luftig, temperamentvoll und gefiel mit seinem vollmundigen und seidigen Charme, der zu langen und stressfreien Hörrunden einlädt. Trotz seiner samtigen, unaufgeregten und im besten Sinne kultivierten Spielweise vermissten wir keine Klanginformationen. Barocke Orchestermusik von 5.1-SACD spielte der RZ840 im originalen DSD-Stream – sie stand glaubhaft im Raum, hier war allerdings noch Luft nach oben.

Die Einmessung der Lautsprecher-Frequenzgänge auf 9 Messpunkte funktionierte problemlos und lieferte plausible Werte; danach klang es etwas wärmer bzw. musikalischer. Mit Dolby-Atmos-Trailern spannte der RZ840 eine große Bühne auf, in der alles greifbar platziert wurde, auch Umgebungsgeräusche füllten weiträumig das Klangfeld. Höhen-Effekte wie die Synthesizer in „Audio-sphere“ hievte der Bolide plastisch zur Decke, allerdings und trotz 5.1.4-Boxen-Set nicht direkt über unsere Köpfe, sondern leicht nach vorn versetzt.

Die „Late Night“-Schaltung zur Dynamikreduktion funktionierte bei Dolby-Ton ausgezeichnet, blieb bei DTS-Sound aber ohne hörbare Wirkung. Als zweischneidiges Schwert entpuppte sich die „Vocal“-Funktion zur Verstärkung von Dia-logen: So legt die Schaltung in 3 Stufen den Center-Kanal mehr oder weniger auch auf die Hauptlautsprecher. Damit werden Dialoge zwar lauter, die Kanaltrennung geht aber flöten.

Im Stereo-Betrieb musizierte der TX-RZ840 ebenso klar, kultiviert und unangestrengt; Bässe kamen sauber und druckvoll. Dabei spielte der Bolide eher breit und vor den Boxen als tief. Gelegentlich hatten wir den Eindruck, als würde die Musik aus dem Boxen „poppen“ bzw. als wäre noch eine Surround-Schaltung aktiv.                 

           

 

Der Testbericht Onkyo TX-RZ840 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Marantz SR6014 (Test)

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Auch der zum Denon baulich identische Marantz-Geber leidet unter wenig präzisen Druckpunkten der großzügig dimensionierten Tasten.

Marantz hat ihn schon, Dolbys lange angekündigten „Height Virtualizer“ – auch, wenn wir uns da anfangs gar nicht so sicher waren. Der kam dann aber doch per Firmware-Update in den SR6014 und natürlich ließen wir uns es nicht nehmen, auszuprobieren, wie das mit dem virtuellen Sound aus dem Nichts so klappt. Das Ergebnis und einiges mehr rund um den virtuellen 3D-Sound haben wir im Kasten rechts zusammengefasst.

Ansonsten bekam der Nachfolger des SR6013 eher marginale Updates spendiert. So ist nun die Sprachsteuerung via Apple Siri und Google Assistant möglich; Alexa folgte schon beim Vorgänger auf Kommando. Ein neuer DSP-Downmix erlaubt es ferner, die gleiche Quelle in der Haupthörzone im nativen Mehrkanalformat und in Zone 2 im Stereo-format zu hören. Der 2-Kanal-Downmix lässt sich auch kabellos an HEOS-Geräte im System streamen. Neu ist zudem die automatische Benennung von Eingängen nach den angeschlossenen Geräten, etwa „UDP-203“ wie bei unserem Oppo.

Ende des Jahres soll ein Firmware-Update erlauben, Bluetooth-Kopfhörer mit dem Receiver zu verbinden. Für die meisten weniger spannend: Den All-Zone-Stereo-Modus kann man jetzt auch auf einer der Schnellwahltasten („Smart Select“) speichern. Auro 3D gibt es bei Marantz erst ab dem SR7013, der dieses Jahr keinen Nachfolger bekommt. Auch das terrestrische Digitalradio DAB+ hätte sich gut in der Upgrade-Liste gemacht.

Dafür ist der SR6014 auch nicht teurer geworden, im Gegenteil kostet er mit 1.300 Euro sogar 100 Euro weniger als der Vorgänger.

Ausstattung und Praxis

Nicht mehr brandneu, aber immer noch aktuell sind Features wie IMAX Enhanced, ALLM, DTS Virtual:X, eARC und AirPlay2, die der SR6014 an Bord hat. Nichts geändert hat sich bei den Endstufen, 9 an der Zahl. Das 11.2-Kanal-Processing für 7.1.4-Boxensysteme ist inzwischen auch in der gehobenen Mittelklasse Standard, unter den Big-Playern tanzt nur noch Yamaha aus der Reihe. Freie Endstufen können im SR6014 auch für die Beschallung eines Nebenraums oder das Bi-Amping genutzt werden. 

Ebenfalls an Bord sind natürlich die Decoder Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und DTS Virtual:X. Dolby-Streams lassen sich aufgrund einer von Dolby verordneten Sperre derzeit nicht mit den DTS-Decodern wiedergeben, aber wie bei den Denons soll ein Firmware-Update in 2020 die Sperre aufheben. 

Bestens bestückt: 11 Lautsprecher lassen sich verkabeln, von denen 9 zeitgleich aktiv sind. Dank 11.2-Pre-outs versorgt der SR6014 auch vollwertige 7.2.4-Boxensets mit Sound. Einer der 3 HDMI-Ausgänge kann einem zweiten Hörraum zugeordnet werden. Eine Seltenheit ist der analoge 7.1-Mehrkanaleingang.

Wie gewohnt ist für die Einmessung aller Lautsprecher Audysseys hochwertigste Einmessautomatik „MultEQ XT 32“ zuständig, die bis zu 8 Messpunkte berücksichtigt. Der 9-Band-Equalizer regelt bis auf die Subwoofer alle Boxen ab aus unserer Sicht etwas zu hohen 63 Hertz. Zudem lässt sich der EQ nicht parallel zu Audyssey aktivieren. Audysseys kostenpflichtige MultEQ-App ist aber ohnehin die bessere Wahl für manuelle Frequenzgang-Korrekturen.

Boxen-Setup: Dank 11.2-Processing ist auch 7.2.4-Ton möglich, hier benötigen die Top-Rears externe Amps.

Unter der Fülle von Anschlüssen auf der Rückseite findet man auch einen seltenen 7.1-Analog-Eingang, an den man zum Beispiel einen SACD-Player stöpseln kann. Kontaktprobleme analoger wie digitaler Art sollte man mit dem SR6014 nicht bekommen.

Dolby Height Virtualizer

Iss‘er nun drin, oder nicht? So ganz klar war das nicht, als das Firmware-Update zwar auf Dolbys Height Virtualizer hinwies, dieser im Anschluss aber nicht in der Decoder-Liste aufpoppte und auch im Hauptmenü nirgends auffindbar war. Drin war er letztlich doch, nur gut versteckt, denn wie bei Geräten von Marantz und Denon üblich, blendet das Menü mit dem anliegenden Ton-stream nicht nutzbare Funktionen aus – was das Auffinden nicht erleichtert.

Überraschend war zudem, dass Dolbys Height Virtualizer kein klassischer Decoder wie DTS Virtual:X ist, der gesondert in der Decoder-Auswahl auftaucht. Stattdessen versteckt sich der Hochmischer als optionale Klangschaltung im Hauptmenü „Audio“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ und taucht dort auch nur auf, sofern im Boxensetup keine Höhenboxen und/oder keine Surround-Boxen aktiviert wurden. Zudem muss Dolbys „Surround-Upmixer“-Decoder aktiv sein, nur dann lässt sich der Virtualizer im Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ (siehe Bild) auch blicken. Sinn macht das durchaus, denn falls alle Tonkanäle diskret über reale Boxen wiedergegeben werden, benötigt man den Virtualizer nicht. An virtuellen Lautsprechern simuliert Dolbys Height Virtualizer aber nicht nur Höhenboxen, wie der Name vermuten lässt, auch bei fehlenden Surround-Boxen lässt sich der Virtualisierer zuschalten. Ein Segen also für Leute, die ihr Wohnzimmer-Kino möglichst „boxenfrei“ gestalten wollen. Doch wie klingt das Ganze überhaupt?

Dolbys Height Virtualizer wird im Marantz SR6014 im etwas versteckten Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ aktiviert; von „Dolby“ ist dort allerdings keine Rede.

Entscheidend ist zu wissen, dass beim Downmix keine Klanginformationen verloren gehen, sondern diese umverteilt werden. Fehlt zum Beispiel die vordere linke Höhenbox, wird deren Toninformation dem vorderen linken Hauptlautsprecher zugeschanzt. Durch die Umrechnung von Laufzeit, Phasendrehung und Frequenz eines Signals versuchen Virtualisierer dem Gehör Schallquellen vorzugaukeln, die gar nicht existieren – im besten Fall tönt besagter Links-Oben-Kanal dann auch von oben links, ganz ohne dort installierte Höhenbox.

Prinzipbedingt ist die Virtualisierung dem Klang echter Lautsprecher unterlegen, was unser Hörtest auch untermauerte. Vorteile brachte die Technik durchaus, ganz besonders, wenn nur Boxen vorne im 2.0- oder 3.1-Modus laufen. Dann wurde das Klangfeld tatsächlich seitlich wie etwas nach oben erweitert. So klebte zum Beispiel das Glockenspiel in Dolbys Demo-Clip „Audiosphere“ nicht mehr direkt an den Frontboxen, sondern löste sich etwas nach oben hin ab und spielte luftiger. Allerdings geht die Virtualisierung auf Kosten der tonalen Neutralität bzw. Natürlichkeit, teils wurden  Klanginformationen auch etwas verschluckt bzw. bedeckter wiedergegeben. Bei einem 5.1-Boxen-Setup war die Wirkung von Dolbys Virtualizer geringer, auch weil hier die beiden Rear-Boxen ein Großteil der Surround- und Höheninformationen wiedergeben. Mit aktivem Virtualisierer klang zwar alles ein Stück räumlicher, jedoch tonal verfärbter, was sich sehr gut mit Testsignalen heraus-hören lässt.

Video und Multimedia

Das Video-Board unterstützt den neuesten Kopierschutz HDCP 2.3, der jedoch erst mit HDMI 2.1 relevant wird; der SR6014 besitzt noch HDMI-2.0-Ports und muss so auf einige Sonderfunktionen des neuen Standards wie eine variable Bildrate verzichten. 4K/60p und HDR (Dolby Vision, HLG, HDR10) sind auch mit HDMI 2.0 problemlos möglich. Das 4K-Upscaling für digitale und analoge Quellen sorgte im Test für dezente Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten. Ein umfangreicher Video-Equalizer komplettiert die Ausstattung.

Möglichkeiten der Audio-Vernetzung offeriert der SR6014 mit AirPlay 2, Bluetooth, DLNA sowie der Streaming- beziehungsweise Multiroom-Funktion HEOS. An integrierten Streaming-Diensten bietet der Marantz lediglich das TuneIn-Webradio, zu anderen Streaming-Diensten wie Deezer, Spotify, Tidal, Napster und Amazon Music gelangt man über die HEOS-App. Neu im Streaming-Portofolio ist „Amazon Music HD“, hier unterstützt der SR6014 auch die beste Qualitätstufe („Ultra HD-Qualität“) mit 24 Bit/192 kHz.

Die Bedienung punktet mit intuitiven Menüs, schwächelt aber mit verzögertem Ansprechen auf Eingaben der Fernbedienung. Ohne festen und präzisen Druck genau in die Tastenmitte tat sich bei unserem Test-Exemplar oft nichts – und falls doch, dann oft erst nach einer kurzen Pause, weshalb wir hier nur einen Punkt vergeben können.

Tonqualität

Mit 78 Watt im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm), 100 Watt pro Kanal im 5.1-Modus (6 Ohm) sowie 191 Watt in Stereo (4 Ohm) lieferte der SR6014 recht genau die guten Leistungswerte seines Vorgängers. Die effiziente Eco-Schaltung reduziert den Stromverbrauch im Normalbetrieb um mehr als die Hälfte von 330 auf 145 Watt.

Im Hörtest fand der Marantz einen guten Mittel-weg zwischen Musikalität und Detailauflösung, dabei spielte der Japaner stets kultiviert und mit seidigem Timbre. Die rockigen Rhythmen von Steely Dan schallten greifbar und druckvoll aus den Boxen, unsere via SACD im 5.0-Mix zugespielten Bach-Kantaten wurden räumlich sauber in Chor und Instrumente aufgedröselt. Die Lautsprecher-Einmessung klappte problemlos, lieferte plausible Werte und gab dem Klang etwas mehr Grundton und Klangfarben auf den Weg, allerdings spielten Bässe dann etwas dünn.

Bei Dolby-Atmos-Trailern punktete der SR6014 mit seiner aufgeräumten Spielweise, die Effekte präzise im Raum verortete – dank 4 Höhenboxen auch über dem Kopf; im 5.1.4-Betrieb fehlte uns aller-dings hinten herum etwas Raum und Luftigkeit. Fürs Leisehören eignet sich das dreistufige „Dynamic Volume“-Filter, das bei Dolby- wie DTS-Streams bestens funktionierte.

Auch bei Stereo-Betrieb im Pure Direct Modus musizierte der Marantz mit dreidimensionaler Bühne sowie hoher Feinauflösung und schönen Klangfarben, die zu ausgiebigem Musik-genuss einladen.

Der Testbericht Marantz SR6014 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Pioneer SC-LX704 (Test)

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Die großen Tasten der gut in der Hand liegenden Fernbedienung sind beleuchtet und wurden sinnvoll nach Funktionsgruppen gegliedert.

„Der zweite Platz ist der erste Verlierer“ sagt ein Sprichwort. Für so manchen Heimkino-Freund könnte Pioneers zweitgrößter AV-Receiver SC-LX704 trotzdem die erste Wahl sein, denn nicht jeder benötigt das volle Programm in Sachen Ausstattung und Leistung. Essenzielle Unterschiede im Vergleich zum erst kürzlich getesteten SC-LX904 tun sich in erster Linie bei den Endstufen auf. Bietet der große Bruder 11 integrierte Leistungsverstärker, muss der SCLX704 mit 9 Endstufen und etwas weniger Watt auskommen, die im Alltag aber immer noch locker ausreichen. Zudem verzichtet Pioneers zweitdickstes Ding auf die vergoldeten Anschlussbuchsen des Spitzenmodells, was in der Praxis allerdings keine Rolle spielt. Denn klanglich bietet das Gold keine Vorteile, der bessere Schutz vor Korrosion ist selbst nach Jahrzehnten zu vernachlässigen.

Ein nicht zu vernachlässigendes Argument ist hingegen der Preis: Mit 1.800 Euro kostet der in Schwarz und Silber erhältliche LX704 satte 900 Euro weniger als der LX904 – die beiden zusätzlichen Endstufen lässt sich Pioneer also gut bezahlen.

Der Rest vom Fest ist weitgehend gleich zum Spitzenmodell, selbst der innere Aufbau sieht für unsere Augen identisch aus. Zu den Ausstattungs-Highlights zählen Pioneers Einmess-Automatik MCACC in der ausgefeilten „PRO“-Variante, die 11.2-Kanalverarbeitung, üppige Streaming-Optionen und 4K-Video. Doch immer der Reihe nach.

Neuerungen & Verbesserungen

Im Vergleich zum Vorgänger SC-LX701 (Test in Ausgabe 3-2017) hat sich einiges getan: Neu ist die Wiedergabe von IMAX-Enhanced-Inhalten auf Basis von DTS:X via Metadaten. Hinzugekommen ist zudem der Dolby Height Virtualizer, der 3D-Sound ohne Höhenboxen verspricht.

Für Klangpuristen hat Pioneer zwei neue Funktionen zur Abschaltung tonbeeinflussender Bauteile implementiert: So lässt sich zum einen der Videostream bei HDMI-Signalen deaktivieren („Audio Exclusive Mode“), zum anderen kappt der LX704 auf Wunsch Netzwerk-Funktionen, um Interferenzen zu minimieren. („AV Direct Mode“). Verbesserungen bringt auch die Einmess-Automatik MCACC PRO mit, die jetzt 9 statt wie bisher 1 bzw. 3 Messpunkte berücksichtigt und in der qualitativ höchsten PRO-Variante mit zahlreichen Filtern zur Klangkorrektur aufwartet. Als D/AWandler arbeiten im SC-LX704 zwei ES9026Pro mit 384 kHz/32 Bit von ESS Technology – es sind die gleichen wie im LX904, hier muss man also nicht mit Klangeinbußen rechnen.

In Sachen Streaming waren Pioneer-Geräte schon immer manigfaltig unterwegs: Von Chromecast, DTS Play-Fi und AirPlay 2 über Bluetooth bis hin zu zahlreichen Musikdiensten und Multiroom-Vernetzungs-Optionen ist alles an Bord. Die Steuerung erfolgt am besten über Pioneers „Remote

App“ oder die „Music Control“-App. Wer kompatible Smart-Speaker besitzt, kann den Receiver via Amazon Alexa und Google Assistant mit Sprachbefehlen steuern. Bei der Endstufen-Technik setzt Pioneer wie bisher auf seine „Direct Energy HD-Verstärker“, die nach dem Prinzip der Class-D-Verstärkung arbeiten. Eine maximale Leistungsausbeute bei geringer Wärmeentwicklung und niedrigem Stromverbrauch gehören zu den Kernmerkmalen der Technik. Um Interferenzen, die bei der Signalwandlung entstehen abzuschirmen, sitzen die 9 Endstufen gekapselt in einem Metallkäfig.

Pioneer setzt auf die Klasse-D-Verstärkertechnik, welche
die Japaner in Modellen der hochwertigen SC-Reihe verbauen.

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff und wo liegen die Vor- und Nachteile? Die Grafi k zeigt den
prinzipiellen Aufbau eines solchen Verstärkers: Das Audiosignal wird als Erstes dem Hochfrequenz-
Modulator (1) zugeführt, der es in eine schnelle Abfolge aus Rechteck-Impulsen umformt. Anschließend verstärken Leistungstransistoren (2) das pulsweitenmodulierte HF-Signal auf die für die Lautsprecher benötigten Spannungen. Ein Tiefpassfilter (3) entfernt das HF-Trägersignal wieder, wodurch das Audiosignal übrig bleibt, mit
dem die Lautsprecher (4) gefüttert werden.

Prinzipschaltbild eines Class-D-Verstärkers mit Modulator (1), Verstärker (2), Filter (3) und Lautsprecher (4).

Doch warum verstärkt das Signal nicht direkt? Durch den Trick nimmt die Verstärkerstufe nur die Zustände „an“ und „aus“ ein – daher bezeichnet man Class-D-Amps auch als Schaltverstärker. Weil der Transistor in den „Aus“-Phasen keinen Strom braucht, fließt fast die gesamte Energie in die Signalverstärkung. Das bedeutet: geringer Verbrauch, wenig Erwärmung und viel Leistung. Dem Effizienzplus stehen Nachteile gegenüber, die
Pioneer per Gegenmaßnahmen bekämpft: Durch die schnellen Schaltzeiten entstehen Radiowellen – wäre die Endstufensektion nicht mit einem Metall-Käfig und Filtern versehen, würden die Boxenkabel wie Antennen wirken und Funkstörungen verursachen. Das Filter wiederum kann abhängig von der Boxenimpedanz den Frequenzgang im Hochtonbereich ändern. Hörbar ist das aber normalerweise nicht, zumal man mit den Klangreglern gegensteuern kann. Der gegenüber konventionellen Verstärkern minimal erhöhte Klirrgrad lässt sich ebenfalls messtechnisch nachweisen, aber nicht wirklich hören.

An Ton-Decodern sind Dolby Atmos und DTS:X an Bord, das zu Unrecht stiefmütterlich behandelte Auro 3D ignoriert Pioneer leider noch immer – wie viele andere Hersteller auch. Apropos Wunschliste: Auf dieser stehen neben Auro auch ein DAB+ Tuner und HDMI-2.1-Schnittstellen; Letztere sollten mit der nächsten Geräte-Generation Einzug halten. Bei allen Herstellern unklar bleibt die Implementierung von HDR10+, zumal das von Samsung eingeführte HDR-Format im Moment am Markt einen schweren Stand hat. Um auf der sicheren Seite zu sein, wäre eine Unterstützung aber trotzdem wünschenswert.

Ausstattung und Technik

Rein äußerlich sieht der LX704 dem LX904 zum Verwechseln ähnlich und auch bei der ausgezeichneten Verarbeitung des Vollmetall-Gehäuses gibt es keine Unterschiede. Einige Konkurrenten betreiben in dieser Preisklasse allerdings noch etwas mehr Materialaufwand. Hinter der Frontklappe, die außen aus Aluminium, aber innen aus Plastik besteht, verbergen sich Bedientasten sowie Buchsen für USB, HDMI und Kopfhörer.

Mit 7 HDMI-Eingängen (einer vorn) und 3 HDMI-Ausgängen sowie 2 Koax- und 3 Toslink-Buchsen gibt es viele Digitalanschlüsse. Analoge Video-Inputs sind ebenso vorhanden wie ein Phono-Eingang. Zu den 11 Boxenterminals gesellen sich 11.2-Pre-outs. Radio empfängt der Receiver auch analog, einen DAB+ Tuner besitzt der LX704 leider nicht.

Auf der Rückseite klotzt der LX704 mit den gleichen Anschlüssen wie der große Bruder; auch 11 Boxen-Terminals sind vorhanden. Welche 9 davon angesteuert werden, bestimmt man im Boxen-Setup. 11.2-Kanalton gibt der LX704 über seine Vorverstärkerausgänge aus – hier sind Hersteller wie Denon aber schon bei 15.2-Kanälen angelangt. Neben 5 digitalen wie 6 analogen Anschlüssen ist auch eine Phono-Buchse für den wieder lieb gewonnenen Plattenspieler vorhanden. Für zwei Nebenräume gibt es Cinch-Pre-outs bzw. als Neuerung einen Line-out, der das Tonsignal der Hauptzone liefert – etwa an einen Sender für Wireless-Kopfhörer.

Via HDMI unterstützt der LX904 das von Pioneer entwickelte PQLS (Precision Quartz Lock System), das im Zusammenspiel mit den UHD-Blu-ray-Playern UDP-LX800 und UDP-LX500 die negativen Auswirkungen von Jitter bei der HDMI-Übertragung minimieren soll.

Boxen-Setup und Decoder

Die Konfiguration des LX704 erlaubt die aktive Beschallung von zwei Nebenzonen oder zwei Paar Frontboxen, sofern man nicht alle Endstufen für ein 5.1.4- oder 7.1.2-Setup nutzt. Auch zwei Subwoofer kann man beliefern, die sogar getrennt in Abstand und Pegel regelbar sind; letztere beiden sind für alle Boxen in 1-Zentimeter-Einheiten bzw. 0,5-dB-Schritten einstellbar. Zur Perfektion fehlt nur noch die getrennte Regelung aller Crossover- Frequenzen, stattdessen darf man nur einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren.

„Manuelles MCACC“: Neben der vollautomatischen Einmessung kann man einzelne Parameter jederzeit auch manuell einmessen lassen.

Bei den Ton-Decodern kommen Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround, Dolby Height Virtualizer und DTS Neural:X zum Einsatz; DTS Virtual:X fehlt hingegen. Das Cross-Format-Upmixing ist mit dem LX704 derzeit nicht möglich. Ob ein Firmware-Update diese von Dolby einst auferlegte, mittlerweile aber wieder abgeschaffte Restriktion ändert, konnte man uns auf Nachfrage bei Pioneer nicht beantworten. Die Klangprogramme lassen sich hingegen auf alle Tonformate anwenden.

Unter dem Quellen-Button „NET“ fi ndet man alle integrierten Streaming-Dienste (Spotify, TuneIn) und Streaming-Protokolle (AirPlay, Chromecast).

Wie der LX904 nutzt auch der LX704 als Einmess- System das „MCACC PRO“, das mit Pioneers „Phase Control“-Schaltung aufwartet, die Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischenallen Lautsprechern kompensieren soll. In der aktuellen Variante berücksichtigt das MCACC PRO bis zu 9 Messpositionen. Zu den Tuning-Tools zählen neben diversen Filtern (u.a. Midnight, Theater, Phase Control) auch die klangliche Feinabstimmung des Digitalfilters (langsam, scharf, kurz) sowie ein 9-Band-Equalizer, der jedoch erst ab für Bässe recht hohen 63 Hertz greift; Ausnahmen bilden die 4 Bänder für den Subwoofer, die von 31 bis 250 Hertz regeln. Die neue Klangschaltung „Dialog“ verbessert die Sprachwiedergabe, was jedoch auf Kosten der Kanaltrennung geht.

MCACC Pro optimiert nicht nur den Klang durch die Korrektur von Frequenz- und Phasengang jeder Box, sondern zeigt auch mithilfe von Grafi ken, welche Korrekturen gemacht werden.

Die „Nachhall-Anzeige“ veranschaulicht den Aufbau des Schallfeldes eines Kanals (hier „Front Left“) in Abhängigkeit von Zeit und Frequenz. An den auseinanderdriftenden Bündeln bzw. der Höhe eines Graphen (Y-Achse) erkennt man, dass die Frequenzen verschieden laut schallen.

Nach der Korrektur durch MCACC sind die Frequenz-Bündel weitgehend deckungsgleich, die Frequenzen sind gleich laut und kommen gleichzeitig beim Hörer an. Nur die rote Linie (63 Hertz) schert noch etwas aus, der Bass startet bedingt durch Raumakustik-Effekte leiser.

Für einen ausgewogenen Klang müssen alle Frequenzbereiche zeitrichtig (korrekte Phase) beim Hörer ankommen. Vor der Einmessung geben praktisch alle Boxen den Bass-Bereich verzögert wieder, die Amplituden schwanken teils um bis zu 1,5 Millisekunden.

Nach der Korrektur überlappen sich die Graphen innerhalb des gesamten Frequenzbereichs. Es verbleiben nur geringe Welligkeiten, die sich vom Gehör jedoch nicht wahrnehmen lassen – und daher auch nicht korrigiert werden müssen.

 

Video und Multimedia

Sämtliche Ein- wie Ausgänge des Videoboards sind kompatibel mit 4K/60p-Signalen samt HDR10, Dolby Vision und HLG. Zudem wird der aktuelle Kopierschutz HDCP 2.3 unterstützt. Der Scaler wandelt allerdings nur 1080p-Signale in 4K-Auflösung, der simple Video-Equalizer funktioniert nur bei aktivem Upscaler und schärft das Bild in 3 Schritten an.

Üppig fallen die Optionen fürs Musik-Streaming aus: AirPlay 2, Bluetooth, Chromecast, DTS Play-Fi und Onkyos eigenes Streaming-Protokoll Flare-Connect; das WiFi arbeitet auch im 5-GHz-Band.

Der LX704 versteht sich auch auf Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit. Für das Radio-Hören via Internet gibt es das kostenlose TuneIn, hinzu kommen die kostenpflichtigen Streaming-Dienste Spotify, Deezer, Tidal und Amazon Music – Apple Music fehlt aber. Als Bonus lässt sich der Pioneer in ein Netzwerk mit Sonos-Geräten einbinden, wofür jedoch der Sonos-Connect-Adapter (400 Euro) benötigt wird.

Tonqualität

Im Messlabor bot der LX704 je nach Betriebsart zwischen 15 und 40 Watt weniger als das Flaggschiff LX904, verglichen mit dem Vorgänger LX701 aber etwas mehr: Mit 7 x 117 Watt (6 Ohm) sowie 143 Watt pro Kanal im 5.1-Modus (6 Ohm) ist der LX704 bestens für bombige Heimkino-Abende gewappnet.

Im Stereo-Betrieb kletterte die Leistung überraschend von 232 auf 262 Watt (4 Ohm). Derdurchschnittliche Stromverbrauch lag dank Digitalendstufen bei rund 95 Watt, was ihm unser Stromsparer-Logo einbringt. In der Regel verbrauchen Receiver dieser Klasse mehr als das Dreifache.

Im Hörtest schlug der LX704 in dieselbe Kerbe wie der größere Bruder, was uns nicht wirklichüberraschte: So musizierte der Pioneer kristallklar, hochauflösend und aufgeweckt – keine Spur von Trägheit oder muffi gem Sound. Freilich, bei schlechten, spitzen, arg komprimierten oder crispen Aufnahmen verzeiht er weniger als „sanfter“ agierende Receiver-Naturen, die etwas wärmer und nicht so energisch im Hochton agieren – dies ist aber eine Frage des Geschmacks und nicht der Klangqualität.

Die MCACC-Einmessung auf 9 Positionen ging mit einer halben Stunde nicht gerade zügig über die Bühne, trotz der Länge sollte man die Prozedur durchführen: Denn danach spielte der Receiver etwas luftiger, klarer, geschmeidiger und im Bass „schwungvoller“. Das transparente Klangbild gepaart mit der hohen Auflösung kommt natürlich auch der Räumlichkeit und Präzision zugute: So war etwa im Dolby-Atmos-Trailer „Shattered“ jeder noch so kleine Glassplitter bestens ortbar.

Im Betrieb mit 4 Höhenboxen waren auch Deckeneffekte sauber über dem Kopf hörbar, allerdings spielen Receiver mit zusätzlichen Back-Rear-Boxen im 7.1.4-Betrieb noch einhüllender und hinten herum offener, weiter und präziser – weshalb hier der LX704 weniger Punkte einheimst als der LX904. Der neue Dialog-Enhancer ließ Sprache tatsächlich lauter schallen, doch tönten Dialoge und alle anderen Toninfos des Centerkanals dann auch aus den beiden Hauptlautsprechern. Die „Midnight“-Schaltung zur Dynamik-Kompression funktionierte bei Dolby-Ton prima, bei DTS-Streams hingegen gar nicht.

Auch mit Stereo-Musik im Pure-Direct-Modus blieb der Pioneer-Amp seinen Klang-Attributen treu: Er musizierte locker, luftig, dreidimensional und mit sehr hoher Feinaufl ösung. Zudem agierte der Bolide sehr schnell, folgt Dynamik-Sprüngen mühelos und spielte mit Bässen kräftig, konturiert und knackig drauf los.

Der Testbericht Pioneer SC-LX704 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Marantz SR5014 (Test)

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Gut und bewährt: Die Fernbedienung besitzt große und übersichtlich untergliederte Tasten, die im Dunkelen glühen bzw. fluoreszieren, aber nicht aktiv beleuchtet sind. Die Buttons zur Decoder-Wahl sind farblich hervorgehoben.

Beim Preis kann der SR5014 gegenüber seinem Vorgänger schon mal punkten, denn er ist mit 800 Euro genau 100 Euro günstiger. Trotz dieser Reduzierung wurde bei der Ausstattung nicht abgespeckt, sondern aufgestockt.

Für Surround-Freunde mit eingeschränkten Raumverhältnissen ist Dolbys Height Virtualizer die vermeintlich wichtigste Neuerung. Der Decoder simuliert 3D-Sound auch ohne Höhenboxen. Das DTS-Pendant namens Virtual:X hat der Receiver ebenso an Bord, wie schon der SR5013.

Neu ist auch die Sprachsteuerung via Apple Siri und Google Assistant; mit Amazons Alexa kommunizierte hingegen schon das Vormodell. Ein neuer DSP-Downmix erlaubt es ferner, die gleiche Quelle in der Haupthörzone im nativen Mehrkanalformat und in Zone 2 im Stereo-format zu hören. Der 2-
Kanal-Downmix lässt sich auch kabellos an HEOS-Geräte von Denon und Marantz streamen.

Ein Ende 2019 erschienenes Firmware-Update reichte einen Bluetooth-Transmitter nach, der es ermöglicht, Bluetooth-Kopfhörer direkt mit dem Receiver zu verbinden. Dabei kann Musik an den Kopfhörer alleine oder im Verbund mit den Lautsprechern ausgegeben werden. Die Sache funktio-niert allerdings nicht, sobald der Bluetooth-Empfänger des 5014er externe Signale empfängt; dann wird der Bluetooth-Transmitter automatisch deaktiviert. Ein Novum ist zudem die automatische Benennung von Eingängen nach den angeschlossenen Geräten, etwa „UDP-203“ wie bei unserem Oppo-Blu-ray-Player. Ferner kann man den All-Zone-Stereo-Modus jetzt auch auf einer der Schnellwahltasten („Smart Select“) speichern.

Auf der Videoseite wurde der Receiver mit dem eARC für die Zuspielung von HD-Ton via HDMI vom TV aufgerüstet. Zudem besitzt der Amp ALLM, der „Auto Low Latency Modus“ minimiert im Zusammenspiel mit der Xbox One Latenz-Zeiten für eine bessere Gaming-Performance.

 

Ausstattung und Technik

Als Kleinster der SR-Receiver-Reihe von Marantz muss der 5014 naturgemäß einige Federn bei der Ausstattung lassen, schließlich sollen die größeren Modelle ihren Aufpreis wert sein: So besitzt der SR5014 lediglich 7 integrierte Endstufen. Eine 7.1.4-Kanalverarbeitung ist nicht möglich, hierfür fehlen die Pre-outs für die Höhen-boxen. Mit nur 7.1-Kanälen funktioniert auch IMAX Enhanced nicht, da die Vorgaben mindestens ein 9.1-Processing vorschreiben. Bei den Decodern muss man zudem auf Auro 3D verzichten, das Marantz nur in die beiden Topmodelle SR7013 und SR8012 sowie seinen AV-Vorstufen verbaut.        

Aufgedeckt: Im vorderen Drittel des SR5014 hat Marantz die Endstufen für alle 7 Kanäle verbaut; sie schmiegen sich an die Kühlrippen. Das HEOS-Modul für Bluetooth, WLAN (2,4- und 5-GHz-Band) und Multiroom-Streaming befindet sich auf dem Digital-Mainboard. Es sitzt mittig auf einer grünen Platine und wird von 2 Alu-Körpern gekühlt.

Wer auf besagte Features verzichten kann, findet im SR5014 aber so ziemlich alles, was ein moderner AV-Receiver benötigt. Das in Schwarz und Silbergold erhältliche Modell ist solide aufgebaut und sauber verarbeitet, Front und geschwungene Wangen bestehen allerdings aus Plastik. Typisch für Marantz ist das Bullauge mit doppelzeiligem Display, das naturgemäß nicht übermäßig auskunftsfreudig ist. Das Display kann man nicht nur dimmen, sondern auch ganz abschalten.

Gute Konnektivität: Die üppige Anzahl von Video- und Audio-Schnittstellen reicht auch für XXL-Heimkinos aus. Leider kann man nur 7 Paar Boxen verkabeln, ein fliegender Wechsel zwischen Back-Rear- und Höhen-Speakern fällt damit flach; Pre-outs für Höhen-Lautsprecher fehlen. Üppig fällt hingegen die Zahl analoger Videobuchsen aus.

Das Anschlussfeld hat sich gegenüber dem Vorgänger kaum verändert, 8 HDMI-Eingänge (einer vorn) sowie 2 HDMI-Ausgänge sind in dieser Preisklasse überdurchschnittlich bemessen. Auch 2 optische sowie 2 elektrische Digitaleingänge sind top und keine Selbstverständlichkeit; eine Phono-Buchse gibt es obendrauf. Dem Rotstift fiel der analoge 7.1-Eingang des SR5013 zum Opfer, was im digitalen Zeitalter allerdings zu verschmerzen ist.

 

Decoder und Boxen-Setup

An Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie die Upmixer und Virtualizer von Dolby und DTS. Das Cross-Format-Upmixing war zum Testzeitpunkt nur eingeschränkt möglich, Dolby-Streams konnten nicht mit den DTS-Mischern wiedergegeben werden. Marantz möchte diese von Dolby bis vor Kurzem erzwungene und inzwischen obsolete Einschränkung mit einem Firmware-Update aber rückgängig machen.

Als Einmess-Automatik fungiert das bewährte Audyssey MultEQ, jedoch nur in der abgespeckten XT-Variante mit Dynamic Volume und Dynamic EQ, mit weniger Filtern, ohne LFC (Entdröhnschaltung) und die getrennte Einmessung von zwei Subwoofern (Sub EQ HT) der XT32-Version.

Das Boxensetup erlaubt 5.2.2-Layouts mit Front-Height-, Top-Front- und Top-Middle-Speakern sowie Aufsatzboxen auf den Hauptlautsprechern oder Rear-Boxen. Alternativ darf man die Hauptlautsprecher bi-ampen, doppelt betreiben (A/B) oder 2 Schallwandler in einem anderen Hörraum aktiv befeuern. Wenig gibt es an der Lautsprecher-Konfiguration zu bemängeln: Die Pegel- und Distanzschritte fallen mit 0,5-Dezibel- respektive 1-Zentimeter-Schritten optimal aus, die Crossover-Frequenzen lassen sich zwischen 40 und 250 Hertz für alle Speaker-Gruppen getrennt wählen. Kritik müssen wir beim Basskanal üben: Trotz zweier Subwoofer-Pre-outs lässt sich nur ein Basswürfel im Menü steuern, beide Ausgänge liefern also dasselbe Signal. Ebenfalls suboptimal: Der Equalizer greift erst ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz, schließt die Subwoofer aus und lässt sich nicht zur Einmess-Automatik aktivieren. Dieses Manko behebt allerdings die 20 Euro teure „Audyssey MultEQ App“ für Android und iOS, mit der man diverse Parameter der Audyssey-Einmessung ändern und Zielkurven selbst ziehen darf.

 

Video und Multimedia

Das Videoboard unterstützt 4K/60p-Bilder samt HDCP 2.3, HDR10, Dolby Vision und HLG. Der Prozessor rechnet eingehende analoge wie digitale Videosignale bis 4K/30p hoch, der Video-Equalizer bietet zudem viele Optionen; obendrauf gibt es 6 vordefinierte Bildmodi, darunter 2 nach ISF-Norm.

Neu: Der Bluetooth-Transmitter sendet Tonsignale direkt an Kopfhörer mit Bluetooth-Empfänger.

Der Media-player akzeptiert auch Hi-Res-Files bis 24Bit / 192kHz (FLAC, ALAC, WAV) sowie DSD bis 5,6 MHz. Die Vernetzung klappt über DLNA, AirPlay 2 und Bluetooth. Für das Musikhören via Spotify, Amazon Music, SoundCloud, TIDAL, Deezer, Napster und Co. muss man zur HEOS-App greifen. Das Internet-Radio TuneIn wurde in den Amp integriert und läuft daher auch ohne App. 

 

Tonqualität

An Power erreichte der SR5014 im Stereo-Betrieb an 4-Ohm-Last beachtliche 193 Watt pro Kanal.  Bei 7 voll ausgelasteten Kanälen waren es noch gute 86 Watt pro Kanal, die im Heimkino-Alltag mehr als ausreichen. Mit 108 Watt im 5.1-Modus an 6 Ohm steht der Receiver ebenfalls gut im Futter. Der zuschaltbare Eco-Modus (Betriebsart „On“) reduzierte den durchschnittlichen Stromverbrauch von hohen 321 auf gute 140 Watt.

Dolby-Sperre: Liegt Dolby-Ton (hier Dolby Digital 5.1) an, werden die Upmixer von DTS ausgesperrt und tauchen in der Tonauswahl nicht auf.

Im Hörtest gab es wenig Überraschungen, der SR5014 klang wie ein typischer Marantz: Geschmeidig und tonal mit dezent warmem Einschlag. Bässe spielten kräftig, aber auch recht weich bzw. wenig knackig oder explosiv – auch das ist typisch für die Japaner. Oben herum vermissten wir keine Details, vielmehr löste der Marantz im Hochton fein auf. Die Audyssey-Automatik erledigte ihre Pflichten zuverlässig mit plausibler Justage aller Boxen-Parameter. Mit aktiver Schaltung spielte der Receiver vorne wie seitlich des Hörplatzes überraschend groß und weiträumig – und auch die Plastizität von Effekten überzeugte. In 5.1.2-Konfiguration mit zwei vorderen Höhenboxen hatte der Amp jedoch Probleme, Über-Kopf-Effekte auch direkt über unserem Kopf zu platzieren – vielmehr tönten Höheneffekte von vorn oder gar seitlich. Ebenso vermissten wir etwas Rauminformationen bzw. Raumgröße im Rücken – beides Mankos, mit denen 7.1-Kanal-Receiver fast immer zu kämpfen haben und was ordentlich Punkte kostet. 4 Boxen mehr bei 7.1.4-Kanälen bringen eben mehr Raumklang. Das Actionfinale in „Ghost in the Shell“ (Atmos) rockte trotzdem mit einer weiten Räumlichkeit ohne Klanglöcher, greifbaren Effekten und satten, wenn auch nicht superpräzisen Bässen. Übrigens: Die dreistufige Dynamik-Kompression von Audyssey funktionierte bei Dolby- wie auch DTS-Ton ausgezeichnet.

Zu unserer Überraschung entpuppt sich Dolbys Height Virtualizer nicht als klassischer Decoder wie es DTS Virtual:X ist, der gesondert in der Decoder-Auswahl auftaucht. Stattdessen versteckt sich der Hochmischer als optionale Klangschaltung im Hauptmenü „Audio“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ und taucht dort auch nur auf, sofern im Boxensetup keine Höhenboxen und/oder keine Surround-Boxen aktiviert wurden. Zudem muss Dolbys „Surround-Upmixer“-Decoder aktiv sein, nur dann lässt sich der Virtualizer im Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ blicken.

Das macht durchaus Sinn, denn falls alle Ton­kanäle diskret über reale Boxen wiedergegeben werden, benötigt man den Virtualizer nicht. An virtuellen Lautsprechern simuliert Dolbys Height Virtualizer aber nicht nur Höhenboxen, wie der Name vermuten lässt, auch bei fehlenden Surround-Boxen lässt sich der Virtualisierer zuschalten. Ein Segen also für Leute, die ihr Wohnzimmer-Kino möglichst „boxenfrei“ gestalten wollen. Doch wie klingt das Ganze überhaupt?

Dolbys Height Virtualizer wird im Marantz SR5014 im etwas versteckten Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ aktiviert; von „Dolby“ ist dort allerdings keine Rede.

Entscheidend ist zu wissen, dass beim Downmix keine Klanginformationen verloren gehen, sondern diese umverteilt werden. Fehlt zum Beispiel die vordere linke Höhenbox, wird deren Toninformation dem vorderen linken Hauptlautsprecher zugeschanzt. Durch die Umrechnung von Laufzeit, Phasendrehung und Frequenz eines Signals versuchen Virtualisierer dem Gehör Schallquellen vorzugaukeln, die gar nicht existieren – im besten Fall tönt besagter Links-Oben-Kanal dann auch von oben links, ganz ohne dort installierte Höhenbox.
Prinzipbedingt ist die Virtualisierung dem Klang echter Lautsprecher unterlegen, was unser Hörtest auch untermauerte. Vorteile brachte die Technik durchaus, ganz besonders, wenn nur vorne Boxen im 2.0- oder 3.1-Modus laufen. Dann wurde das Klangfeld tatsächlich seitlich sowie etwas nach oben erweitert. So klebte zum Beispiel das Glockenspiel in Dolbys Demo-Clip „Audiosphere“ nicht mehr direkt an den Frontboxen, sondern löste sich etwas nach oben hin ab und spielte luftiger. Allerdings geht die Virtualisierung auf Kosten der tonalen Neutralität bzw. Natürlichkeit, teils wurden Klanginformationen auch etwas verschluckt bzw. bedeckter wiedergegeben. Bei einem 5.1-Boxen-Setup war die Wirkung von Dolbys Virtualizer geringer, auch weil hier die beiden Rear-Boxen einen Großteil der Surround- und Höheninformationen wiedergeben. Mit aktivem Virtualisierer klang zwar alles ein Stück räumlicher, jedoch tonal verfärbter, was sich sehr gut mit Testsignalen heraus­hören lässt.

Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus klang sehr klar, durchhörbar, luftig und im Bass konturiert; auch feinste Hochton-Details wurden akkurat aufgedröselt. Bei komprimierten YouTube-Aufnahmen störte aber schon mal das hörbare Codec-Gezirpe. Die Einmess-Automatik ließ den Marantz eine Ecke dunkler schallen, was für Mainstream-Aufnahmen in unseren Ohren die angenehmere Wahl war. 

Der Testbericht Marantz SR5014 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Yamaha RX-A780 (Test)

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Das übersichtliche Design der neuen und recht großen Fernbedienung gefällt; Die geringe Tastenhöhe verleitet aber zu Fehleingaben. 

Die gute Nachricht vorweg: Der RX-A780 steht seinem nächstgrößeren Bruder, dem RX-A880 (Test in Ausgabe 7-2019), in fast nichts nach. Allerdings liegen die beiden mit 950 und 1.100 Euro auch preislich nicht weit auseinander.

In der Grundausstattung nehmen sich beide Geräte ohnehin nichts: 7 Endstufen mit 7.2- bzw. 5.2.2-Kanalverarbeitung sind das Maximum. Dank Yamahas „MusicCast Surround“-Technik kann man die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50 als rückwärtige Boxen kabellos in das System einbinden. Der Subwoofer MusicCast Sub100 lässt sich ebenfalls drahtlos integrieren. An passiven Lautspechern darf man 9 Stück verkabeln. Nutzt man die beiden Höhen-Kanäle, die bei Yamaha „Front Presence“ heißen, bleiben die Back-Rear-Boxen stumm – und umgekehrt. Welche Schallwandler gerade aktiv sind, entscheidet der aktive Decoder oder das konfigurierte Lautsprecher-Setup. Höhenboxen lassen sich allerdings nur vorne (Top, Height und Dolby Enabled) einstellen.

Bei den Decodern fällt die Wahl auf DTS:X und Dolby Atmos, Auro zeigt Yamaha bisher konsequent den Rücken. Verzichten muss man auch auf die 3D-Sound-Virtualizer von Dolby und DTS, denn Yamaha setzt hier seit jeher auf seine eigens entwickelten DSP-Klangprogramme – zwischen 17 Stück kann man beim A780 wählen. Die neue „Surround AI“-Technik mit künstlicher Lernintelligenz findet man allerdings erst in den größeren Modellen. Apropos Decoder: Die Beschränkung des beliebten Cross-Format-Upmixings greift auch beim RX-A780, allerdings nur bei HD-Ton, also Dolby True-HD und Dolby Digital+. Komprimierte Streams in Dolby Digital 5.1 und 2.0 darf man weiterhin mit dem Neural:X-Decoder von DTS  hochmischen.

Yamahas AV-Receiver verfügen über „Cinema DSP 3D“-Programme, die den Sound verschiedener Örtlichkeiten simulieren und/oder Ton für die Wiedergabe von Film, Musik oder Games optimieren. Den RX-A780 statteten die Entwickler mit 17 DSP-Klangfeldern aus, die auch die beiden Höhenlautsprecher berücksichtigen. Als Besonderheit – und hier ist Yamaha den Konkurrenten voraus – lassen sich alle Halleffekte auch manuell nach persönlichen Vorlieben konfigurieren: So kann man über Parameter wie Verzögerungszeiten und Pegel den DSP-Effekt und damit die virtuelle Raumgröße selbst bestimmen (Bild rechts).

Wie glaubwürdig das letztlich klingt, hängt vom realen Hörraum und dem Lautsprecher-Aufbau ab: Aus halligen Umgebungen kann auch fortschrittlichste DSP-Technik keinen klanglich perfekten Kinosaal zaubern – der DSP-Nachhall und der des Hörraums addieren sich ungünstig auf. Das Ergebnis überzeugt umso mehr, je trockener der Hörraum ist. Auch die Anzahl der Lautsprecher und der Abstand zu ihnen ist von Belang: Mit mehr Schallquellen und kürzeren Distanzen kommt mehr Direktschall beim Hörer an, wodurch der Eigenklang des Wiedergabe­raums in den Hintergrund tritt.

Als Teil von Yamahas 80er-Baureihe bekam auch der A780 ein Upgrade bei Bedienung und Menüführung spendiert: Kennern fällt sofort die neue Fernbedienung auf. Der Geber geriet mit 24,5 Zentimeter zwar recht groß, liegt aber gut in der Hand. Die Oberseite wurde vollständig gummiert und fühlt sich angenehm an. Die Tasten mit nur kleinen Erhebungen und Vertiefungen sind leider etwas schwer zu erfühlen und bieten nur einen geringen Druckpunkt, weshalb man sich öfter mal „verdrückt“ – besonders wenn man ohne hinzusehen oder im Dunklen agiert. Eine Tastenbeleuchtung bleibt den Gebern der größeren Modelle vorbehalten.

Die Raumsimulationen lassen sich mit diversen Einstellreglern im Klang anpassen.

Verbesserungen gab es auch bei den Onscreen-Menüs und den „Scenes“. Mit Letzteren lassen sich Grundeinstellungen des Geräts auf 8 Speicher ablegen und per Tastendruck auf-rufen. Das neue Design der grafischen Menüs gefällt uns gut, zumal diese nun übersichtlicher gestaltet sind und sich intuitiver bedienen lassen. Alle Reiter sitzen jetzt links, rechts bekommt man ausführliche Erklärungen. Weniger schmeichelt uns die Schriftschärfe, denn Texte wirken so, als wären sie von SD auf HD skaliert. Wie üblich lässt sich der Yamaha-Receiver auch über die MusicCast-App oder die Controller-App steuern. Mit an Bord sind auch Amazon Alexa und Google Assistant, sodass sich der RX-A780 rudimentär per Sprache bedienen lässt – hierfür werden allerdings kompatible Speaker benötigt.

Gut bestückt: Von den 9 Paar Boxenklemmen können nur 7 zeitgleich befeuert werden. Dank zahlreicher digitaler sowie analoger Video- und Audioschnittstellen kommen keine Engpässe auf; auch ein Phono-Eingang ist dabei. Pre-outs gibt es nur für die Frontboxen, Subwoofer und Zone 2. Die Digital-Antenne für den DAB+ Tuner liegt bei.

Mit dem Web-Interface darf man den RX-A780 auch vollständig über einen Webbowser steuern bzw. einrichten; erreicht wird dieses über die IP-Adresse des Receivers plus dem Anhängsel „/setup“.

Ausstattung und Praxis

Das Metallgehäuse besitzt auch eine Aluminium-Front, an der Unterseite soll ein fünfter Standfuß („A.R.T. Wedge“-Design) Vibrationen minimieren. Auf die Metallverstrebungen im Korpus größerer Modelle muss der Kleine freilich verzichten – ebenso auf eine Frontklappe, unter welcher etwa der RX-A880 einige Knöpfe und Buchsen für ein edleres Design versteckt. Kopfhörer, YPAO-Mikrobuchse und Audio-Klinke (3,5 mm) sind beim 780er hingegen offen zugänglich – und stets sichtbar.

7.1.2-Setup: Ob die Höhenboxen oder die Back-Rears laufen, entscheidet der Decoder bzw. das Tonsignal.

Auf der Rückseite findet man ein gut bestücktes Anschlussfeld: 5 HDMI-Eingänge und 2 HDMI-Ausgänge sind für mittelgroße Heimkinos ausreichend, der A880 bietet hier aber zwei HDMI-Eingänge mehr. 3 Stereo-Cinch-Buchsen, je 2 optische und koaxiale Schnittstellen und sogar ein Phono-Eingang sind ebenso mit an Bord.

Natürlich bringt auch der RX-A780 Yamahas proprietäre Einmess-Automatik YPAO mit: Diese korrigiert den Frequenzgang der Boxen, berücksichtigt dabei aber nur einen Messpunkt; die Winkel- und Höhenmessung bleibt ebenso den großen Aventage-Modellen vorbehalten. Die ermittelten Klangkurven („Front“, „Linear“ und „Natürlich“) aller Boxen bzw. korrigierten Frequenzgänge darf man in den semi-parametrischen Equalizer kopieren und dort nach Belieben modifizieren. Besagter Equalizer stellt hierfür für jede Box 7 Einzelfilter (4 für den Subwoofer-Kanal) bereit, die sich in der Frequenz (31-stufig) ab 15,6 Hertz sowie in Verstärkung, Absenkung und Band-breite regeln lassen. Dank der Neustrukturierung des EQ ist dieser nun übersichtlicher zu bedienen als zuvor.

Höhenboxen sind beim RX-A780 nur vorne (Dolby Enabled, Höhe Front, Lichte Höhe) vorgesehen.

Wie immer bei Yamaha sehen wir bei der manuellen Boxenkonfiguration noch Verbesserungspotenzial, denn die Abstände zum Hörplatz lassen sich nur in 5-Zentimeter-Schritten einstellen; 1-Zentimeter-Einheiten wären besser. Zudem kann man die beiden Subwoofer-Ausgänge nicht getrennt regeln. Die 0,5-Dezibel-Schritte bei der Pegel-kalibrierung sind hingegen optimal.

Video und Multimedia

Klangregelung: Der manuelle Equalizer erlaubt die präzise Manipulation in Frequenz, Bandbreite (Q) und Pegel.

Alle HDMI-Buchsen arbeiten nach dem HDMI-2.0-Standard und akzeptieren 4K/60p-Signale sowie die Metadaten von HDR10, Dolby Vision und HLG; zudem wird bereits der neueste Kopierschutz HDCP 2.3 des kommenden HDMI-2.1-Standards unterstützt. Auf Wunsch rechnet die Videoelektronik eingehende Signale bis zu 4K/60p hoch, auf einen Video-Equalizer verzichtet der Receiver jedoch.

Scenes: Jedem der 8 Benutzerspeicher lassen sich optional 12 Parameter zuweisen, wie etwa Eingangsquelle, gespeicherte Lautstärke und Klangprogramm.

In Sachen Multimedia darf man per AirPlay 2, Blue-tooth, DLNA, WLAN und USB andocken. Bei den Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal zur Wahl, kostenlose Musik liefert das Web-Radio TuneIn. Dank DAB+ kann man Digitalradio aber auch über die terrestrische Antenne empfangen; das dafür benötigte Antennen-Kabel liegt mit im Karton. Wie alle Receiver der Aventage-Reihe unterstützt der RX-A780 Yamahas Multiroom- und Streaming-System „MusicCast“, mit dem sich Yamaha-Komponenten zu einem Multiroom-System vernetzen lassen.    

DAB+: Das terrestrische Digitalradio ist ebenfalls an Bord. Es lässt sich allerdings nur mit Hilfe des Geräte-Displays bedienen, Onscreen-Menüs gibt es hierfür keine.

Tonqualität

Bei der Leistungsmessung lieferte der RX-A780 zu unserer Überraschung deutlich weniger Power als der RX-A880. Mit 48 Watt im 5.1-Betrieb an 6-Ohm-Last strotzte unser Testmuster nicht gerade vor Kraft. Im 7-Kanal-Modus waren es gar nur 33 Watt (6 Ohm). Aufgrund der geringen Leistung empfiehlt sich der RX-A780 eher für mittlere Heimkinos an Lautsprechern mit hohem Wirkungsgrad. Alles Paletti war hingegen im Stereo-Betrieb: Hier klotzte der RX-A780 mit starken 191 (4 Ohm) bzw. 157 Watt (6 Ohm). Der durchschnittliche Stromverbrauch betrug hohe 287 Watt, im Eco-Modus fiel der Verbrauch auf gute 146 Watt.

YPAO Volume fungiert als eine Art Loundness-Schaltung, die Höhen und Bässe in Abhängigkeit von der Hörlautstärke für einen ausgewogenen Klang anpasst.

Im Hörtest war dem Yamaha die geringe Leistung aber nicht anzuhören: Im „Pure Direct“-Modus spielte er dynamisch und sehr klar. Bei klassischer Musik trumpfe der Kleine mit toller Räumlichkeit auf und stellte alle Instrumente bestens hörbar und aufgedröselt in den Hörraum. Rock-Mucke schallte mit sauberen und konturierten Bässen.

Die YPAO-Einmessung lieferte plausible Ergebnisse bei den Boxen-Parametern. Mit den Filtern der Einmessung (Natürlich, Linear) klang es eine ganze Ecke dunkler, was der Feinzeichnung einiger Aufnahmen nicht immer zum Vorteil gereichte. Harscher Musik nahm YPAO allerdings die schneidende Schärfe, besonders das Lauthören wurde angenehmer. Trotzdem spazierte der Receiver eher auf der analytischen als musikalischen Seite.

Der eARC ist an Bord, auch wenn das Menü nur „ARC“ sagt. Mit „TV Audio Ausgang“ legt man fest, auf welchem Eingang das ARC-Tonsignal abgespielt wird.

 

Effektvollen Filmszenen kommt das allerdings zugute, der luftige, klare und weiträumige Klang machte sich ausgezeichnet bei Atmos-Trailern wie „Amaze“ und „Leaf“. Effekte tönten dann sehr plastisch und Ambientgeräusche füllten weiträumig und überzeugend den Hörraum. Zudem reproduzierte der Yamaha Sprache stets sauber verständlich, auch in Dolbys „Horzion“-Trailer, wo der sonore Sprecher gerne mal etwas hinter die Effekte zurücksteckt. Beim „Audiosphere“-Clip schallten die Decken-Synthesizer recht gut von oben hörbar und nicht etwa von vorne oder seitlich – trotz nur eines Paares vorderer Top-Speaker. Hinten herum fehlten im  5.1.2-Betrieb aufgrund fehlender Back-Rears natürlich etwas Rauminformationen.

„YPAO Volume“ bietet in Abhängigkeit von der Einmessung eine adaptive Kompression des Dynamikumfangs („Adaptive DRC“). Bei leisen bis mittleren Lautstärken hörten wir mit dieser Schaltung allerdings weder bei Dolby- noch DTS-Streams eine nennenswerte Reduzierung von Dynamikspitzen und Bassdruck.

Bei Stereomusik blieb der Yamaha im „Pure Direct“-Modus seinem Charakter treu und musizierte klar, neutral und detailreich. Im Bass spielte der Receiver ebenfalls sehr sauber, wenn auch etwas schlank. Mit hohen Pegeln tönte es bisweilen aber etwas hart, sofern die Musikquelle nicht audiophil aufgenommen war.       

Der Testbericht Yamaha RX-A780 (Gesamtwertung: 64, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

Der Beitrag Yamaha RX-A780 (Test) erschien zuerst auf audiovision.

Denon AVC-X4700H (Test)

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Seit einer gefühlten Ewigkeit warten Heimkino- Fans auf die ersten AV-Receiver bzw. AV-Verstärker mit HDMI 2.1, schließlich will man bei einer neuen Surround-Zentrale bestens für die Zukunft gerüstet sein. Denon geht nun voran und stattet seine komplette Modellreihe des Jahrgangs 2020 damit aus – und führt damit unter anderem Features wie 8K-Unterstützung, VRR, QMS und QFT ein.

Das ist uns schon mal eine „Innovation“- Auszeichnung wert. Auch jenseits von HDMI 2.1 gibt es Neuerungen, zwei Audio-Funktionen stechen dabei hervor: zum einen die Speicherung eines zweiten Lautsprecher-Setups, zum anderen Auro 11.1. Trotzdem blieb der Preis im Vergleich zum Vormodell AVR-X4500H (Test in 4-2019) bei 1.500 Euro. Allerdings wurde auch der Rotstift angesetzt. So präsentieren sich die neuen Modelle mit Ausnahme des AVR-X2700H als AV-Verstärker, also ohne klassisches Radio-Empfangsteil.

Das Einmess-Mikrofon von Audyssey lässt sich dank seiner viereckigen Sockelform auf viele Kamera stative passgenau aufstecken. Mit der Fassung an der Unterseite kann man es aber auch aufschrauben. Wer kein Stativ besitzt, kann die beiliegende Papp-Version im Design einer Rakete verwenden.

„Dies folgt einer Strategie, die Denon schon einige Jahre erfolgreich in den Top-Modellen 6500H und 8500H eingeführt hat, nicht zuletzt auch, um Störeinfl üsse zu minimieren. Unsere Nutzungsstatistiken zeigen zudem, dass der Rundfunktuner in Geräten dieser Klasse immer seltener verwendet wird und viele die Bequemlichkeit und Sendervielfalt von Internetradio zu schätzen wissen“, teilte uns Technical-Marketing- Manager Roland Krüger im Gespräch mit. Das gesamte Interview lesen Sie hier zum Ausklappen:

Roland Krüger, Head of Technical Marketing

Der HDMI-2.1-Standard wurde bereits 2017 verabschiedet, warum hat es so lange gedauert, bis ein Receiver/Verstärker mit HDMI 2.1 auf den Markt kommt?

Nach der Vorstellung eines neuen Standards und seiner Funktionen vergeht immer eine gewisse Zeit, um die Details auszuarbeiten, Spezifi kationen zu finalisieren, Chips zu entwickeln und diese in Serie herzustellen sowie Testspezifi kationen für Geräte und Kabel zu finalisieren. Im Falle von HDMI 2.1 war das nicht anders. Einige Funktionen aus dem Standardkatalog, wie der eARC und ALLM wurden schon in Geräte im Jahre 2018 verbaut und aktiviert, sobald es Testspezifi kationen dafür gab. Für viele andere Funktionen inklusive der höheren Bandbreite sind neue Chips erforderlich und hier dauerte die Entwicklung relativ lange. Auch da muss man unterscheiden nach Chipsätzen für TV-Geräte, Quellen und Repeater wie AV-Receiver. Letztere sind erst seit kurzer Zeit lieferbar und wurden jetzt nach umfangreichen Tests implementiert.

Welche Bedeutung kommt HDMI 2.1 bei den neuen AV-Verstärkern/Receivern zu?

HDMI 2.1 ist ein wichtiger Bestandteil unserer neuen AV-Receiver und trägt zur Zukunftssicherheit der Geräte bei. Das Paket enthält ja viele nützliche Funktionen wie VRR und HDR10+ Kompatibilität, die sich sofort mit einigen aktuellen Geräten nutzen lassen, und andere Funktionen wie etwa die hohe Bandbreite werden in Zukunft eine Rolle spielen, daher muss ein neuer AV-Verstärker eine solche Konnektivität aufweisen.

Warum spricht Denon selbst nicht von HDMI 2.1, sondern führt nur die Funktionen auf?

Das hat schlicht und ergreifend zur Ursache, dass es auch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine fi nalen Testspezifi kationen für HDMI 2.1 für Repeater-Geräte gibt. Die einzelnen Funktionen wurden durch uns verifi ziert und getestet. Sobald diese Testspezifi kationen verfügbar sind, werden wir die Geräte auch umgehend entsprechend zertifi zieren lassen.

Überträgt der 8K-Eingang die volle HDMI-2.1-Bandbreite von 48 Gbit/s?

Nein, alle aktuell verfügbaren Repeater-Chipsätze unterstützen eine Bandbreite von maximal 40 Gbit/s. Allerdings gilt dies unseren Informationen zufolge auch für die Quellchips. Dies bedeutet, dass sich unkomprimiert 8k-Material mit 60 Hz in maximal 10 Bit statt 12 Bit übertragen lässt. Es sind hierdurch also praktisch keinerlei Einschränkungen zu erwarten.

Werden sich ältere Denon-Modelle auf HDMI 2.1 upgraden lassen?

Wir haben eARC und ALLM aus dem Standard HDMI 2.1 in viele unserer älteren Modelle per Firmware-Update implementiert, sofern dies möglich war. Ohne HardwareÄnderung können bei älteren Modellen keine weiteren HDMI-2.1-Features hinzugefügt werden. Wir werden jedoch ein kostenpflichtiges Hardware-Upgrade für den AVCX8500H zu Beginn 2021 zur Verfügung stellen, mit welchem sich dieser auf die HDMI-Funktionalität eines 4700H oder 6700H aktualisieren lässt.

Verbesserungen im Detail

Die HDMI-2.1-Schnittstellen werden sich vor allem mit der Markteinführung von Sonys Playstation 5 und Microsofts XBox Series X am Jahresende bezahlt machen, die ebenfalls über HDMI 2.1 verfügen. 4K-Gaming mit 120 Hertz und variablen Bildwechselfrequenzen kann dann auch über den AV-Receiver laufen, ebenso wie 8K/60Hz- Videos von Youtube mittels auf den Spielekonsolen installierten Apps – sofern das unterstützt wird. Allerdings bietet der AVC-X4700H neben 2 HDMI-Ausgängen nur einen HDMI-Eingang nach der HDMI-2.1-Spezifikation.

8K bei Fernsehern ist kein Novum mehr, bei AV-Verstärkern hingegen schon. Denon implementiert erstmals HDMI-2.1-Schnittstellen in seine Sound-Zentralen und öffnet damit ein neues Kapitel. 8K-Bilder mit 60 Hertz sind jedoch nicht die einzige Innovation, die der AVC-X4700H mitbringt. So erlaubt das neue Video-Board erstmals auch die Durchleitung von HDR-Metadaten für erweiterte Kontraste und Farben in den Formaten HDR10+ und dem kommenden Format Dynamic HDR – und das an allen 8 HDMI-Eingängen und 3 HDMI-Ausgängen. Auch Features wie QFT, QMS, ALLM und VRR sind an allen HDMI-Buchsen verfügbar. Spielefans profi tieren zudem von hohen und variablen Bildwiederholraten mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und niedrigen Latenzraten.

Im Video-Menü darf man die Ausgabe des Bildsignals an die Fähigkeiten des TV-Apparats anpassen.

Die Video-Features im Überblick:

• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der AVCX4700H ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4KInhalte können zudem auf 8K skaliert werden.

• 4K/120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.

• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.

• HDR: Der AVC-X4700H unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.

• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.

• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virual Reality Vorteile bringt.

• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.

• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).

• HDCP 2.3: Der AVC-X4700H versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.

Der Denon AVC-X4700H verfügt über einen HDMI-2.1-Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgänge.

Ein Beinbruch ist das aber nicht wirklich, denn 3D-Sound kann auch über den eARC vom Fernseher an den AV-Verstärker geleitet werden. Die restlichen Eingänge arbeiten nach der HDMI-2.0-Norm, beherrschen aber ebenso die neuen Video-Features wie VRR, QFT oder QMS. Neben Dolby Vision und HLG versteht sich der Denon auch auf HDR10+ und das Dynamic HDR.

Denons AVC-X4700H verfügt über 8 HDMI-Eingänge (einer vorn) und 3 HDMI-Ausgänge. Mit 4 digitalen und 7 analogen Tonschnittstellen sollten auch beim Sound keine Engpässe aufkommen; selbst für den Plattenspieler ist ein Anschluss vorhanden. 4 der 17 Pre-outs sind den Hörzonen 2 und 3 zugedacht, die restlichen bedienen 11.2-Tonkanäle. Die aufschraubbaren Antennen sorgen für den Empfang von WLAN und Bluetooth.

Wer mit 8K und Gaming nichts am Hut hat, für den zaubert der AVC-X4700H einige Audio-Trümpfe aus dem Ärmel. Ein Highlight ist die Unterstützung von Auro 11.1. War die Wiedergabe von Back-Rear-Kanälen bei Auro-Ton bisher dem Flaggschiff AVC-X8500H vorbehalten, so beherrscht dieses Kunststück nun auch der weniger als halb so teure AVC-X4700H – entweder in 7.1.2-Konfiguration oder unter Nutzung von zwei Pre-outs und einer externen Stereo-Endstufe im 7.1.4-Modus. Apropos Boxen-Konfiguration. Hier hat Denon ein neues, nützliches Feature am Start, das wir bisher nur von Yamaha-Receivern kannten: das Speichern von zwei separaten Boxen-Setups, zwischen denen sich wechseln lässt. So darf man etwa für das Hören von Stereo-Musik oder 5.1-SACD ein anderes Setup anlegen als für 3D-Filmton mit 11.2-Kanälen. Im Kombination mit den Schnellwahl-Speichern lässt sich dann mit nur einem Knopfdruck auf der Fernbedienung zwischen den Boxen-Presets wechseln. Da auch Audyssey Bestandteil eines Boxen- Setups ist, kann man zudem zwei unterschiedliche Messungen vornehmen oder bei einem Boxen-Preset den Audio-Equalizer nutzen.

9 Endstufen & 11.2-Kanäle

Der AVC-X4700H hat 9 Leistungsverstärker verbaut, kann aber 11.2-Kanäle verarbeiten. Unter Zuhilfenahme einer Stereo-Endstufe lässt sich ein 7.2.4-Setup befeuern. Als Neuerung kann man alle internen Endstufen abschalten und den Verstärker quasi als reine Vorstufe nutzen, um separate Endstufen über die Pre-outs anzusteuern. Wie gewohnt lassen sich ungenutzte, interne Endstufen für das Bi-Amping oder zwei weitere Hörzonen verwenden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 und 3 auch Digitalströme der S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale mit bis zu 4K/60p.

Dank Bluetooth-Transmitter kann man Tonsignale an kompatible Lautsprecher und Kopfhörer senden.

Die Boxenkonfiguration fällt bei beiden Lautsprecher- Presets identisch und vorbildlich aus: Pegel und Distanzen aller Boxen lassen sich individuell mit 0,5-Dezibel-Schritten respektive 1-Zentimeter- Einheiten justieren. Im Bass-Management darf man für jeden Lautsprecher separat die Crossover- Frequenz bestimmen. In einem weiteren Setup lassen sich zudem für die 2-Kanal-Wiedergabe Bass-Management, Pegel und Distanzen unabhängig von den Einstellungen der Mehrkanalton-Wiedergabe konfigurieren.

3D-Sound und MPEG-H

Die digitale Audioverarbeitung des AVC-X4700H arbeitet mit zwei Dual Core DSPs mit SHARC+ Kern, wie sie auch im Denon-Flaggschiff AVCX8500H zum Einsatz kommen. An Decodern bietet der AVC-X4700H so ziemlich alles, was derzeit auf dem Markt ist: Dolby Atmos, DTS:X (inklusive IMAX-Enhanced), Auro 3D sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und die Auro-Matic. Hinzu kommen Dolbys Height Virtualizer sowie DTS Virtual:X für Höhen- und Surround-Sound auch ohne Höhen- und Surround-Boxen. Laut Roland Krüger wird voraussichtlich im Oktober per Firmware-Update das 3D-Tonformat MPEG-H integriert, das für den Einsatz in Streaming- Anwendungen und Rundfunksystemen entwickelt wurde.

Im Menü „Lautsprecher/Endstufen-Zuweis.“ legt man beim AVC-X4700H Art und Anzahl der Lautsprecher fest. Bei 3D-Tonformaten ist dies allerdings mit Einschränkungen verbunden. Zwar sind dank Pre-outs volle 11.2-Setups möglich, die definierte Position der Lautsprecher bestimmt jedoch die Verfügbarkeit der Decoder: Während Dolby Atmos und DTS:X stets parallel und bei allen Konfigurationen funktionieren, müssen für Auro 3D-Ton vordere Front-Height-Lautsprecher oder vordere Aufsatzboxen aktiv sein; für das hintere Boxenpaar kann man sich Height-, Decken- und Aufsatzboxen wählen. Surround-Height-Boxen (nicht zu verwechseln mit Back-Height-Boxen) schweigen bei Atmos-Ton, DTS:X nutzt sie aber.

Mit Front-Height- und Rear-Height-Boxen funktionieren Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X ohne Einschränkungen.

Dolby Enabled Boxen sind neben DTS und Dolby auch bei Auro-Ton möglich. Aufsatzboxen können vorne sowie auf den Rears oder Back-Reas sitzen.

Im 7.1.4-Betrieb benötigt der AVC-X4700H ein Paar externe Endstufen. Auro streikt wie gewohnt in der Konfi guration mit vier Deckenboxen.

Neu: Der AVC-X4700H kann Auro-Ton auch mit Back-Rear-Kanälen wiedergeben – sowohl bei nativen Streams (hier 13.1) als auch beim Upmixing.

In der Praxis ist uns das Format aber noch nicht über den Weg gelaufen. Ebenfalls an Bord sind 6 von Denon entwickelte Raumklang- Programme. Das Cross-Format-Upmixing, das bei den Modellen des Jahrgangs 2019 temporär eingeschränkt wurde, ist wieder im vollen Umfang möglich; Ausnahmen bilden wie immer die nativen 3D-Streams. Als Einmess-Automatik fungiert das bewährte „MultEQ XT32“ von Audyssey, das bis zu 8 Messpunkte unterstützt. Zum Funktionsumfang gehören auch die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti- Dröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von zwei Woofern („SubEQ HT“).

Für 20 Euro kann man sich zudem die „Audyssey MultEQ Editor“-App für Android- und iOS-Geräte herunterladen. Die Software erlaubt die Manipulation der Einmessung nach persönlichen Hörvorlieben, etwa durch das Ziehen einer eigenen Zielkurve, nach welcher der Frequenzgang optimiert wird. Kritik muss sich Denon nach wie vor beim Audio-Equalizer gefallen lassen, der keine Subwoofer regelt und für alle anderen Kanäle erst ab 63 Hertz greift. Für Klangtüfteleien ist man mit der optionalen Audyssey-App aber ohnehin besser beraten, mit der sich auch die Zielkurve des Subwoofers präzise anpassen lässt.

Erweitertes INFO-Menü: Neben den Audio-Daten gibt es nun auch eine zweiten Seite mit Video-Infos.

Auf unsere Frage, weshalb der Equalizer nicht bei aktivem Audyssey zuschaltbar ist, erklärte uns Krüger: „Eine solche Möglichkeit hätte negative Auswirkungen auf die Gesamt- Lautstärkeregelung und auch die auf Audyssey abgestimmten Zusatz-Funktionen Dynamic EQ und Dynamic Volume könnten nicht mehr zuverlässig arbeiten. Um dieses Dilemma zu verhindern, kann man jedoch entweder die Audyssey-Parameter für die ausgewählten Frequenzen in den graphischen EQ kopieren und dann den Graphik EQ alleine nutzen oder man führt die gewünschten Klang-Anpassungen an der Kurve, auch hier nach Audyssey- Einmessung, in der optionalen MultEQ-Editor App aus, wodurch dann auch wieder die Audyssey Zusatzfunktionen zur Verfügung stehen.“

Ähnliches Anschlussfeld

Bei der Anzahl der AV-Schnittstellen hat sich wenig getan: Statt der FM-Antennenbuchse gibt es nun Cinch-Eingänge für einen Tuner. Zudem fi el der Denon Link HD-Anschluss weg, der Jitter minimieren soll. Das erscheint logisch, denn der einzige Player mit diesem Anschluss war der Denon DBT-3313UD, der seit fast 3 Jahren nicht mehr gebaut wird. Und neue Blu-ray-Player wird es laut Krüger „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nicht geben.

Über Jitter in der Signalübertragung muss man sich aber trotzdem keine Sorgen machen: „In der aktuellen Generation der Geräte sind sogenannte Clock Jitter Reducer verbaut, die ein komplettes Reclocking des Signals durchführen und ebenfalls einen extrem geringen Jitter und somit beste Signalqualität von allen Quellen ermöglichen“, so Krüger. Der Blick auf die Alu-Front birgt wenig Überraschungen, blieb das Design doch identisch. Unter der großen Klappe findet man Tasten zur Gerätebedienung sowie Buchsen für HDMI (4K/60p), USB, Kopfhörer und Einmess-Mikro.

Multimedia & Bedienung

Alles über die neuen Video-Funktionen haben wir im Kasten oben zusammengefasst. Keine Erwähnung fand bisher der Video-Equalizer, der auch bei 4K-Material funktioniert und 6 Bildmodi mit sich bringt, darunter 2 nach ISF-Norm (Day, Night). Ebenso nützlich ist der Reiter „Video / 4K / 8K Signal Format“, in dem man Auflösung und Farbtiefe für die Ausgabe auf den TV-Apparat abstimmt. Die Bedienung des Verstärkers funktioniert für uns am komfortabelsten immer noch über die klassische Fernbedienung, die in Sachen Layout, Funktionalität und Übersichtlichkeit mit zu den besten am Markt gehört. Zwar fehlt eine Hintergrundbeleuchtung, was einen Punkt kostet, aber immerhin fluoreszieren viele der Tasten im Dunkeln, sofern sie vorher Licht „getankt“ haben.

Alternativ lässt sich der AVC-X4700H auch über die HEOSApp bedienen. Die Web-Control-Funktion erreicht man über einen gewöhnlichen Internet-Browser mit der IP-Adresse des Receivers, sie bietet ein übersichtliches grafisches Menü, mit dem sich der Receiver komplett und einfach bedienen lässt.

Für die Verschmelzung von Streaming und Multiroom
ist in allen aktuellen AV-Receivern von Denon das HEOS-System zuständig. Die HEOS-Technologie verteilt Musik aus dem Netz und von externen Quellen auf jedes HEOS-kompatible Gerät von Denon und Marantz – egal ob AV-Verstärker, Soundbar, Kompaktanlage oder Smart-Speaker. Der gleiche Sound im Wohnzimmer aus dem AV-Receiver sowie in der Küche auf dem Smart- Speaker ist gar kein Problem mehr. Der AVC-X4700H kann mehrkanalige Signale auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer etwa auf einem Denon Home-Speaker ein 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.

HEOS verbindet kompatible Lautsprecher und Geräte im ganzen Haus zu einem Streaming-Netzwerk.

Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt. HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AVReceiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker auch Bluetooth- Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer. Der AVC-X4700H verfügt über eine „Roon Tested“- Zertifi zierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.

Tonqualität

Mit 106 Watt im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 85 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) besitzt der AVCImX4700H in etwa genauso viel Power wie sein Vorgänger AVC-X4500H. Im Stereo-Modus kletterte die Leistung gar auf 201 Watt (4 Ohm). Bei normalem Betrieb zieht der Amp durchschnittlich 340 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) sinkt der Verbrauch auf gute 154 Watt.

Audyssey-App: Die Gestaltung individueller Zielkurven für die Einmessung gehört zu den Stärken der App.

Beim Sound darf man keine Experimente erwarten – der Denon klingt wie ein Denon, und das ist auch gut so. Kraftvoll und doch dezent, geschmeidig und doch klar, warm aber nicht verfärbt spielte der Bolide schon ohne Einmessung im Pure-Modus. Steely Dans 5.1-Mix auf dem Album „Two Against Nature“ stellte der Verstärker zudem räumlich präzise und dennoch luftig in unseren Hörraum. Auch große Orchester lagen dem Denon, greifbar wurden einzelne Instrumente großzügig im Raum verteilt, die trotzdem ein harmonisches Ganzes formten.

Löblich: Die Ergebnisse der Raumeinmessung mit Audyssey zeigt der AVC-X4700H auch grafi sch an.

Die Einmess-Automatik erledigte ihren Job gewohnt zuverlässig; die „Reference“-Kurve verlieh dem Verstärker noch mehr Räumlichkeit sowie einen leicht wärmeren Ton mit mehr Bass und Volumen. „Dynamic Volume“ eignet sich aufgrund der hörbaren und zudem 3-stufi g einstellbaren Dynamik- Komprimierung ausgezeichnet fürs Leisehören. Für das individuelle Feintuning bietet sich die gelungene „Audyssey MultEQ“-App an.

Eindrucksvoll hievte der 9-Kanäler (5.1.4-Betrieb) Sound-Objekte von Dolby Atmos-Trailern in den Hörraum, die groß und sehr realistisch aus den Boxen donnerten. Natürlich vermisst man die Back-Rear-Boxen im 5.1.4-Betrieb, für gelungene Überkopf-Effekte sind 4 Höhenboxen aber die bessere Wahl. Sound von oben reproduzierte der Denon dann auch tadellos, die Synthesizer in Dolbys „Audiosphere“ klangen präzise ortbar, greifbar und direkt von über unserem Hörplatz. Bei Filmton machte der Denon keine Ausnahme: Action wie in „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) ließ der Amp weiträumig und realistisch schallen, da fühlt man sich mittendrin. Effekte hatten zudem viel Wucht dank satter und druckvoller Bässe. Im Stereo-Betrieb (Direct-Modus) musizierte der AVC-X4700H mit klar durchgezeichneter Frontbühne, auf der Instrumente plastisch verortet wurde; Stimmen standen körperhaft mittig zwischen den Lautsprechern. Breite und Tiefe der Darbietung formten ein Ganzes für ein realistisch wirkendes Schallfeld.

Im Bass spielte der Denon klar und straff. Die 3-stufige „Restorer“-Funktion addiert dem Signal Bässe und Höhen für einen lebendigeren Sound hinzu, was besonders bei komprimierten Aufnahmen Vorteile bringen kann.

Der Testbericht Denon AVC-X4700H (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Arcam AVR30 (Test)

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Der Arcam AVR30 ist der größte unter den neuen AV-Receivern der britischen High-Ender. Mit im Gepäck: Auro 3D, DTS:X Pro, IMAX Enhanced und einiges mehr.Neben den japanischen Platzhirschen ist Arcam eine der wenigen europäischen Geräteschmieden, die noch AV-Receiver produzieren. Statt ihre Geräte mit Tonnen trendiger Features zu überfrachten, verfügen die Geräte über eine sinnvolle Ausstattung gepaart mit hochwertigen Hardware- Komponenten für erlesenen Klang. Besagte Komponenten haben freilich ihren Preis, 5.700 Euro muss man für den 18 Kilogramm schweren AVR30 auf den Tisch blättern, das ist deutlich mehr als für das Denon-Flaggschiff AVCX8500H mit 13 Endstufen. Letztere sind dann auch der Knackpunkt des High-End-Briten, denn mit seinen 7 Leistungsverstärkern lässt sich ein 3DSound- Heimkino nicht optimal beschallen, erfreulicherweise hat Arcam passende Endstufen mit 2, 4 und sogar 7 Kanälen im Programm.

Der 17 Zentimeter hohe AVR30 löst Arcams bisheriges Flaggschiff AVR850 ab. Seit unserem Test in Ausgabe 4-2016 ist viel Zeit ins Land gezogen und technische Neuerungen gab es zuhauf, von denen sich der bullige Brite die meisten einverleibt hat. 3D-Sound-Fans kommen voll auf ihre Kosten, denn neben Dolby Atmos und DTS:X gehört jetzt auch Auro 3D zur Ausstattung. Auch IMAX-Enhanced- Inhalte gibt der Receiver wieder. Ebenso ist das neue DTS:X Pro an Bord, mit dem sich 9.1.6-Boxenlayouts verwirklichen lassen – beim AVR30 mit Unterstützung seiner 15.2-Pre-outs und besagten, externen Endstufen ein sinnvolles Feature. Die beiden Subwoofer-Ausgänge lassen sich aber nicht getrennt regeln, so dass Arcam von 16 Kanälen spricht. Diese 16 werden auch vom Einmess- System abgedeckt, hier kommt seit geraumer Zeit „Dirac Live“ zum Einsatz.

Mit „Dirac Live“ verbaut Arcam eines der leistungsfähigsten Einmess-Systeme auf dem Markt. Allerdings fällt der Aufwand bei der Einmessung höher aus als bei den Lösungen der meisten Mitbewerber. Voraussetzung ist ein PC oder Apple-Computer, auf dem die „Dirac Live“-Software installiert wird; diese ist inzwischen in der dritten Version erhältlich, funktionierte im Test mit Windows 10 problemlos und kann unter live.dirac.com kostenlos heruntergeladen werden. Für die Kommunikation untereinander müssen sich der PC und der AV-Receiver im gleichen Netzwerk befinden. Über ein beiliegendes und zum Glück recht langes USB-Kabel wird am Computer das mitgelieferte Mikrofon angeschlossen. Vor der Einmessung muss am Receiver die Basis-Boxenkonfiguration (Kanäle und Crossover) vorgenommen werden, denn das leistet Dirac nicht. Ist alles eingerichtet, erkennt das Programm beim Start automatisch das Boxen-Setup. Die englischen Pop-up-Anweisungen (eine deutsche Sprachversion ist nicht erhältlich) führen zielsicher durch die Einmessung: Nach der Einpegelung aller Kanäle mittels Rauschen sowie der Wahl des Sitzplatzes (Stuhl, Sofa, Auditorium) ermitteln Testtöne die Frequenzgänge aller Lautsprecher, die am Ende grafisch angezeigt werden.

Messung: Für die Einmessung aller Lautsprecher stehen 9 Messpunkte oder mehr (je nach defi nierter Hörplatzart) zur Verfügung. Dirac durchläuft jeden Messpunkt mit Frequenz-Sweeps, die nacheinander von jedem Lautsprecher tönen.

Auf Basis einer frei definierbaren Zielkurve erfolgt die Frequenzgang-Optimierung. Hierfür gibt es Ankerpunkte, die sich nach persönlichen Hörvorlieben verschieben lassen. Auch der Subwoofer- Kanal lässt sich ausführlich optimieren. Im finalen Schritt werden die ermittelten Kurven als Projekt gespeichert und auf den Receiver übertragen, der gleich drei Speicher für drei unterschiedliche Filterkurven bietet, zwischen denen man später per Tastendruck auf der Fernbedienung wechseln kann.

Zielkurve: Nach der Einmessung aller Lautsprecher erfolgt die Frequenzgang- Optimierung; hierfür lässt sich für jeden einzelnen Lautsprecher eine eigene Zielkurve (GRÜN) defi nieren, an die der Frequenzgang angepasst wird.

Bei all den Klang-Innovationen ist es umso bedauerlicher, dass das Video-Board noch auf den HDMI-2.0b-Standard setzt und nicht wie jüngst Denon und Marantz HDMI-2.1-Bausteine integriert. HDR10 und Dolby Vision wird aber verarbeitet.

Aufgeräumt: Der Arcam bietet 7 HDMI-Eingänge, 3 HDMI-Ausgänge, 4 Koax- und 2 Toslink-Buchsen plus einen Toslink-Ausgang. Zu den 7 Boxenterminals gesellen sich 15.2-Pre-outs für umfangreiche 3D-Sound-Setups. Eine Seltenheit ist der DAB-Eingang. 3 Antennen verbinden mit Bluetooth und Wi-Fi-Signalen.

Endstufen und mehr

Das mitgelieferte Mikrofon hat eine Stabform und besitzt keinerlei Schrauben oder Halter.

Wie der Vorgänger wurde der AVR30 mit der selten anzutreffenden „Class-G“-Bauweise der Verstärkersektion ausgestattet. Hierbei erfolgt die Spannungsversorgung der Endstufen über doppelte Leitungen. Während die erste bei geringer Versorgungsspannung im Normalbetrieb mit gutem Wirkungsgrad bei wenig Energieverbauch und geringer Temperaturentwicklung arbeitet, wechselt der Receiver bei hohem Leistungsbedarf auf die zweite Stromleitung mit hoher Versorgungsspannung. Die Kunst liegt in der Umschaltautomatik, die lückenlos zwischen den Spannungen wechseln muss. Apropos Spannung: Der beinahe ausgestorbene Netztrennschalter auf der Front senkt den Energieverbrauch von 0,4 Watt im Standby auf null. Die Umwelt sagt Danke. Als D/A-Wandler kommen Chips von ESS (9026PRO) zum Einsatz. Wie eingangs erwähnt, verfügt der Arcam nur über 7 Endstufen, was nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch beim 3D-Hörtest Punkte kostet – denn weniger Boxen bieten auch weniger räumlichen 3D-Sound. Besagte 7 Endstufen können bei Bedarf aufgeteilt werden. Neben einem 7.1- oder 5.1.2-Setup lassen sich diese für die aktive Beschallung eines zweiten Raumes sowie das Bi-Amping der Frontboxen verwenden.

Passiv gibt der Receiver Signale über den analogen Line Out und die Zone 2 Pre-outs aus. Zudem steht ein Digitalausgang (Toslink) zur Verfügung. Verbesserungen gab es beim Boxen-Setup, denn konträr zum Vorgänger kann der AVR30 auch für jedes Lautsprecherpaar separat die Übergangsfrequenz (40 bis 200 Hz) festlegen. Ein weiterer Pluspunkt: Bei der Pegeleinstellung in optimalen 0,5-db-Einheiten lässt sich der interne und recht laute Testtongenerator nun auch ausschalten – man kann dann mit externen Testtönen arbeiten. Die Distanzen sind neben „Feet“ auch im Metermaß verfügbar, lassen sich aber nicht zentimetergenau einstellen: 3, 5 und 8 Zentimeter sind die verfügbaren Schritte, welche in etwa den Feet- Einheiten entsprechen.

Der eingebaute, im Design zweckdienliche Streaming-Client ist über einen gewöhnlichen Web-Browser aufrufbar.

Der AVR30 kam bereits Ende 2019 auf den Markt, allerdings mit einer instabilen bis fehlerhaften Software, weshalb wir bis jetzt von einem Test Abstand genommen haben. Nach diversen Updates läuft alles weitgehend stabil, während unseres Test-Zyklus fiel uns nur ein Problem auf: In seltenen Fällen wurden Mehrkanal-Tonsignale nicht korrekt erkannt und nur in Stereo wiedergegeben, das Aus- und wieder Einschalten des Receivers schaffte hier aber Abhilfe. Daher verwundert es nicht, dass ein weiteres Firmware-Update bereits in der Mache ist. Der AVR30 verfügt über Dolby Atmos und DTS:X Pro für eine 9.1.6-Kanal-Decodierung, Auro 3D arbeitet mit bis zu 13.1 Kanälen.

Das HDMI-Menü bietet die üblichen Einstellungen wie CEC, eARC, Lip-Sync, Bypass und Auto-Power-Off. Video-EQ und Scaler hat der Arcam aber nicht an Bord.

Auch die Upmixer sind mit Dolby Surround, DTS Neural:X und der Auro-Matic komplett; an Virtualisierern gibt es DTS Virtual:X. Auch Dolby Volume (Movie, Music, Night) zur Regulierung von Lautstärkeschwankungen ist an Bord. Das Cross-Format-Upmixing funktioniert leider nur mit dem Auro-Decoder, der dafür aber alles frisst, was ihm vorgesetzt wird – selbst Streams in Dolby Atmos und DTS:X. Auf DSP-Raumklangprogramme verzichtet der Brite hingegen. Vergebens sucht man auch einen simplen Equalizer, im Menü versteckt findet man jedoch Regler für Bässe und Höhen sowie eine Dynamik-Kompression.

Das Boxen-Setup geriet einfach und übersichtlich, sowohl über das Front-Display als auch das Web-Setup; Letzteres gibt es aber nur auf Englisch. Allen Kanälen wird per Reiter der Wert „Large“ (keine Bassbeschneidung), eine Crossover-Frequenz oder „None“ (kein Lautsprecher) zugewiesen.

Im Menü „Speaker Types“ werden alle Lautsprecher gemäß ihrem Verwendungszweck defi niert. Volle 16 Kanäle stehen zur Verfügung.

Für die Kanäle 13 und 14 stehen Front-Wide-Speaker für Dolby Atmos und DTS:X oder zusätzliche Subwoofer zur Verfügung. Bei den Kanälen 15 und 16 sind es Middle Heights für Atmos und DTS:X oder ein Center Height (CH) plus ein Top Surround (TS = Voice of God) für Auro-Ton mit bis zu 13.1-Kanälen. Alternativ können hier Subwoofer genutzt werden. Eine Unterscheidung zwischen Decken und Height-Positionen findet nicht statt; über „Height type“ wird zwischen Höhenboxen und Dolby Aufsatz- Lautsprecher gewählt.

Kanäle 15 & 16: Je nach Bedarf können hier weitere Subwoofer, Middle-Height-Boxen oder ein Höhen-Center sowie ein Voice-of-God-Kanal defi niert werden.

Im Reiter „Filter slope“ wird die Flankensteilheit des Bassmanagments angegeben, also wie stark die Frequenzkurve am definierten Crossover-Wert (z.B. 80 Hertz) abfällt. Zur Auswahl stehen 12 dB, 24 dB, 36 dB und 48 dB pro Oktave. „Sub Gain“ reduziert alle definierten Subwoofer in ihrem Ausgangspegel wahlweise um -6, -12, -18, -24 oder -30 dB. Übrigens: Wenn „Dirac Live“ aktiviert ist, lässt sich die Boxen-Konfiguration nicht auswählen. Das übersichtliche Menü zur Pegelanpassung lässt sich bei aktivem Dirac hingegen schon anpassen.

Pegelanpassung: Ganz oben kann man wählen, ob man zur Einpegelung der Boxen den internen Testton (Rauschen) nutzt, oder auf externe Signale zurückgreift.

Ausstattung & Praxis

Äußerlich hat der Brite ein Facelift bekommen, welches das Gerät modern und elegant aussehen lässt. Einen starken Kontrast bilden der große, silberne Lautstärkeregler sowie der ebenfalls silberne Power- Knopf auf der anthrazit-farbenen Front. Aus unserer Sicht suboptimal ist die rote Standby-Lampe, die grell leuchtet und sich weder abschalten noch dimmen lässt. Im Betrieb wird das Lämpchen weiß, was auch nicht jedem gefallen dürfte. Leicht rechts von der Mitte sitzt ein riesiges Display. Die Größe kommt nicht von ungefähr, denn der 9,5 Zentimeter breite Schirm zeigt nicht nur gängige Informationen wie Lautstärke, Eingang und Decoder an, sondern er fungiert auch als Mini- TV für die komplette Geräteeinrichtung.

Über das große Display gelingt die Geräteeinstellung deutlich einfacher und komfortabler als über das rudimentäre Onscreen-Menü.

Es ist allerdings kein Touch-Screen, so dass die Eingaben nicht sonderlich komfortabel über die darunter liegenden Tasten erfolgen, die zudem kein Steuerkreuz zur Navigation besitzen. Die Lautstärkeanzeige kann man leider nicht auf „dB“ umstellen, sie zählt von 0 bis 99 hoch. So schmuck und stylisch das Geräte- Display, so unschön das Onscreen-Menü: Bot der AVR850 noch übersichtliche Texttafeln mit allen Einstellungen, so reduzieren sich beim AVR30 die Bildschirmmenüs auf zweizeilige Texte, durch die man sich auf- und abhangeln muss. Die Fernbedienung ist vorbildlich gegliedert und dank großer Tasten verdrückt man sich auch nicht. Ein Highlight ist die Beleuchtung, die anspringt, sobald man eine Taste drückt. Wer den Boliden lieber mit dem Smartphone oder Tablet steuert, kann hierfür die übersichtliche „Arcam Remote“-App für Android- und iOS-Geräte nutzen. Eine erfreuliche Seltenheit ist die ausführliche und komplett ausgedruckt beiliegende Bedienungsanleitung.

Video & Multimedia

Auf der Rückseite findet man 7 HDMI-Eingänge; von den 3 HDMI-Ausgängen kann einer ein separates Signal an einen Zweitraum senden. Alle Buchsen arbeiten nach dem HDMI-2.0b-Standard samt dem HDCP-2.2-Kopierschutz. Einen Video-Scaler sucht man ebenso vergebens wie einen Video-EQ. Vorhanden ist hingegen eine Lippensynchronisation, die Ton zwischen 0 und 250 Millisekunden verzögert. Aufgerüstet hat Arcam bei den Netzwerk-Funktionen: WiFi ist ebenso an Bord wie Bluetooth, Air- Play und Chromecast – damit können Inhalte vom Handy oder Tablet zugespielt werden. Die Kontaktaufnahme funktioniert auch über den integrierten Webclient, der via UPnP oder USB Daten entgegennimmt. Im Gegensatz zur Flaggschiff-Konkurrenz besitzt der AVR30 einen DAB+ Radioempfänger.

Tonqualität

Bei der Leistungsmessung klotzte der AVR30 mit mindestens 120 Watt pro Kanal an allen Lasten sowie in allen Betriebsmodi – stolze 945 Watt waren es im 7-Kanal-Betrieb bei 4-Ohm-Last. Im Vergleich zum Vorgänger AVR850 bot der Neuling in den Mehrkanal-Betriebsarten etwas mehr Power. Im Stereo-Betrieb waren es hingegen bis zu 17 Watt weniger. Mit 155 (6 Ohm) und 200 Watt (4 Ohm) kommt man aber selbst im größten Heimkino nie in eine Bredouille. Mit rund 200 Watt durchschnittlichem Stromverbrauch gehört der Brite zu den sparsameren Geräten seiner Zunft; viele Kollegen benötigen hier über 300 Watt. Unser Stromsparer-Logo gibt es allerdings erst bei einem Verbrauch von weniger als 100 Watt, was bisher nur Receiver mit Digital- Endstufen schaffen. Im Hörtest schlug sich der Brite hervorragend: Direkt nach dem Auspacken wurde schon mit den ersten Takten klar: Da steckt Musik drin.

Das übersichtliche Web-Interface erlaubt ebenfalls die komplette Bedienung des Arcam. Es ist über die IP-Adresse des Geräts aufrufbar.

Steely Dans Blues Rock tönte in den schönsten Klangfarben, ohne dabei behäbig, zu warm und eingedickt zu klingen; im Gegenteil: Dynamisch, klar und aufgeräumt baute sich die Bühne für einen überaus realistischen und authentischen Sound auf. Stimmen boten viel Schmelz und Körper. Mit klassischer Musik im DSD-Format via HDMI lief der Receiver zur Höchstform auf. Der Arcam behielt auch hier eine akribische Auflösung und Klangfarben bei, mit seinem nuancierten Spiel war der individuelle „Charakter“ einer Aufnahme sofort hörbar. Auch an der aufgefächerten Bühne mit allen Instrumenten an ihrem Platz gab es nichts zu kritisieren. Die Dirac-Einmessung dauerte eine halbe Stunde, ist aber jede Sekunde wert. Denn mit drei selbst modellierten Zielkurven (leicht abfallend, mittel abfallend und stark abfallend) hat man praktisch alles Hörmaterial unter Kontrolle – von der audiophilen Jazz-Aufnahme bis hin zum grell tönenden You-Tube-Videoclip. Grundsätzlich sorgte die Einmess- Automatik so für einen geschmeidigeren Klang bei verbesserter Räumlichkeit.

Der luftig-leichte Klang kommt natürlich auch dem 3D-Sound zugute: Trailer von der Dolby Atmos Disc spielten mit selten gehörtem Realismus und verblüffender Räumlichkeit, da war jedes noch so winzige Soundobjekt an einem Platz und fl og zum Greifen durch den Hörraum. Mit nur 7 Endstufen und somit nur 2 Höhenboxen wurden Höhen-Effekte aber nicht so räumlich wiedergegeben wie mit 4 Decken-Lautsprechern, weswegen wir hier Punkte abziehen müssen. Keinerlei Klagen hatten wir hingegen beim Tiefton: Der „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Clip drückte ungemein tief in die Magengrube, spielte dabei zudem extrem sauber und dröhnfrei. Bei Action-Knallern wie „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) fühlt man sich mitten im Geschehen. Der Kampfpanzer, Explosionen und Schüsse wurden im Bauch spürbar und Effekte donnerten hautnah um einen herum – das hatte Wucht, das machte Spaß.

Ein Genuss ist der AVR30 auch im Stereo-Betrieb mit Musik. Dank schöner Klangfarben, feiner Auflösung und einer zum Greifen realistischen Abbildung kann man seine Lieblingsmusik neu entdecken – mit allen Vorzügen oder tontechnischen Mängeln, die der Arcam aufzudecken versteht. Die „Direct“-Funktion ist nur für analoge Stereo-Quellen nutzbar und schaltet eingehende Signale ohne Umwege von den analogen Eingängen zu den analogen Ausgängen der Hauptlautsprecher.

Der Testbericht Arcam AVR30 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 5700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

 

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Marantz SR7015 (Test)

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Der SR7015 ist der erste Verstärker von Marantz mit HDMI-2.1-Schnittstellen. Zudem wartet das zweitgrößte Modell der Japaner mit neuen Audio-Features auf. Und das ist längst noch nicht alles.

Im Juli brachte Denon seinen ersten AV-Verstärker mit HDMI-2.1-Schnittstellen inklusive 8K-Unterstützung auf den Markt; einen ausführlichen Test des AVC-X4700H haben wir bereits in Ausgabe 8-2020 zu Papier gebracht. Jetzt legt der Schwesterkonzern Marantz nach und spendiert seinen AV-Verstärkern des aktuellen Jahrgangs die neue Videotechnik – den Anfang macht der SR7015. Mit 1.700 Euro kostet das zweitgrößte Marantz-Modell erheblich weniger als das im September auf den Markt kommende Flaggschiff SR8015 (3.000 Euro) und sogar 100 Euro weniger als der zwei Jahre alte Vorgänger SR7013, allerdings auch 200 Euro mehr als sein Blutsverwandter (dazu später mehr) – der Denon AVC-4700H. Dass sich die beiden Marken ein Großteil der Technik teilen, ist ein offenes Geheimnis und so finden sich praktisch alle Features des Denon auch im Marantz wieder. Entsprechend ist auch bei Marantz der UKW-Tuner ein Auslaufmodell, lediglich der SR-Einsteiger 5015 empfängt analoge Ultrakurzwelle, der SR5015DAB bietet zudem, wie der Name verrät, das terrestrische Digitalradio DAB+. Alle anderen Marantz-Modelle, auch der SR7015, müssen sich mit Web-Radio begnügen.

8K-Video und mehr
8K60hz oder 4K120Hz mit variablen Bildwechselfrequenzen zaubert der SR7015 aus seinem HDMI-Board, allerdings nur an einem Eingang sowie zwei Ausgängen. Derzeit dürfte das reichen, doch wenn am Jahresende die neuen Spielkonsolen von Microsoft und Sony erscheinen, könnte es für anspruchsvolle Gamer eng werden. Abhilfe schafft hier der eARC, der HD-Ton vom Fernseher empfängt, womit man eine der Konsolen auch am 8K-Fernseher anstöpseln kann, ohne beim HD-Ton Einbußen befürchten zu müssen.

Alle anderen Eingänge verarbeiten Signale nach der HDMI-2.0-Norm, beherrschen aber ebenso moderne Video-Features wie VRR, QFT oder QMS. Neben Dolby Vision und HLG versteht sich der Marantz auch auf HDR10+ und das neue Dynamic HDR.

Auch in Sachen Audio haben die Japaner aufgerüstet: Auro-Fans dürfen sich auf die Unterstützung von nunmehr 11.1-Kanälen freuen, also inklusive der beiden Back-Rear-Kanäle. Dies gelingt entweder in einer 7.1.2-Konfiguration oder unter Nutzung von zwei Pre-outs und einer externen Stereo-Endstufe im 7.1.4-Modus.

Bei Yamaha hat sich Marantz das Speichern von zwei separaten Boxen-Setups abgeschaut. So darf man etwa für das Hören von Stereo-Musik oder 5.1-SACD eine andere Lautsprecher-Konfiguration anlegen als für 3D-Filmton mit 11.2-Kanälen. In Kombination mit den Schnellwahl-Speichern lässt sich dann mit nur einem Knopfdruck auf der Fernbedienung zwischen den Boxen-Presets wechseln. Da auch Audyssey Bestandteil eines Boxen-Setups ist, kann man zudem zwei Messungen vornehmen oder bei einem Boxen-Preset den Audio-Equalizer nutzen.

Alle Decoder an Bord
Bei der digitalen Audioverarbeitung setzt Marantz auf 32-Bit-D/A-Wandler von AKM (AK4458). An Decodern ist so ziemlich alles vorhanden, was derzeit Rang und Namen hat: Dolby Atmos, DTS:X (inklusive IMAX-Enhanced), Auro 3D sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und die Auro-Matic. Hinzu kommen Dolbys Height Virtualizer sowie DTS Virtual:X für Höhen- und Surround-Sound auch ohne Höhen- und Surround-Boxen. Ein Firmware-Update wird dem Gerät zudem das 3D-Tonformat MPEG-H nachreichen, das für den Einsatz in Streaming-Anwendungen und Rundfunksystemen entwickelt wurde. Bei den Klangprogrammen hält sich Marantz wie in der Vergangenheit zurück, nur das „Virtual“-Klangprogramm ist vorhanden. Die Sinnhaftigkeit der farbigen Wahltasten auf der Fernbedienung „Movie“, „Music“ und „Game“ will sich uns nicht erschließen, denn hinter allen Tasten verbergen sich die gleichen Decoder in der gleichen Reihenfolge. Die „Pure“-Taste bietet hingegen die Modi „Direct“, „Pure Direct“ und „Auto“. Das Cross-Format-Upmixing, das bei den Modellen des Jahrgangs 2019 zeitweise eingeschränkt wurde, ist in vollem Umfang möglich; Ausnahmen bilden wie immer native 3D-Inhalte.
Keine Überraschungen gibt es bei der Einmess-Software, hier verrichtet Audysseys größtes System „MultEQ XT32“, das bis zu 8 Mess­punkte unterstützt, seine Arbeit. Zum Funktionsumfang gehören auch die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti-Dröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von zwei Woofern („SubEQ HT“).

Die kostenpflichtige „Audyssey MultEQ Editor“-App (20 Euro) erlaubt ferner die Manipulation der Einmessung nach Hörvorlieben, etwa durch das Ziehen einer eigenen Zielkurve, nach welcher der Frequenzgang optimiert wird. Für Klangtüftler eine lohnenswerte Investition, zumal sich der Equalizer im SR7015 bei aktivem Audyssey nicht aktivieren lässt. Zudem regelt der EQ keine Subwoofer und alle anderen Kanäle erst ab 63 Hertz.

9 Endstufen für 13 Kanäle
Für die ganz großen Heimkinos reicht es mit 9 Endstufen nicht ganz, 11.2-Kanäle kann der SR7015 aber ansteuern, was unter Mitwirkung einer externen Stereo-Endstufe ein volles 7.2.4-Setup ergibt. Als Neuerung kann man alle internen Endstufen abschalten und den Marantz als reine Vorstufe nutzen, um separate Endstufen über die Pre-outs anzusteuern. Zudem dürfen ungenutzte, interne Endstufen für das Bi-Amping oder zwei weitere Hörzonen verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 und 3 auch Digitalströme der S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale mit bis zu 4K/60p.

Die Konfiguration fällt bei beiden Lautsprecher-Presets identisch und vorbildlich aus: Pegel und Distanzen aller Boxen darf man einzeln mit 0,5-Dezi­bel-Schritten respektive 1-Zentimeter-Einheiten justieren. Im Bass-Management kann man für jede Box separat die Crossover-Frequenz bestimmen. In einem weiteren Setup lassen sich zudem für die 2-Kanal-Wiedergabe Bass-Management, Pegel und Distanzen unabhängig von den Einstellungen der Mehrkanalton-Wiedergabe konfigurieren.

Dank Bluetooth-Transmitter kann man Tonsignale an kompatible Lautsprecher und Kopfhörer senden.

Top: Der manuelle Video-EQ bietet viele Regler zur individuellen Feinabstimmung des Bildes.

Energiesparer: Zwei Eco-Modi senken den Stromverbrauch. Sinnvoll ist auch die Abschaltautomatik.

Das Einmess-Mikrofon von Audyssey lässt sich dank seiner viereckigen Sockelform auf viele Kamera­stative passgenau aufstecken. Mit der Fassung an der Unterseite kann man es aber auch aufschrauben. Wer kein Stativ besitzt, kann die beiliegende Papp-Version im Design einer Rakete verwenden.

Mehr Kontakt geht kaum
Bei den Schnittstellen ist so ziemlich alles vohanden, was ein modernes Heimkino braucht. Statt der FM-Antennenbuchse gibt es nun Cinch-Eingänge für einen Tuner, Vinyl-Freunde können den Plattenspieler ohne Vorverstärker anstöpseln. Nur noch selten findet man den analogen 7.1-Cinch-Input, an den man zum Beispiel einen alten SACD-Player anschließen kann. 8 HDMI-Eingänge, 3 HDMI-Ausgänge und 4 Digitalanschlüsse sind großzügig bemessen. Für Videorecorder, DVD-Player oder Röhrenprojektoren stehen sogar noch Ein- wie Ausgänge für FBAS und YUV parat. Wie es sich für einen großen AV-Verstärker gehört, sind alle Anschlüsse vergoldet für einen besseren Schutz vor Korrosion.

Am bulligen Aussehen der Marantz-Boliden hat sich nichts geändert. Auf der Front sitzt zwischen der Eingangswahl und dem Lautstärkeregler das „Bullauge“ mit Dezibel-Anzeige. Unter der großen Klappe versteckt sich das zweizeilige Punktmatrix-Display, das Zuschauer bzw. Zuhörer unter anderem das anliegende Tonformat und eine Kanalmatrix mitteilt. Neben vielen Bedientasten gibt es Anschlüsse für HDMI, USB, Kopfhörer und das Mess-Mikrofon. Die Materialanmutung des Geräts ist gut, statt des Plastiks der geschwungenen Wangen wäre uns Aluminium allerdings lieber gewesen.

Multimedia & Bedienung
Alle neuen Video-Funktionen haben wir im Kasten oben zusammengefasst. Nützlich ist der Reiter „Video / 4K / 8K Signal Format“, in dem man Auflösung und Farbtiefe für die Ausgabe auf den TV-Apparat abstimmt. Darüber hinaus trumpft der SR7015 mit Funktionen auf, die Marantz seit Generationen verbaut; hierzu gehört etwa der vielseitige manuelle Video-Equalizer plus die 6 vorgegebenen Bildmodi; zwei davon mit ISF-Zertifizierung.

Nichts geändert hat sich bei der Steuerung des Geräts: Die Fernbedienung ist übersichtlich gestaltet und verfügt über eine Hintergrundbeleuchtung, die per separater Taste aktiviert wird. Die meisten Tasten fluoreszieren zudem, sofern sie vorher mit Licht betankt wurden. Natürlich lässt sich der SR7015 auch über die HEOS-App bedienen. Die praktische Web-Control-Funktion erreicht man mit einem Internet-Browser über die IP-Adresse des Receivers; die Funktion bietet ein grafisches Menü, mit dem sich der Amp komplett bedienen lässt.

8K bei Fernsehern ist kein Novum mehr, bei AV-Verstärkern hingegen schon. Nach Denon implementiert nun auch Marantz erstmals HDMI-2.1-Schnittstellen in seine Sound-Zentralen.

Im Video-Menü darf man die Ausgabe des Bildsignals an die Fähigkeiten des TV-Apparats anpassen.

Der Marantz SR7015 verfügt über einen HDMI-2.1-Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgänge.

8K-Bilder mit 60 Hertz sind jedoch nicht die einzige Innovation, die der SR7015 mitbringt. So erlaubt das neue Video-Board erstmals auch die Durchleitung von HDR-Metadaten für erweiterte Kontraste und Farben in den Formaten HDR10+ und dem zukünftigen Format Dynamic HDR – und das an allen 8 HDMI-Eingängen und 3 HDMI-Ausgängen. Auch Features wie QFT, QMS, ALLM und VRR sind an allen HDMI-Buchsen verfügbar.
Spielefans profitieren zudem von hohen und variablen Bildwiederholraten mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und niedrigen Latenzraten. Die Video-Features im Überblick:

• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der SR7015 ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4K-Inhalte können zudem auf 8K skaliert werden.
• 4K/120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.
• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.
• HDR: Der SR7015 unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiteres Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.
• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.
• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.
• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).
• HDCP 2.3: Der Marantz SR7015 versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.


Der Marantz SR7015 bietet Kontakte in Hülle und Fülle: 8 HDMI-Eingänge (einer vorn) und 3 HDMI-Ausgänge, 4 digitale und 7 analoge Tonschnittstellen sollten keinerlei Engpässe aufkommen lassen. 4 der 17 Pre-outs sind den Hörzonen 2 und 3 zugedacht, die restlichen bedienen 11.2-Tonkanäle. Die aufschraubbaren Antennen sorgen für den Empfang von WLAN und Bluetooth. Eine Seltenheit ist der analoge 7.1-Toneingang. Je nach Boxen-Konfiguration werden bis zu 9 der 11 Boxenklemmen aktiv angesteuert.

Tonqualität
Mit 121 Watt im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 90 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) besitzt der SR7015 in etwa genauso viel Power wie sein Vorgänger. Im Stereo-Modus kletterte die Leistung gar auf 213 Watt (4 Ohm). Bei normalem Betrieb zieht der Amp durchschnittlich 332 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) sinkt der Verbrauch auf gute 153 Watt.

Seit ein paar Generationen spielen Marantz-Geräte ausgesprochen klar, feinauflösend und transparent – ohne dabei ins Unmusikalische oder Analytische abzudriften. Der SR7015 bildet hier keine Ausnahme. 5.1-Musik aus allen Genres stellte der Marantz authentisch und mit hoher Spielfreude in den Hörraum, blieb dabei leichtfüßig und agil. Im Bass eher schlank abgestimmt, folgte der Bolide jedem Tiefton-Gitarrenlauf akkurat und sauber – hier wurde nichts verschluckt oder verschliffen.

Die Einmess-Automatik von Audyssey erledigte ihren Job gewohnt zuverlässig – mit einer Ausnahme: Unsere rückwärtigen Regalboxen beschnitt der SR7015 nicht im Tiefton und wies ihnen den vollen Frequenzgang zu. Beim „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Clipp übersteuerten bzw. verzerrten die Boxen dann unschön. Pegel und Distanzen wurden hingegen akkurat gesetzt. Mit leicht abfallender „Reference“-Frequenzkurve sind auch höhere Hörpegel kein Problem, garstig-grellen YouTube-Clips kann man mit selbst erstellten Zielkurven in der Audyssey-App zu Leibe rücken.

Im Menü „Lautsprecher/Endstufen-Zuweis.“ legt man beim SR7015 Art und Anzahl der Lautsprecher fest. Bei 3D-Tonformaten ist dies allerdings mit Einschränkungen verbunden. Zwar sind dank Pre-outs volle 11.2-Set­ups möglich, die definierte Position der Lautsprecher bestimmt jedoch die Verfügbarkeit der Decoder: Während Dolby Atmos und DTS:X stets parallel und bei allen Konfigurationen funktionieren, müssen für Auro 3D-Ton vordere Front-Height-Lautsprecher oder vordere Aufsatzboxen aktiv sein; für das hintere Boxenpaar kann man sich Height-, Decken- und Aufsatzboxen wählen. Surround-Height-Boxen (nicht zu verwechseln mit Back-Height-Boxen) schweigen bei Atmos-Ton, DTS:X nutzt sie aber.

Im 7.1.4-Betrieb benötigt der SR7015 ein Paar externe Endstufen. Auro streikt wie gewohnt in der Konfiguration mit vier Deckenboxen.

Dolby Enabled Boxen sind neben DTS und Dolby auch bei Auro-Ton möglich. Aufsatzboxen können vorne sowie auf den Rears oder Back-Rears sitzen.

Mit Front-Height- und Rear-Height-Boxen funktionieren Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X ohne Einschränkungen.

Neu: Der SR7015 kann Auro-Ton auch mit Back-Rear-Kanälen (11.1) wiedergeben – sowohl bei nativen Streams als auch beim Upmixing.

Mit aktivem Audyssey erzielte der Marantz bei zugespielten Atmos-Trailern eine sehr weite, luftige und dabei präzise Räumlichkeit; Effekte klangen greifbar und plastisch, die Räumlichkeit tönte lückenlos und realistisch. Besagter „Powerful Bass“ drückte enorm tief und sauber, so wie es sein soll. Audyssey addierte etwas Bass hinzu. Wem das noch nicht reicht, der kann mit der App nachregeln oder den Subwoofer-Pegel anheben.
In der Dolby-Atmos-Abmischung von „Ghost in the Shell“ drückte der Kampfpanzer nicht nur kräftig im Tiefbass: Genauso überzeugend donnerten auch die Schüsse und Explosionen durch unseren Hörraum – da fühlt man sich wirklich mittendrin. Wie immer bei nur 9 laufenden Endstufen fehlen entweder die Back-Rears (5.1.4) oder ein paar Höhenboxen (7.1.2), was das Klangerlebnis im Vergleich zu vollwertigen 7.2.4-Kanälen etwas schmälert und daher einen Punktabzug zur Folge hat. Die dreistufige Dynamik-Komprimierung „Dynamik Volume“ von Audyssey funktionierte wie gewohnt zuverlässig und eignet sich ausgezeichnet für das nächtliche Leisehören – sowohl mit Dolby- als auch mit DTS-Material.

Aufgedeckt: Hinter der Aluklappe versteckt der Marantz ein großes Punktmatrix-Display, das unter anderem mit Quelle und Kanalmatrix deutlich auskunftsfreudiger ist als das runde Bullaugen-Display. Für den schnellen Kontakt gibt es Frontanschlüsse in Form von HDMI, USB, Kopfhörer, FBAS und Cinch-Stereo.

Für die Verschmelzung von Streaming und Multiroom ist in allen aktuellen AV-Verstärkern bzw. AV-Receivern von Marantz und Denon das HEOS-System zuständig. Die HEOS-Technologie verteilt Musik aus dem Netz und von externen Quellen auf jedes HEOS-kompatible Gerät – egal ob AV-Zentrale, Soundbar, Kompaktanlage oder Smart-Speaker. Der gleiche Sound im Wohnzimmer aus dem AV-Receiver sowie in der Küche auf dem Smart-Speaker ist gar kein Problem mehr.

Der Marantz SR7015 kann mehrkanalige Signale auf ein 2-Kanal-Format heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer auf einem Denon Home-Speaker einen 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.

HEOS verbindet kompatible Lautsprecher und
Geräte im ganzen Haus zu einem Streaming-Netzwerk.

Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt.

HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AV-Receiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay 2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker auch Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer.

Der SR7015 verfügt über eine „Roon Tested“-Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.

Erweitertes Menü: Neben den Audio-Daten gibt es nun auch eine zweite Seite mit Video-Informationen.

Audyssey: Zu zwei EQ-Kurven bietet Audyssey viele Schaltungen, um den Klang zu manipulieren.

Bei Stereo-Musik empfiehlt sich der SR7015 für jede Art von Genre. Egal ob Pop, Metal oder Klassik – stets spielte der Marantz fein auflösend und trotzdem musikalisch drauf los. Im „Pure Direct“-Modus, der alle nicht benötigten Klangschaltungen umgeht, stand der Japaner erwartungsgemäß auf schlankem Bass-Fuße, klang dafür aber auch sehr sauber, durchhörbar und luftig. Instrumente wurden greifbar und räumlich sauber aufgedröselt auf der Frontbühne verortet, die sich in Breite und Tiefe ausgewogen vor dem Zuhörer aufbaute.

Der Testbericht Marantz SR7015 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Denon AVC-A110 (Test)

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Zum 110. Geburtstag hat Denon ein limitiertes Sondermodell herausgebracht, das Heimkinoherzen höherschlagen lässt: den 5.500 Euro teuren AV-Verstärker AVC-A110, der mit 13 Endstufen und einer Ausstattung aufwartet, die keine Wünsche offen lässt

Denon hat in der Vergangenheit schon so manch legendäres Heimkino-Schmuckstück entwickelt. Langjährige Hifi-Fans dürften sich noch an den ersten Prologic-Receiver AVC-2000, die Dolby-Digital-Vorstufe AVP-A1 oder die 10-Kanal-Kombi AVP-A1HD/POA-A1HD erinnern. Alles edle Gerätschaften ihrer Zeit, denen wir uns auf Seite 21 etwas ausführlicher widmen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den neuen Luxus-Liner im Verstärker-Segment. Bereits das aktuelle Flaggschiff, der technisch verwandte AVC-X8500H (Test in 3-2018), legte die Messlatte hoch und führt derzeit unsere Bestenliste an.

Der limitierte AVC-A110 – die aus der Reihe tanzende Produktbezeichnung resultiert aus dem 110-jährigen Firmenjubiläum – soll das bisherige Topmodell übertreffen und so galt es, das bislang Beste weiter zu verbessern. Im Audio-Bereich bedeutet dies, mit vielen und nicht selten teuren Maßnahmen den Klang um ein Quäntchen zu steigern. Auf das Preis-Leistungs-Verhältnis sollte man bei solchen Geräten nicht so genau gucken. Im Falle des A110 schlagen die von Denon durchgeführten Tuning-Maßnahmen mit 1.500 Euro zu Buche.

Rechts unten an der Alu-Front trägt der AVC-A110 unübersehbar ein schmuckes „110 Anniversary“-Logo. Das Gerät wird zudem mit einem Echtheitszertifikat ausgeliefert, das vom Denon Chef-Ingenieur handsigniert wurde (Bild Seite 20). Ferner wird eine fünfjährige Garantie gewährt. Wie alle Jubiläumsprodukte – es gibt noch den Vollverstärker PMA-A110, den SACD-Player DCD-A110 und den MC-Tonabnehmer DL-A110 – wird auch der AVC-A110 exklusiv im Denon Stammwerk im japanischen Shirakawa hergestellt und vor der Auslieferung einem exklusiven Qualitäts­sicherungsprozess unterzogen.

Mehr vom Feinsten
Der Aufpreis kommt nicht von ungefähr, wurden für die Optimierung laut Hersteller doch 258 elek­trische Bauteile und 153 mechanische Teile modifiziert. Die Verbesserungen sollen nicht nur für eine größere mechanische Stabilität als beim X8500H sorgen, sondern auch einer höheren Temperaturstabilität dienen. Nicht zuletzt hatten die Modifikationen eine neue Klangabstimmung zum Ziel.

Äußerlich betrachtet bietet der AVC-110 zwar keine neue Formgebung, aber einen neuen Anstrich: Silber-Graphit nennt Denon die Jubiläums-Farbe, die den Amp in Natura noch schicker aussehen lässt als auf den Fotos. Es wäre eine Überlegung wert, ob man diese Farbe gegen Aufpreis nicht auch bei kleineren Modellen anbieten sollte. Neu sind zudem die speziell angefertigten Druckguss-Füße aus Eisen: Das erhöhte Gewicht soll der Gehäuse-Stabilität dienen und Vibrationen besser unterdrücken.

Richtig spannend wird es aber erst unter dem Deckel, wo sich die meisten Innereien in elegantem Schwarz offenbaren. Da springt einem die metallisch glänzende Kupfer-Basis unter dem mächtigen Trafo umso akzentuierter ins Auge, die dem X8500H fehlt. Kupfer führt Wärme besser ab als Aluminium, weshalb es im AVC-A110 auch bei weiteren Bauteilen der Stromversorgung zum Einsatz kam. Zur besseren Wärmeableitung befinden sich 2 Millimeter starke Kupferplatten auch zwischen den Kühlkörpern und den Leistungstransistoren – dieses Feature wurde aber auch dem X8500H zuteil. Anders der „Network Module Stabilizer“, eine Metall­platte, die auf dem HEOS-Modul für erhöhten Vibrationsschutz und eine bessere Wärmeverteilung sitzt.

Auf elektrischer Seite wurden unter anderem höherwertige Kondensatoren um die DAC-Sektion verbaut und auch die Widerstände in den Endstufen wurden getunt; beides soll die Hochfrequenz-Charakteristik verbessern. Die Leiterbahnen der Platinen sind zudem doppelt so dick wie beim X8500H (70 statt 35 Mikrometer), was einen besseren Signalfluss und eine geringere Wärmeentwicklung verspricht, aber auch das Tieffrequenz-Verhalten optimieren soll. Zur Stabilisierung und damit Minimierung von Resonanzen wurden die Luftkernspulen der Verstärker-Sektion mit Spezial­lack versiegelt. Durch diese und weitere Aufwertungen wurde der A110 um 2,1 Kilogramm schwerer als der X8500H und bringt somit stolze 25,4 Kilo auf die Waage.

Die großen Siebelektrolyt-Kondensatoren (22,000uF/80V) besitzen für eine verbesserte Hochtonauflösung eine lockerere Wicklung als jene im X8500H.

Kondensatoren und Luftkernspulen (rechts unten): Nur einige der optimierten 258 elektrischen Bauteile im AVC-A110.

Dem AVC-A110 liegt nicht nur ein Echtheitszertifikat mit blumigen Worten bei, es gewährt dem Käufer auch eine fünfjährige Garantie auf das Produkt.

Neueste Video-Elektronik
Wie allen neuen AV-Verstärkern des Jahrgangs 2020 spendierte Denon auch dem AVC-A110 ein Upgrade des Video-Boards in Form von HDMI 2.1. Eine Panne bei der Chip-Herstellung kann der Darstellung von 4K/120p-Inhalten allerdings einen Strich durch die Rechnung machen, weswegen wir ihm in der Kategorie „Videoverarbeitung“ einen Punkt abziehen müssen.

Neben 2 HDMI-Ausgängen bietet der Neuling einen HDMI-Eingang nach der HDMI-2.1-Spezifikation. Das hat er mit dem im kommenden Jahr erhältlichen Nachfolger des AVC-X8500H, dem X8500HA gemein, der als eigentliches Technik-Basis-Modell für den A110 fungiert. Die restlichen Eingänge arbeiten nach der HDMI-2.0-Norm, beherrschen aber ebenfalls neue Video-Features wie eine Variable Refresh Rate (VRR), den Auto Low Latency Mode (ALLM) und den Quick Frame Transport (QFT), die besonders für das Gaming Vorteile bringen. Dank des eARC können auch HD-Tonformate vom Fernseher an den AVC-A110 geleitet werden. In Sachen HDR ist man auf der sicheren Seite, werden neben HDR10 doch auch HDR10+, Dynamic HDR, Dolby Vision und HLG unterstützt. Das Quick Media Switching (QMS) verhindert nervige Schwarzbilder beim Quellenwechsel. Nicht neu, aber nützlich: Über die feinfühligen Bildregler des Video-Equalizers lassen sich Kontrast, Helligkeit, Farbsättigung, Konturen­schärfe und die Rauschunterdrückung regeln, allerdings nicht bei 4K-Quellen. Die 6 vordefinierten Bildmodi (2 nach ISF-Norm) wirken sich auf 4K-Inhalte ebenfalls nicht aus.

3D-Sound in allen Facetten
Für die digitale Audioverarbeitung sind zwei Dual Core DSPs mit SHARC+ Kern verantwortlich, die laut Denon eine kombinierte kontinuierliche Verarbeitungskapazität von 10,8 GFLOPS bieten. Dies ermöglicht die reibungslose Verarbeitung von 13.2-Kanälen. Bei den Audio-Formaten hat der AVC-A110 alles an Bord: Dolby Atmos, das neue DTS:X Pro (jetzt mit 13.2-Kanälen statt wie bisher mit 11.2), IMAX Enhanced und Auro 3D – wobei der Auro-Decoder ebenso 13.2-Setups unterstützt, also inklusive „Voice of God“-Deckenkanal, vorderem Height-Center sowie zwei hinteren Surround-Boxen (Back-Rear). Neu ist der Decoder für das 3D-Tonformat MPEG-H, das für den Einsatz in Streaming-Anwendungen und Rundfunksystemen entwickelt wurde. Natürlich sind auch alle Upmixer (Dolby Surround, DTS Neural:X, Auro-Matic) sowie Virtualisierer (Dolby Height Virtualizer, DTS Virtual:X) für Höhen- und Surround-Sound dabei. Das Cross-Format-Upmixing, das bei den 2019er-Modellen temporär eingeschränkt wurde, ist in vollem Umfang möglich; Ausnahmen bilden wie immer native 3D-Streams. 6 von Denon entwickelte Raumklang-Programme runden das Paket ab.

Aktiv beschallen kann der AVC-A110 nicht weniger als 13 Lautsprecher. Boxen-Terminals gibt es sogar 15. Verkabeln lassen sich damit vollständige Lautsprecher-Sets für Atmos, DTS:X und Auro, der Decoder entscheidet dann von Fall zu Fall, welche Boxen stumm bleiben. Im Vorverstärker-Modus werden alle Endstufen deaktiviert, dann kommen die Mehrkanal-Pre-outs zum Zug, von denen es 17 gibt; intern verarbeitet der Bolide aber nur bis zu 13.2 Kanäle gleichzeitig. Ungenutzte Endstufen können für das Bi-Amping oder die Beschallung von zwei weiteren Hörräumen genutzt werden, wobei der Denon in Hörzone 2 und 3 auch Digital­ströme der S/PDIF- und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale. Das Speichern von zwei separaten Boxen-Setups („Dual Speaker Preset“) ist beim A110 leider nicht möglich; das konnte der X8500H aber auch nicht.

1910 gründete Frederick Whitney Horn die Firma Nippon Denki Onkyo Kabushikigaisha mit japanischen Partnern als Teil von Nippon Chikuonki Shokai. Die Wörter „denki“ („elektrisch“) und „onkyo“ („Ton“) würden in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Das Unternehmen wurde nicht nur der erste Hersteller von Audiogeräten für Privatkunden, der Grammophone verkaufte, sondern auch Japans erste Plattenfirma. Für die Rundfunkbranche brachte Denon – wie der Name aus den ersten Silben von Denki und Onkyo ab den 1930ern lautete – 1939 sein erstes Schallplatten-Aufnahmegerät auf den Markt. Weitere Innovationen folgten, hier eine Auswahl

1910: Das neu gegründete Unternehmen Denon ist nicht nur der erste Hersteller von Audio­geräten für Privat­kunden, der Grammophone verkauft, sondern auch Japans
erste Plattenfirma.

1946: Denon entwickelt sein erstes tragbares Tonbandgerät, das viel praktischer war als die bisherigen Schallplatten-Aufnahmegeräte.

1982: Der DCD-2000 ist Denons erster CD-Player für Privatkunden. Ein Jahr später folgt der DCD-1800 mit dem Super Linear Converter, der in der Denon Fabrik „Shirakawa Audio Works“ entwickelt wurde.

1988: Mit dem AVC-2000 bringt Denon den ersten AV-Receiver mit Dolby Pro-Logic auf den Markt. Drei Jahre später folgen mit der Vor-End-Kombi AVP-5000/POA-5000 die ersten High-End-Surround-Geräte.

1995: Der AVP-A1 ist die erste Heim­kino-Komponente, die Dolby Digital und THX 5.1 vereint. 2000 folgt das erste Verbraucherprodukt mit DTS-ES Discrete 6.1, der AV-Receiver AVC-A1SE.

2009: Denons DVD-A1UD ist der weltweit erste „Universal-Player“, der Blu-ray-Disc, Super Audio CD, DVD und CD unterstützt. Zwei HDMI-Ausgänge sorgen für eine optimale Signalreinheit.

Als Einmess-Automatik kommt das bewährte MultEQ XT32 von Audys­sey zum Einsatz. Das System unterstützt bis zu 8 Mess­punkte, zum Funktionsumfang gehören ferner die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti-Bassdröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von 2 Subwoofern („SubEQ HT“).

Optional kann man mit der 20 Euro teuren App „Audyssey MultEQ Editor“ den Klang nach persönlichen Vorlieben modifizieren, etwa durch das Ziehen eigener Zielkurven für die Frequenzgang-Entzerrung. Der Standard-Equalizer funktioniert leider nicht bei aktivem Audyssey, greift nach wie vor erst ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hz und berücksichtigt keine Subwoofer.

Das zweizeilige Punktmatrix-Display lässt sich dimmen oder abschalten. Die aus einem Stück gefräste Alu-Klappe gleitet beim Öffnen sanft nach unten. Darunter verbergen sich Tasten zur Bedienung sowie Anschlüsse für USB, HDMI, Kopf­hörer und das Einmess-Mikrofon.

Multimedia mit HEOS
Der A110 vernetzt via USB, AirPlay 2, Blue­tooth oder Netzwerk zu Musik. Natürlich ist auch Denons Multiroom-System HEOS dabei. Ausschließlich über die HEOS-App lassen sich Strea­ming-Dienste wie Spotify, Amazon Music, Sound-Cloud, Tidal, Deezer oder Napster nutzen. Ohne App funktioniert das kostenlose Internet-Radio TuneIn, das dem A110 direkt eingepflanzt wurde. Ein klassischer Radioempfang über UKW oder DAB ist nicht vorgesehen. Die Sprachsteuerung kann mit Amazon Alexa, Apple Siri oder Google Assistant erfolgen.

Tonqualität
Die zahlreichen Maßnahmen zur Temperatur-Stabilität zeigten bereits beim Leistungs-Check ihre Wirkung. Mit bärenstarken 159 Watt pro Box im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm), 134 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) und üppigen 277 Watt bei Stereo (4 Ohm) ist der Denon AVC-A110 ein ganzes Stück kräftiger als der bereits äußert potente X8500H. Bei normalem Betrieb zieht das Dickschiff durchschnittlich 366 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) halbiert sich der Verbrauch auf 177 Watt.

Der Sound des AVC-A110 wurde mit Hilfe der bereits erwähnten Hardware-Modifikationen neu abgestimmt, um das Jubiläumsmodell auch klanglich vom X8500H abzuheben. Das Konzept lautete „Abyss“ und „having a deep, deep bass and a high-pitched sound that stretches smoothly“, wie es in Denons englischem Whitepaper zum Sound-Tuning heißt. Die deutsche Präsentation spricht von „schnellem und dynamischem Sound“ sowie „Auflösung im Hochfrequenzbereich“.

Im Hörtest konnten wir die abgrundtiefen Bässe sowie den fein auflösenden Hochton bestens nachvollziehen. Der Klang des AVC-A110 fußte auf einem sehr konturierten und trockenen Bass, der aus den tiefsten Tonlagen kräftig drückte, sofern das Quellmaterial es hergab. Oberbässe spielten kultiviert wie sauber, ja fast schon schlank. Der Hochton brillierte mit einer sagenhaften Detailauflösung, ohne hart oder kantig zu spielen – und das auch bei gehobenen Lautstärken. Die Musikalität blieb dabei nicht auf der Strecke, große Orchester boten schöne Klangfarben und verzückten zudem mit differenzierter Grob- wie Feindynamik.

Mehr geht nicht: 7 HDMI-Eingänge, 3 HDMI-Ausgänge, 4 Digitalton-Buchsen, 7 analoge Cinch-Inputs sowie eine Phono-Platine sind auch für große Heimkinos mehr als
ausreichend. Die 15.2.-Pre-outs für 3D-Ton sind ebenfalls top! Trotz 13 Endstufen lassen sich 15 Paar Lautsprecher verkabeln. Eine Seltenheit ist der analoge 7.1-Eingang.

Das Zusammenspiel seiner Tugenden offenbarte zudem eine Qualität, mit der nur echte Dickschiffe oder Vor-End-Kombis punkten können: Souveränität. Die Straffheit, Klarheit und Kraft, mit der jedes Detail wie selbstverständlich aus den Boxen schallt, gehört seit jeher zur Faszination der Referenzklasse, in die sich der AVC-A110 mühelos einreiht.

Boxen-Setup: Selbst Lösungen mit 8 Deckenboxen sind möglich; allerdings spielen nicht alle Speaker zeitgleich.

Vor dem zweiten Hördurchgang bemühten wir die Einmess-Automatik: Das Audyssey-System arbeitete ohne Murren und gab dem Sound einen kleinen Schuss mehr Wärme und – bei aktiviertem Dynamic EQ – einen ordentlichen Kick Räumlichkeit mit. Die „Dynamic Volume“-Schaltung eignet sich aufgrund der mehrstufig einstellbaren und äußerst effektiven Dynamik­reduzierung hervorragend fürs Leisehören im nächtlichen Mietshaus – blieb im Test aber aus, auch wenn damit der halbe Gebäudekomplex den „Powerful Bass“ in Dolbys Atmos-Trailer „Amaze“ miterleben durfte. Apropos Atmos-Trailer: Höhen-Effekte hievte der A110 ortbar über den Kopf und bot überdies ein sehr großes, luftiges Klangfeld, in dem Effekte sehr dynamisch und wie zum Greifen herumwirbelten.

Die Fernbedienung ist eine alte Bekannte und glänzt mit Display und Tastenbeleuchtung, die sich bei Bewegung des Gebers aktiviert. Die Tasten zur Decoder-Wahl sind farblich abgesetzt. Das Layout überzeugt mit klaren Funktionsgruppen.

Auch mit Stereo-Musik war der Denon ein Genuss. Neben den genannten musikalischen Tugenden tat sich die räumliche Abbildung hervor. Zusammen mit der feinen Detailauflösung sorgte der A110 für knisternde Spannung bei jeder Art von Musik und rang selbst altbekannten Aufnahmen neue Facetten ab. Die „Restorer“-Schaltung verleiht dynamikschwacher Musik mit einer Anhebung von Tiefbässen und Höhen mehr Lebendigkeit, was so manchem Youtube-Clip gut zu Gehör stand.

Der Testbericht Denon AVC-A110 (Gesamtwertung: 97, Preis/UVP: 5500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2020 erschienen. Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

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Denon AVC-X3700H (Test)

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Für verhältnismäßig günstige 1.100 Euro liefert der Denon AVC-X3700H 8K-Video, 9 Endstufen, tollen 3D-Sound und viel Leistung. Doch das ist längst nicht alles. 

Schon der Schritt vom AVR-X3500H zum AVR-X3600H war ein großer: Aus 7 wurden 9 Endstufen, an die Stelle der 7.2-Kanal-Verarbeitung ist ein 11.2-Processing für 7.2.4-Boxen-Setups getreten. Mit dem AVC-X3700H folgt jetzt die nächste Evolutionsstufe: Statt der üblichen 4K/60p beherrscht der AVC-X3700H auch 8K-Video für superhochaufgelöste Inhalte, die neue HDMI-Schnittstelle nach 2.1-Norm macht es möglich. 8K oder wahlweise 4K mit 120 Einzelbildern pro Sekunde sind allerdings nur die Speerspitze an neuen Video-Funktionen, die der Denon bereithält. Neben nützlichen Features wie VRR, QMS und QFT (was sich dahinter verbirgt, erfahren Sie im Kasten auf der rechten Seite) werden jetzt auch HDR-Streams in den Formaten HDR10+ und Dynamic HDR erkannt. Dolby Vision, HDR und HLG beherrschte bereits der Vorgänger.

Die Fernbedienung überzeugt: Die fluoreszierenden Tasten sind nicht zu klein und übersichtlich angeordnet bzw. sinnvoll gruppiert. Wünschenswert wäre eine Beleuchtung gewesen.

Wie alle Denon-Verstärker des Jahrgangs 2020 bietet auch der AVC-X3700H neben 2 HDMI-Ausgängen lediglich einen HDMI-Eingang nach der HDMI-2.1-Spezifikation. Reicht das nicht, kann 3D-Sound auch über den eARC vom Fernseher an den AV-Verstärker geleitet werden. Die restlichen Eingänge arbeiten nach der 2.0-Norm, beherrschen aber ebenso die neuen Video-Features wie QFT, QMS und die HDR-Formate.

Im Video-Menü darf man die Ausgabe des Bildsignals an die Fähigkeiten des TV-Apparats anpassen.

Auch auf Audioseite hat es Verbesserungen bzw. Neuerungen gegeben. Eine davon ist das Abschalten sämtlicher internen Endstufen, um den AVC-X3700H als Vorstufe für externe Endstufen nutzen zu können. Wie alle neuen Denons besitzt der AVC-X3700H eine zweite Lautsprecher-Konfiguration zur alternativen Speicherung von Boxen-Setups und Parametern des Einmess-Systems. So darf man etwa für das Hören von Stereo-Musik oder 5.1-SACD ein anderes Setup anlegen als für 3D-Filmton mit 11.2-Kanälen. Federn lassen musste der Neuling beim Radio, weder UKW noch DAB+ sind an Bord, weshalb der Denon als Verstärker und nicht wie der Vorgänger (Test in 11-2019) als Receiver auftritt.

Im neuen „Vorverstärker“-Modus fungiert der AVC-X3700H als reine Vorstufe für externe Verstärker.

Der Preis sank gegenüber besagtem Vorgänger um 100 Euro auf 1.100 Euro. Im Vergleich zum 1.500 Euro teuren und nächstgrößeren Modell AVC-X4700H lässt der kleine Bruder den Auro 3D-Decoder vermissen, leidet etwas an Materialschwund und bietet weniger Leistung.

Wie alle AV-Verstärker von Denon des Jahrgangs 2020 besitzt auch der AVC-X3700H HDMI-2.1-Schnittstellen, die neue Video-Features ermöglichen. An diesen sind 8K-Bilder mit 60 Hertz möglich, Spielefans profitieren von hohen und variablen Bildwiederholraten mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und niedrigen Latenzraten. Features wie QFT, QMS und ALLM sowie alle HDR-Formate sind hingegen an allen HDMI-Buchsen verfügbar.

Der Denon AVC-X3700H verfügt über einen HDMI-2.1-Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgänge.

• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der AVC-X3700H ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4K-Inhalte können zudem auf 8K skaliert werden.
• 4K/120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.
• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.
• HDR: Der AVC-X3700H unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.
• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.
• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.
• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).
• HDCP 2.3: Der AVC-X3700H versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.

Endstufen und Hörzonen
Besagter Materialschwund zeigt sich auf der Front, die nur aus Plastik und nicht mehr aus Aluminium besteht; eine dicke Klappe fehlt ebenso. Der Deckel lässt sich für unseren Geschmack etwas zu leicht durchdrücken und auch das edle Silbergold-Outfit der größeren Brüder gibt es beim nur in Schwarz erhältlichen AVC-X3700H nicht. Der Blick auf die Front lässt zudem den HDMI-Anschluss vermissen. Auf der Rückseite ist die Ausstattung hingegen fast identisch, es fehlen einer der beider Trigger-outs sowie die Cinch-Pre-outs für eine dritte Hörzone.
Für den Sound fährt der X3700H mit 11 Boxen-Terminals auf, womit sich ein 7.1.4-Boxen-Set verkabeln lässt – mit seinen 9 Endstufen beschallt der Denon aber nur 5.1.4- oder 7.1.2-Systeme aktiv. Alternativ können freie Endstufen auch für das Bi-Amping oder die Beschallung eines Nebenraums verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 auch Digitalströme der S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem

HDMI-Signale mit bis zu 4K/60p. Darüber hinaus kann er Mehrkanal-Streams der Hauptzone in der zweiten Hörzone als 2-Kanal-Ton wiedergeben.

11.2-Pre-outs für die 13-Kanal-Verarbeitung sind ebenso dabei wie ein Paar Vorverstärkerausgänge für Multiroom. Je zwei Toslink- und Koax-Buchsen sind großzügig bemessen, Vinyl-Freunde dürfen sich über einen Phono-Eingang freuen. Auf Video­seite ist der Receiver mit 7 HDMI-Eingängen und 3 HDMI-Ausgängen gut bestückt.

Decoder und Einmessung
Zur Standard-Ausstattung gehören die Decoder von Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Mit dabei ist auch IMAX Enhanced für eine nach IMAX-Vorgaben optimierte Bild- und Tonwiedergabe. Ebenfalls dabei sind die Virtualisierer DTS Virtual:X und Dolby Height Virtualizer. Die Height-Virtualization-Technologie soll für 3D-Sound ohne Decken- und Surround-Lautsprecher sorgen, kann sich mit realen Lautsprechern aber nicht messen. Das Cross-Format-Upmixing ist beim AVC-X3700H wieder möglich, nachdem es bei den 2019er-Geräten auf Druck von Dolby eingeschränkt worden war. Ausnahmen bilden wie immer die nativen 3D-Streams. Ebenfalls an Bord sind 6 Raumklang-Programme.

Die automatische Klangkorrektur ermöglicht Audysseys größtes Einmesssystem MultEQ XT32, das 8 Messpunkte berücksichtigt, 3 Zielkurven bereitstellt sowie die Klangschaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion) mitbringt. Den Klang der Einmessung darf man mit der kostenpflichtigen „Audyssey MultEQ App“ nach eigenen Wünschen modellieren. Im Verstärker selbst steht ein Equalizer zur Verfügung, der jedoch nur bei inaktivem Audyssey nutzbar ist. Zudem greift der EQ erst ab hohen 63 Hz und regelt keinen der beiden Subwoofer.

Viel dran: Die Video- und Audioschnittstellen reichen auch für größte Heimkinos aus. 11 Paar Boxen darf man verkabeln, es laufen aber nur 9 Endstufen gleichzeitig. Die 7.2.4-Pre-outs erlauben vollwertigen 3D-Sound, auch an eine Phono-Buchse für den Plattenspieler wurde gedacht. Zwei schraubbare Antennen gewährleisten WLAN bzw. Bluetooth.

Ausstattung und Technik
Das Wichtigste zu den neuen Video-Funktionen haben wir im Kasten oben zusammengefasst. Der Video-Equalizer verfügt über 6 vorgefertigte Bildmodi – darunter 2 nach ISF-Norm (Day, Night) – und manuelle Regler. Leider funktionierte der Equalizer im Test nicht mit 4K-Blu-rays, bei 2K-Signalen hingegen schon. Nützlich ist der Reiter „Video / 4K / 8K Signal Format“, in dem man Auflösung und Farbtiefe für die Ausgabe auf den TV-Apparat abstimmt.

Vollgepackt bis zum Rand: Auch aufgrund des großen Hochstrom-Transformators vorne links sowie der 9 diskret aufgebauten Endstufen wird das Gehäuse des Denon von den Bauteilen komplett ausgefüllt. Zwei Lüfter saugen vom Boden frische Luft an und blasen die Abwärme oben heraus. Im Test waren die Lüfter nicht hörbar.

Das Innenleben des AVR-X3700H erinnert mit seinen diskret aufgebauten Endstufen stark an den großen Bruder ARC-X4700H.

Im hinteren Teil sitzen nach Funktionsgruppen geordnete Platinen übereinander. Ganz oben befindet sich das Digitalboard mit den HDMI-Buchsen, 8K/4K-Videochips und der digitalen Soundverarbeitung. Auch das HEOS-Multiroom-Modul wurde darauf untergebracht, es sitzt mittig und wird von zusätzlichen Alublechen gekühlt. Eine Etage tiefer befindet sich die Platine mit allen analogen Anschlüssen. Ganz unten im Gehäuse hat Denon die Lautsprecher-Terminals verstaut, von denen es 11 Stück gibt. Aktiv beschallen kann der AVC-X3700H aber nur 9 Lautsprecher.

Streaming & Multimedia
Hier blieb alles beim Alten und Guten: Die Vernetzung zu Musik­quellen gelingt über DLNA, AirPlay 2 und Bluetooth, die Steuerung erfolgt am bequemsten über die HEOS-App. Der Media­player verarbeitet Hi-Res-Audio-Dateien (24 Bit / 196 kHz) in den Formaten FLAC, ALAC, WAV und DSD (2,8 und 5,6 MHz). Als Webradio ist TuneIn integriert, alle anderen Musik-Streaming-Dienste wie Spotify, Tidal, Deezer, Napster und Amazon Music wurden in die HEOS-App ausgelagert. Die Sprachsteuerung funktioniert neben Amazon Alexa auch mit Apple Siri und dem Google Assistant.

Die Bedienung des Verstärkers gelingt am komfortabelsten über die klassische Fernbedienung, die in Sachen Layout, Funktionalität und Übersichtlichkeit top ist. Zwar fehlt eine Hintergrund­beleuchtung, aber immerhin fluoreszieren viele der Tasten im Dunkeln, sofern sie vorher Licht getankt haben. Alternativ lässt sich der AVC-X3700H über die HEOS-App bedienen. Die Web-Control-Funktion erreicht man über einen Internet-Browser mit der IP-Adresse des Receivers, sie bietet ein übersichtliches grafisches Menü, mit dem sich der Receiver komplett und einfach bedienen lässt.

Für die Verschmelzung von Streaming und Multiroom ist in allen aktuellen AV-Receivern von Denon das HEOS-System zuständig. Die HEOS-Technologie verteilt Musik aus dem Netz und von externen Quellen auf jedes HEOS-kompatible Gerät von Denon und Marantz – egal ob AV-Verstärker, Soundbar, Kompaktanlage oder Smart-Speaker. Der gleiche Sound im Wohnzimmer aus dem AV-Receiver sowie in der Küche auf dem Smart-Speaker ist gar kein Problem mehr.
Der AVC-X3700H kann mehrkanalige Inhalte auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer zum Beispiel auf einem Denon Home-Speaker ein 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.

HEOS verbindet kompatible Lautsprecher und
Geräte im ganzen Haus zu einem Streaming-Netzwerk.

Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt.
HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AV-Receiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker auch Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer.
Der AVC-X3700H verfügt über eine „Roon Tested“-Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.

Tonqualität
Die 106 respek­tive 93 Watt im 5.1-Betrieb (4 / 6 Ohm) sind in dieser Preisklasse mehr als angemessen. 91 und 76 Watt (4 / 6 Ohm) pro Kanal im 7.1-Modus sind für die meisten Heimkinos ebenfalls ausreichend, die volle Punktzahl erzielt der Denon wie schon sein Vorgänger damit aber nicht. Im Stereo-Betrieb legte der X3700H bärenstarke 187 Watt (4 Ohm) bzw. 145 Watt (6 Ohm) an den Tag. Der Eco-Modus „On“ reduziert den durchschnitt­lichen Stromverbrauch von 324 auf gute 142 Watt.

Das Einmess-Mikrofon lässt sich dank seiner viereckigen Sockelform auf viele Kamera­stative passgenau aufstecken. Mit der Fassung an der Unterseite kann man es aber auch aufschrauben. Wer kein Stativ besitzt, kann die beiliegende Papp-Version im Design einer Rakete nutzen.

Im Hörtest legte der X3700H bei Steely Dans „Gaslighting Abbie“ (DTS 5.1) einen lockeren und dennoch klar durchgezeichneten Auftritt hin. Das groovte cool und der Amp behielt die Zügel trotzdem im Griff – im Pure-Direct-Modus wohlgemerkt. Mit maßvollem, aber sauberem Bass und greifbar aufgestellten Instrumenten stand die Band vor uns.

Die Einmessung klappte problemlos, sowohl direkt am Gerät, als auch per App (siehe Foto unten). Unsere Regal-Boxen hinten stehen zwar recht nah an der Wand, hätten aber trotzdem als „klein“ erkannt werden sollen und nicht wie erfolgt als „groß“ (Vollbereich).

Als Webradio im AVC-X3700H kommt TuneIn zum Einsatz, das sehr übersichtlich gestaltet ist.

Das aktive Audyssey kam uns bei den Bach-Kantaten des Bach Kollegium Japan unter Masaaki Suzuki (SACD 5.1 DSD über HDMI) gerade recht, nahm die Frequenzgang-Korrektur doch etwas die Spitzen aus den Höhen, was besonders dem recht „hart“ abgemischten Chor der Aufnahme gut zu Gehör stand. „Dynamic EQ“ addierte nicht nur mehr Klangvolumen, sondern auch eine gute Portion Räumlichkeit – hauptsächlich durch eine deut­liche Pegelanhebung der Rears. Bei Rockmusik war uns die Surround-Dominanz der Surround-Kanäle aber schon wieder zu viel.

Web-Interface: Via die IP-Adresse des Verstärkers lässt sich das Browser-basierte Bedienmenü aufrufen.

Mit Filmton kam uns die erhöhte Räumlichkeit wiederum gerade recht: Atmos-Trailer punkteten mit großen Schallfeldern, in denen jedes Sound-Element klar ortbar wurde. Natürlich fehlen zu vollwertigem 3D-Sound ein Paar Rear-Boxen (damit hörten wir) oder ein Paar Höhenboxen, was Punktabzug in der Kategorie „3D-Surround“ zur Folge hat. So tönte beim Atmos-Trailer „Audiosphere“ der Synthesizer klar über dem Kopf, im Rücken allerdings nicht so weiträumig wie mit aktiven Back-Rears. Der „Powerfull bass“ in „Amaze“ drückte mit besagter Power recht mächtig, auch wenn wir das schon eine Nuance sauberer aus unserem Nubert Subwoofer gehört haben. Das störte allerdings reichlich wenig, wenn im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) der Panzer spürbar wurde. Wer solche Action-Spektakel nachts und/oder nachbarschaftsfreundlich hören möchte, kann sich der dreistufigen Dynamikkompression von Audyssey bedienen, die Pegel und Bassspitzen zuverlässig kappt – sowohl bei Dolby als auch bei DTS.

Audyssey-App: Die Gestaltung individueller Zielkurven für die Einmessung gehört zu den Stärken der App.

Stereo-Musik hörten wir zuerst im Pure-Direct-Modus: Hier überzeugte der Japaner mit klaren Höhen und feiner Auflösung, wobei nicht ganz perfekte Aufnahmen schon mal zu leichten Spitzen neigten. Die Einmessung bügelte das aus und addierte noch etwas Bass, womit sich ein angenehmer, langzeittauglicher Klang ergab. Die Bühne stand vorne sauber aufgedröselt vor uns mit greifbarer Stimmen­wiedergabe mittig zwischen den Boxen. In Breite und Tiefe war die Bühne ausgewogen, auch wenn wir schon größer spielende Amps im Labor hatten.
Die dreistufige „Restorer“-Funktion versucht durch Kompression verloren gegangene Obertöne zu rekonstruieren. In der Praxis äußert sich dies in der Addition von Bässen und Höhen, was für einen lebendigeren und subjektiv „besseren“ Klang sorgen kann.

Dank Bluetooth-Transmitter kann man Tonsignale an kompatible Lautsprecher und Kopfhörer senden.

 

Der Testbericht Denon AVC-X3700H (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

Der Beitrag Denon AVC-X3700H (Test) erschien zuerst auf audiovision.

Yamaha RX-A2A (Test)

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Peu à peu bringt Yamaha seine neue Receiver-Generation auf den Markt. Mittlerweile sind die Japaner beim 1.000 Euro teuren Aventage-Einsteiger RX-A2A angelangt.

Ganz ohne Pressemitteilung und Werbe-Tamtam stand er plötzlich auf der Webseite der Japaner: der mit sieben Endstufen ausgerüstete Yamaha RX-A2A. Neben der neuen und unerwarteten Modellbezeichnung fällt vor allem eines sofort ins Auge: das neue Design. Der Wandel im Aussehen kündigte sich bereits bei der Einführung der kleineren „V“-Receiver (Test in Ausgabe 3-2021) an und setzt sich in der gehobenen Aventage-Baureihe fort.
Statt der großzügig abgerundeten Seiten des V6A kommt das Gehäuse des A2A allerdings markant eckig daher; ob das besser gefällt, bleibt Geschmackssache. Plastik ist aber auch hier das Gebot der Stunde, denn Dreiviertel der Front verziert eine spiegelnde Kunststoffblende. Der Deckel ist gleich doppelt vorhanden: Während der untere klassisch aus Metall besteht, sitzt darüber eine Abdeckung aus Plastik samt dekorativem „AVENTAGE“-Logo.

Den Signalgeber kennen wir vom älteren RX-A880. Das übersichtliche Design der recht großen Fernbedienung gefällt und sie liegt gut in der Hand. Teils recht kleine Tasten im Zusammenspiel mit einer geringen Tastenhöhe verleiten allerdings zu Fehleingaben.

Ob diese Doppelbauweise der Ästhetik oder dem Händeschutz vor Hitze dient, kann man sich aussuchen. Auf der Unterseite verbauten die Ingenieure – wie bei allen Aventage-Modellen – einen fünften Standfuß, dieser soll laut Yamaha Vibrationen des Transformators, der Leistungstransistoren und der Kühlkörper sowie externe, etwa durch den Sound von Lautsprechern verursachte Vibrationen zusätzlich dämpfen.

Das große Volume-Rad besteht aus Aluminium und läuft im Grunde recht geschmeidig, schliff bei unserem Testexemplar jedoch an der Einfassung. Der gerasterte Select-Drehregler samt Druck-Funktion kam uns zudem etwas wackelig vor. Das untere Viertel der Front besteht aus Aluminium, dort sitzen der Power-Knopf, ein USB-Port, der Messmikrofon-Eingang und die Kopfhörerbuchse.

Neu ist das hochauf­lösende LCD-Display, das besser lesbar ausfällt als die Punktmatrix-Variante älterer Modelle. Dimmen oder Abschalten funktioniert ebenfalls. Darunter findet man in die Frontblende integrierte Soft-Touch-Tasten.

Verbesserte Slew Rate: Yamahas Grafik zeigt eine schnellere Signalverarbeitung (Grün) des Eingangspegels als bei älteren AV-Receivern der Japaner (Rot); der A2A soll damit noch präziser klingen.

Technische Neuerungen
Laut Yamaha ist der A2A ein „Misch-Masch-Nachfolger der Modelle RX-A680, RX-A780 und RX-A880“. Wie alle neuen AV-Receiver der Japaner wurde der A2A als „High Slew Rate“-Verstärker konzipiert. Damit soll er auf jede Änderung des Eingangspegels besonders schnell reagieren können. Laut Yamaha können Verstärker mit hoher Slew Rate eine instabile Signalübertragung verursachen. Die neu konzipierte Schaltung soll trotz hoher Slew Rate hingegen stets eine stabile Signalübertragung gewährleisten und sich daher für hochauflösende Audiosignale besonders gut eignen. Gegenüber dem RX-A880 (Test in 7-2019) besitzt der A2A zudem drei statt zwei DSP-Chips des Typs TI DA81Y. Die erhöhte Rechenpower soll für mehr Präzision sorgen. Auch beim Streaming wurde aufgestockt. So kann man FLAC-Dateien mit bis zu 384 kHz / 24 bit hören; WAV / AIFF-Files sogar bis 384 kHz / 32 bit. Beim A880 war bei 192 kHz Schluss.

Der eARC als Feature von HDMI 2.1 ist bereits mit an Bord, auch wenn das Menü nur „ARC“ sagt.

Überarbeitet hat Yamaha auch das Web-­Setup. War dieses bisher verschachtelt und optisch altbacken, präsentiert es sich nun übersichtlich und ästhetisch. Aufgerufen wird es mit einem gewöhnlichen Web-Browser über die IP-Adresse des Receivers ins erweiterte Menü gelangt man mit dem Anhängsel „/setup“. Wie üblich lässt sich der Yamaha-Receiver auch über die „MusicCast“-App steuern. Die Ersteinrichtung des Geräts kann man bequem per „AV Setup App“ durchführen. Yamahas AV Controller-App wird hingegen nicht mehr unterstützt, die meisten ihrer Funktionen wurden in die MusicCast-App übernommen.

Im Vergleich zum 720 Euro teuren RX-V6A (Test in 3-2021) unterscheidet sich der RX-A2A technisch durch ein größeres Netzteil, das Kondensatoren mit 10.000 uF statt 8.200 uF besitzt; auch eine höhere Leistung bei mehreren gleichzeitig befeuerten Kanälen soll der RX-A2A bieten – mehr hierzu im Leistungstest. Hinzu kommen ein spezielles Aventage-Soundtuning, der fünfte Standfuß, ein gestecktes Stromkabel, eine höherwertige Fernbedienung und nicht zu verachten: vorbildliche 5 Jahre Garantie.

Yamahas AV-Receiver verfügen über „Cinema DSP 3D“-Programme, die den Sound verschiedener Örtlichkeiten simulieren und den Ton für die Wiedergabe von Filmen, Musik oder Games optimieren. Den RX-A2A statteten die Entwickler mit 17 DSP-Klangfeldern aus, die auch die beiden Höhenlautsprecher berücksichtigen. Als Besonderheit – und hier ist Yamaha den Konkurrenten voraus – lassen sich sämtliche Halleffekte auch manuell nach persönlichen Vorlieben konfigurieren: So kann man über Parameter wie Verzögerungszeiten und Pegel den DSP-Effekt und damit die virtuelle Raum­größe bestimmen .

Die Raumsimulationen lassen sich mit diversen Einstellreglern im Klang anpassen.

Wie glaubwürdig das letztendlich klingt, hängt vom realen Hörraum und dem Lautsprecher-Aufbau ab: Aus halligen Umgebungen kann auch fortschrittlichste DSP-Technik keinen klanglich perfekten Kinosaal zaubern – der DSP-Nachhall und der des Hörraums addieren sich ungünstig auf. Das Ergebnis überzeugt umso mehr, je trockener der Hörraum ist. Auch die Anzahl der Lautsprecher und der Abstand zu ihnen ist von Belang. Mit mehr Schallquellen und kürzeren Distanzen kommt mehr Direktschall beim Hörer an, wodurch der Eigenklang des Wiedergabe­raums in den Hintergrund tritt.

HDMI 2.1 per Update
Wie alle Hersteller von AV-Receivern hat auch Yamaha mit fehlerhaften HDMI-2.1-Chips zu kämpfen und ließ entsprechende Funktionen daher erst einmal außen vor. Per Firmware-Update sollen später dann 3 der 7 HDMI-Eingänge für HDMI 2.1 fit gemacht und Features wie 4K/120Hz, 8K/60Hz, HDR10+, VRR, ALLM, QMS und QFT integriert werden. Wann die Firmware kommt, ist allerdings noch offen. Doch selbst nach einem Update könnte es zu Problemen bei der Weiterleitung von 4K-HDR-Signalen mit 120 Hz kommen, da Yamaha dieselben defekten Panasonic-Chips verbaut hat, die auch in aktuellen AV-Verstärkern von Marantz und Denon arbeiten und dort Probleme verursachen.

Boxensetup & Decoder
Der A2A hat 7 Endstufen für Boxen-Konfigurationen mit 7.2- bzw. 5.2.2-Kanälen an Bord. Dann ist allerdings Schluss, denn Vorverstärkerausgänge gibt es nur für die Frontboxen und zwei Subwoofer. Mit Yamahas „MusicCast Surround“-Technik kann man die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50 als rückwärtige Boxen kabellos in das System einbinden. Der Subwoofer MusicCast Sub 100 lässt sich ebenfalls drahtlos integrieren.

Für passive Boxen sind 9 Terminals vorhanden; nutzt man die beiden Höhenkanäle, bleiben die Back-
Rear-Boxen stumm und umgekehrt. Welche Schallwandler aktiv sind, entscheidet der Decoder oder das konfigurierte Lautsprecher-Setup. Höhenboxen („Front Präsenz“) lassen sich als vordere Height-Speaker, Decken-Boxen oder Dolby Enabled-Lautsprecher einstellen. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums und das Bi-Amping der Frontboxen verwendet werden.

Solide bestückt: 7 HDMI-Eingänge und 1 HDMI-Ausgang samt eARC sind auch für große Heimkinos ausreichend. Von den 9 Paar Boxenklemmen können 7 zeitgleich befeuert werden. 2 digitale und 3 analoge Audioanschlüsse sind der Preisklasse angemessen; klasse ist die Phono-Buchse. Pre-outs sind für Frontboxen, Subwoofer und Zone 2 vorhanden.

Das Boxen-Setup lässt eine Einstellung der Abstände zum Hörplatz nur in 5-Zentimeter-Schritten zu. Die beiden Subwoofer-Ausgänge darf man nicht getrennt regeln. 0,5-Dezibel-Schritte bei der Pegel­kalibrierung aller Boxen sind optimal. Leider besitzt der A2A nicht die Option, zwei separate Boxen-Setups zu konfigurieren, wie es den größeren Aventage-Geräten vergönnt war.

Statt des parametrischen Equalizers früherer Aventage-Modelle besitzt der A2A einen simplen grafischen EQ: So justieren die Regler 7 vorgegebene Frequenzen zwischen 63 Hz und 16 Khz für jeden Kanal. Die Frequenz selbst und deren Bandbreite lassen sich nicht verändern. Der Subwoofer-Kanal bietet nur 2 Frequenzbänder (63 Hz, 160 Hz).

Lautstärke: Hier lässt sich die Grund-Dynamik dreistufig einstellen, eine Maximallautstärke definieren und der Volumepegel nach dem Einschalten des Geräts bestimmen.

Mit dabei ist Yamahas proprietäre Einmess-Automatik YPAO, die den Frequenzgang der Boxen den Raumverhältnissen anpasst. Bis zu 8 Messpunkte unterstützt das System, die Winkel- und Höhenmessung gibt es aber erst bei den größeren Modellen. Die Ergebnisse der Einmessung darf man leider nicht mit dem Equalizer nachjustieren und auch eine App zum Einmess-System für Nachkorrekturen bietet Yamaha nicht.

Das Web-Setup erfuhr eine längst überfällige Modernisierung und zeigt sich deutlich übersichtlicher als zuvor. Auch das neue Design der Benutzeroberfläche gefällt. Unter „Language“ im Reiter „System“ (oberes Bild) lässt sich die Systemsprache für das Onscreen-Menü festlegen, das Web-Setup selbst gibt es hingegen nur auf Englisch.


Bei den Decodern bleibt alles beim Alten: Neben Dolby Atmos und DTS:X gibt es deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Ebenso mit dabei ist DTS Neo:6 (Cinema, Music), den Yamaha als Grundlage für seine zahlreichen DSP-Klang­programme nutzt. Zwischen 17 dieser DSP-Soundfelder kann man wählen und bei Bedarf deren Raumcharakteristik auch manuell beeinflussen. Neu ist die künftige Integration (per Firmware) des Atmos-Height Virtualizers, der 3D-Sound auch ohne Höhenboxen generieren soll. Yamahas intelligente „Surround AI“-Technik zur Klangverbesserung findet man hingegen erst in den größeren Modellen.
Zu unserer Überraschung funktionierte das Cross-Format-Upmixing beim RX-A2A im Test nicht im vollen Umfang. So wurden Dolby-HD-Streams (True­HD, Digital+) vom DTS Neural:X-Upmixer nur ohne Höhenboxen wiedergegeben. Bei komprimierten Streams (Dolby Digital 5.1 und 2.0) spielten die Höhen-Speaker dagegen mit. Ein Problem, das sich per Software-Update beheben lassen sollte.

Der Blick unter die Haube blieb uns diesmal verwehrt, da sich über dem Metalldeckel eine Plastikab­deckung befindet, die sich nicht entfernen ließ.

Video und Multimedia
Alle HDMI-Ports verstehen sich auf 4K/60Hz-Sig­nale, HDR10, Dolby Vision und HLG. Auch das 4K-Upscaling eingehender Videosignale ist möglich, ein Video-Equalizer ist aber nicht an Bord. eArc für HD-Ton vom Fernseher ist bereits integriert, die meisten anderen HDMI-2.1-Features werden mit einem späteren Firmware-Update nachgereicht.

In Sachen Multimedia-Wiedergabe offeriert der RX-A2A Blue­tooth, AirPlay 2 und USB, über WLAN und Ethernet kann er zudem auf einen Media-Server zugreifen. Beim Hi-Res-Streaming werden unter anderem FLAC, WAV und AIFF unterstützt. Als Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal bereit. Das Web-Radio liefert Musik aus der ganzen Welt, heimische Sender gibt es über FM oder DAB+; die benötigte Antenne ist Teil des Lieferumfangs.

Natürlich bietet der A2A auch Yamahas „MusicCast“, mit dem sich kompatible Komponenten zu einem Multi­room-System vernetzen lassen. Die Sprachsteuerung funktioniert über Amazon Alexa und Google Assistant, allerdings benötigt man hierfür einen kompatiblen Smartspeaker.

Das scharfe Onscreen-Menü poppt links zu einem Drittel des Bildes auf. Es kommt schlicht, ohne Bilder und ohne Erklärungen zu den Menüpunkten daher. Wem einzelne Funktionen unklar sind, der muss zum Handbuch greifen, das es online gibt; im Karton liegt nur eine Schnellstartanleitung.

„Scenes“-Funktion: Jedem der 8 Benutzerspeicher lassen sich 12 Parameter zuweisen, die per Knopfdruck auf der Fernbedienung aktiviert werden; darunter Eingangsquelle, Lautstärke und Lip-Sync.

Boxen-Setup: Unter „Konfigurationen“ lassen sich die verwendeten Lautsprecher konfigurieren. Der Reiter bietet eine simple wie praxisgerechte Auflistung, allerdings ohne unterstützende Grafiken.

Ein Teil von Yamahas Multiroom-System „MusicCast“ ist die Funktion „MusicCast Surround“. Diese offeriert die Möglichkeit, Surround-Boxen drahtlos mit den aktuellen AV-Receivern wie dem RX-A2A oder dem RX-V6A zu betreiben. Lästiger Kabelsalat im Wohnzimmer entfällt damit. Gleiches gilt für den Subwoofer. Der Haken daran: Als proprietäre Lösung ist man bei der Wahl der Lautsprecher auf MusicCast-fähige Produkte von Yamaha beschränkt; und groß ist die Auswahl bislang nicht.
Zur Wahl stehen die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50, die vollständige Aktiv-Speaker sind und mit vielseitigen Funktionen wie der Alexa-Sprachsteuerung, Hi-Res-Audiowiedergabe und Musik-Streaming via MusicCast-App aufwarten. An Subwoofern gibt es nur den 25,2 x 37,3 x 41,8 Zentimeter großen MusicCast SUB 100, dessen 8-Zoll-Chassis von einem 130-Watt-Verstärker angetrieben wird. Alle Boxen sind in Schwarz oder Weiß lieferbar.

Tonqualität
Bei der Leistungsmessung lieferte der A2A beinahe genau dieselben Werte wie der A880. Im 5.1-Betrieb (6 Ohm) waren es 95 Watt pro Kanal, mit 7 aktiven Endstufen waren es 73 Watt (6 Ohm) pro Kanal. Den im Mehrkanalmodus schwächlichen V6A hängt der A2A damit klar ab, was sich auch im Preisunterschied der beiden Geräte widerspiegelt. Im Stereo-Modus konnte der A2A bei starken 179 (4 Ohm) bzw. 150 Watt (6 Ohm) mit dem A880 und V6A gleichziehen. Der durchschnittliche Stromverbrauch betrug 284 Watt, im Eco-Modus 169 Watt.

Beim Hörtest ging es los mit 5.1-Rockmusik, mit welcher der Yamaha lockeren, druckvollen und trotzdem kontrollierten Charme versprühte. Auch die Räumlichkeit gelang überzeugend, Gitarren standen greifbar im Raum und Gesang schallte ebenso körperhaft wie natürlich. Bei klassischer Musik schälte der A2A Instrumente und feine Details sauber heraus, ohne dabei zu spitz zu klingen. Die YPAO-Messung funktionierte im Test tadellos und lieferte plausible Werte für alle Boxenparameter. Im Klangcharakter fügten die beiden EQ-Kurven (Linear, Natürlich) dem Sound etwas Bass hinzu und nahmen dezent Höhen aus dem Frequenzgang für ein angenehmes Sound-Timbre, was besonders bei grellen Aufnahmen von Vorteil war.

Optionen: Über ein separates Menü lassen sich häufiger genutzte Funktionen schnell aufrufen, u.a. auch „YPAO Volume“ für Loudness oder zur Dynamikreduktion.

Mit Dolby-Atmos-Trailern wie „Amaze“, „Leaf“ und „Audiosphere“ spielte der Amp ebenso lässig. Die große Räumlichkeit beeindruckte mit präzisen und plastischen Geräuschen, die glaubhaft im Hörraum umherwirbelten. Höheneffekte klangen nur leicht nach vorn versetzt und somit beinahe von direkt über dem Hörplatz. Mit 2 Paar Deckenboxen geht das aber noch besser und auch die fehlenden Back-Rear-Boxen bei 5.1.2-Kanalkonfiguration lassen das Klangfeld schrumpfen.

Manuelle Klangregelung: Der grafische 7-Band-Equalizer erlaubt die Manipulation des Pegels von fest vorgegebenen Frequenzen.

Im Bass spielte der A2A überzeugend. In „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) drückte der Panzer tief wie kräftig in die Magengrube, und zwar nur dann, wenn die Abmischung es verlangte. Die derbe Dynamik der Explosionen steckte der Amp ohne Probleme weg und hievte auch den Rest des Sound-Infernos lebendig und glaubhaft in den Hörraum. Für die Dynamikkompression liefert der A2A zwei Einstellungen: „YPAO Volume“ bietet eine „Adaptive DRC“ in Abhängigkeit von der Einmessung, im Grundmenü lässt sich zudem der Dynamikumfang dreistufig festlegen. Beide Schaltungen hatten im Test jedoch praktisch keine bis fast keine hörbaren Auswirkungen auf den Sound. Mit Stereomusik spielte der Yamaha-Amp im „Pure Direct“-Modus klar, hochauflösend und schälte feine Details gut hörbar und präzise im Raum verortet heraus. Bässe spielten ebenso konturiert wie straff.

Der Testbericht Yamaha RX-A2A (Gesamtwertung: gut, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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Yamaha RX-A8A (Test)

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Lange haben Heimkino-Fans darauf gewartet, jetzt ist er da: der erste Yamaha-Receiver mit 11 Endstufen. Doch der RX-A8A hat noch viel mehr zu bieten als ein Plus an Leistung.

Eigentlich sollte der RX-A8A bereits letzten Herbst auf den Markt kommen, doch die Corona-Pandemie und fehlerhafte HDMI-Chips sorgten für Verzögerungen. Die unfreiwillig gewonnene Zeit haben die Japaner genutzt und fleißig an Technik, Ausstattung und Optik gewerkelt. Gedreht wurde auch an der Preisschraube, denn mit 3.600 Euro ist der RX-A8A satte 1.100 Euro teurer als das bisherige Flaggschiff RX-A3080 (Test in 12-2018). Doch dieser Vergleich hinkt, denn der Neuling ersetzt den  Vorgänger nicht, sondern erweitert Yamahas Aventage-Reihe nach oben. Wenn man die Anzahl der Endstufen betrachtet, ist der RX-A6A mit seinen 9 Leistungsverstärkern der eigentliche Nachfolger des RX-A3080 – und hier bleibt der Preis mit 2.600 Euro praktisch unverändert.   

Doch zurück zum neuen Topmodell RX-A8A: Die Liste der Neuerungen ist erfreulich lang – wobei das Highlight zum Marktstart noch gar nicht verfügbar ist: Auro 3D. Bereits im Vorfeld wurde gemunkelt, ob die Japaner das Dolby-/DTS-Konkurrenzformat integrieren würden, um damit einem offenbar vielfachen Kundenwunsch nachzukommen. Das belgische 3D-Tonformat (mehr dazu in unserem Special in Ausgabe 7-2021) ist vor allem bei Musik-Enthusiasten heiß begehrt, wobei auch die „Auro-Matic“ unter vielen Film-Fans einen besseren Ruf genießt als die Upmixer von Dolby und DTS. Ein nicht minder wichtiges Upgrade gab es zudem in Sachen Endstufen: Waren bisher 9 das Maximum, so wartet der RX-A8A mit 11 integrierten Leistungsverstärkern auf. Im Zuge dessen wurden das Einmess-System YPOA und der Equalizer optimiert.

HDMI 2.1 ist ebenfalls an Bord, und das ohne den HDMI-Bug, der bei Zuspielung von 4K-HDR-Inhalten mit 120 fps zu Verbindungsproblemen mit einigen Zuspielern wie der Xbox Series X führt. Denn im RX-A8A wurden bereits korrigierte Chips verbaut. Die Implementierung des vollen Funktionsumfangs erfolgt allerdings erst via Firmware-Update im Herbst, genau wie die Freischaltung der Auro-Unterstützung. Auf was Sie sich genau freuen dürfen, listen wir im Kasten auf Seite 19 auf.

Zur Einmessung aller Lautsprecher auf die Raumakustik ist Yamahas bewährtes „YPAO R.S.C.“ mit von der Partie. Das System arbeitet mit 64 Bit zur Entzerrung des Frequenzgangs, es werden bis zu 8 Messpositionen berücksichtigt. Auf Wunsch können Winkel und Höhe der Boxen in Relation zum Hörplatz berechnet werden, hierfür liegt ein Mikrofon mit Sockel bei (Bild Seite 20 unten links).

Der „Niederfrequenz“-Filter von YPAO entzerrte Bässe des linken Frontkanals mit Filtern zwischen 31,3 und 78,7 Hertz. Darüber fand keine Kompensation statt.

Die Filterkurve „Linear“ berücksichtigte zwar den kompletten Frequenzgang, arbeitete im Bassbereich aber recht grob.

Zu den etablierten Frequenzkurven „Linear“ (linearer Frequenzgang), „Natürlich“ (leichter Hochtonabfall) und „Front“ (Abstimmung aller Boxen in Bezug auf den unbearbeiteten Klang der Frontboxen) gesellt sich als Neuerung eine vierte Filterkurve mit Namen „Niederfrequenz“. Dieser Mess-Algorithmus spezialisiert sich auf die optimale Entzerrung tiefer Töne und verteilt die zur Korrektur benötigten Filter auf ein eingeschränktes Frequenzspektrum von 15,6 Hertz bis 200 Hertz. In der Praxis kann dies nützlich sein, denn gerade im Bassbereich sind Akustikprobleme am prägnantesten. Wem die Ergebnisse trotzdem nicht zusagen, der kann die Filterkurven in den semi-parametrischen Equalizer kopieren und dort manuell nachbearbeiten.
Der Equalizer gehört zu den großen Stärken der Yamaha-Receiver. Bis auf die beiden Subwoofer-Kanäle bietet der EQ für alle Lautsprecher 7 Bänder, die sich in Frequenz, Verstärkung und Frequenz­breite (Q) regeln lassen. Standen bisher 31 vorgegebene Frequenzen zur Wahl, so sind es nun 121 für Band 1 bis 4 bei vollem Frequenzspektrum (15,6 bis 16 Khz). Die Bänder 5 bis 7 regeln hingegen von 500 Hz bis 16 KHz mit 61 vordefinierten Frequenzen. Jedem der beiden Subwoofer stehen 4 Bänder zur Verfügung, die von 15,6 bis 250 Hz bei insgesamt 49 vorgegebenen Frequenzen justierbar sind.

Optimiertes Gehäuse
Äußerlich fällt das neue Design ins Auge. Was sich beim kleinsten „Aventage“-Amp RX-A2A (Test in 6-2021) schon ankündigte, wurde beim großen Bruder konsequent fortgesetzt. So verziert Dreiviertel der Front eine spiegelnde Kunststoff-Blende, in der Softtouch-Tasten zur Gerätebedienung sowie das neue Display verbaut sind. Der hochauflösende LCD-Schirm, den man löblicherweise nicht nur dimmen, sondern auch abschalten kann, ist gut lesbar und sieht moderner aus als das bisherige Punktmatrix-Display. Er informiert unter Zuhilfenahme des Select-Rads unter anderem über den Eingang, Klangprogramme bzw. Decoder, das anliegende Tonformat oder die ausgegebene Kanalmatrix. 

Ein fünfter Fuß am vorderen Boden soll unter anderem die Vibrationen des Trafos abfangen.

Der Deckel ist gleich doppelt vorhanden. Während der untere klassisch aus Metall besteht, sitzt darüber eine Abdeckung aus Plastik inklusive dekorativem „AVENTAGE“-Logo. Laut Yamaha  dient der untere der Stabilität, der obere der Optik. Das große Volume-Rad aus Aluminium lief bei unserem Testgerät geschmeidig und schliff nicht an der Einfassung, was wir in letzter Zeit öfter beanstanden mussten. Allerdings entpuppte es sich als fast genauso wackelig wie das gerasterte Select-Rad.

Eine CPU von Qualcomm Typ QCS407 übernimmt im RX-A8A die rechenintensive Signalverarbeitung (DSP).

Der H-Rahmen des Gehäuses wurde auf eine bessere Versteifung hin optimiert, der doppelte Boden ist im Vergleich zum A3080 um 30 Prozent dicker. Zusatzrahmen entkoppeln Netztrafo und Kühlbleche vom Unterbau, um Resonanzen bzw. Vibrationen zu mindern. Die Leiterbahnen der Spannungsversorgung sowie der Endstufen sind doppelt so stark ausgelegt wie beim RX-A3080 und die internen Kabel für Strom- und Masseverbindungen gerieten mit 1,63 Millimetern genauso dick wie bei der Endstufe MX-A5200. Der fünfte Standfuß gehört inzwischen zum Markenzeichen der „Aventage“-Modellreihe. Dieser sitzt beim A8A ganz vorne statt wie bisher mittig unter dem Gerät und verfügt über spezielle Messingteile im Inneren. Diese Anti-Resonanz-Technik soll Vibrationen des Transformators, der Leistungstransistoren und der Kühlkörper sowie externe, etwa durch den Sound von Lautsprechern verursachte Vibrationen besser dämpfen. Die restlichen vier Füße sind komplett aus Eisen. Die resonanzoptimierenden Maßnahmen schlagen sich auch im Gewicht nieder, mit wuchtigen 21,4 Kilo übertrumpft der RX-A8A den RX-A3080 um 1,8 Kilogramm. Die Abmessungen blieben hingegen unverändert 

Neue Elektronik
Wendet man sich der Elektronik zu, erspäht man unter der Haube einen neuen Rechenchip: Der Qualcomm QCS407 mit 64-Bit-Processing übernimmt die Signal-Verarbeitung anstelle der drei Prozessoren von Texas Instruments. Die erhöhte Rechenleistung für 7.2.4-Sound lässt auf eine präzisere und schnelle Umsetzung der DSP-Verarbeitung hoffen. Die Digital-Analog-Wandlung übernehmen zwei DACs vom Typ ESS SABRE ES9026PRO, die auch in der Vorstufe CX-A5200 zum Einsatz kommen.

Wie alle neuen Heim-kino-Receiver von Yamaha wurde der A8A als „High Slew Rate“-Verstärker konzipiert. Damit soll er auf Änderungen des Eingangspegels schnell reagieren können. Laut Hersteller können Verstärker mit hoher Slew Rate eine instabile Sig-nalübertragung verursachen. Die neue Schaltung soll hingegen stets eine stabile Signalübertragung gewährleisten und sich so für hochauflösende Audio-signale besonders gut eignen.

Bestens bestückt: Alle wichtigen AV-Anschlüsse sind in ausreichender Zahl vorhanden, 11.2.-Pre-Outs in Form von Cinch-Buchsen für 7.2.4-Ton sind ebenso dabei. Für die Hauptlautsprecher hat Yamaha hochwertige XLR-Buchsen verbaut. Phono und DAB+ sind willkommene Dreingaben. Die 2 Antennen für Bluetooth und WLAN sind abschraubbar.

Individuelle Boxensetups
Wie bereits erwähnt, wurde der RX-A8A mit 11 internen Endstufen bestückt. Das reicht für 3D-Ton mit 7.1.4-Kanälen. Mehr geht nicht. Zum einen fehlen hierfür Vorverstärkerausgänge, zum anderen unterstützt das Signal-Processing des RX-A8A nur maximal 4 Höhenkanäle. Das bedeutet: DTS:X, Dolby Atmos und Auro 3D müssen sich mit 4 Höhenboxen begnügen, bei Auro fehlt daher der Top-Kanal direkt über dem Kopf („Voice of God“) sowie die Option auf einen Height Center. Auch Front-WideKanäle werden nicht unterstützt. Der Grund hierfür liegt laut Yamaha bei den DSP-Programmen sowie bei der von Yamaha konzipierten Klangschaltung „Surround AI“, die auf 11.2-Kanäle ausgelegt sind. Im Gegenzug wird laut Yamaha gewährleistet, dass alle Formate und Upmixer mit DSP und Surround AI mit einem 11.2-Kanal-Layout kompatibel sind.

Konnte der RX-A3080 noch 2 Boxen-Schemas sichern, so sind es beim A8A nunmehr 4 Speicher, die zur Sicherung individueller Lautsprecher-Setups zur Verfügung stehen. Somit hat der Nutzer mehr Auswahl bei der Abstimmung der Surround-Anlage auf seine Hörgewohnheiten. Obendrauf kommt die praktische „Scenes“-Funktion: Hier kann man 8 Benutzerspeichern je 12 Einstellparameter zuweisen, die per Knopfdruck auf der Fernbedienung aktiviert werden; darunter etwa Eingangsquelle, Lautstärke, Klangmodus, Lip-Sync oder das gewünschte Boxen-Schema.

Viele neue Features werden beim RX-A8A erst per Firmware-Updates nachgereicht, die laut Yamaha im Herbst (voraussichtlich September/Oktober) kommen. Aus Audio­sicht ist Auro 3D inklusive dem Upmixer Auro-Matic die größte Neuerung. Zudem wird die noch vorhandene Upmixer-Sperre entfernt. Dolby-Streams (TrueHD, Digital+) können dann mit DTS Neural:X und Auro 3D auf 3D-Sound hochgerechnet werden.

Auro 3D kommt per Firmware-Update. Der RX-A8A kann dann bis zu vier Höhenboxen des Tonformats dekodieren. Der „Voice of God“-Kanal als dritte Ebene (Bild rechts) wird aber nicht unterstützt.

Auf Videoseite ist HDMI 2.1 die Top-Neuerung. Obwohl die HDMI-2.1-Spezifikationen bereits 2017 verabschiedet wurden, kamen AV-Receiver und AV-Verstärker mit dem neuen Schnittstellen-Standard erst letztes Jahr auf den Markt. Auch der Yamaha RX-A8A ist mit den neuen Schnittstellen gesegnet, die allerdings erst nach besagtem Firmware-Update mit den meisten HDMI-2.1-Funktionen versorgt werden. Zu den künftigen Features zählen:
• 8K: Der 8K-Passthrough mit 60 Hertz ermöglicht ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4K-Inhalte können zudem vom RX-A8A auf 8K-Auflösung hochgerechnet werden.
• 4K/120Hz: Eine hohe Bewegungsschärfe bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.
• Variable Refresh Rate (VRR): Eine variable Bildwiederholrate minimiert Verzögerungen oder Frame-Tearing bei Videospielen.
• HDR: Per Update wird HDR10+ nachgereicht. Bereits implementiert sind HDR10, Dolby Vision und HLG.
• Quick Media Switching: QMS eliminiert Leer- bzw.Schwarzbilder vor dem Abspielen von Videos und damit lästige Wartezeiten.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.
• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über kompatible Spielkonsolen und PC (kompatibler Fernseher erforderlich).

Als reine Vorstufe unter Abschaltung sämtlicher Endstufen lässt sich der RX-A8A übrigens nicht nutzen. Alternativ zum vollen 3D-Ton-Setup können verbliebene Endstufen aber zum Bi-Amping der Frontlautsprecher oder der Beschallung von 2 Nebenräumen genutzt werden.

Höhenboxen, bei Yamaha „Front Präsenz“ genannt, lassen sich als vordere Height-Speaker, Decken-Boxen oder Dolby-Enabled-Lautsprecher einstellen. Hintere Präsenz-Speaker allein funktionieren aber nicht. Im Boxen-Setup darf man die Abstände der Schallwandler zum Hörplatz wie gehabt in 5-Zentimeter-Schritten justieren; 1-Zentimeter-Einheiten wären uns der Präzision wegen lieber. Die beiden Subwoofer-Ausgänge kann man in allen Belangen getrennt regeln und sogar in der Phase invertieren. 0,5-Dezibel-Schritte bei der Pegel-kalibrierung aller Boxen sind optimal.

Digitale Signalverarbeitung
Dolby Atmos, DTS:X und künftig auch Auro 3D werden unterstützt, für den 3D-Upmix von Mehrkanal- und Stereo-Ton ist eine Reihe von Mischern verantwortlich: Dolby Surround, DTS Neural:X und der Dolby Atmos Height Virtualizer, später kommt die Auro-Matic hinzu. Leider flog DTS Neo:6 raus, der aus unserer Sicht als gute 2D-Ton-Alternative zu den 3D-Upmixern fungierte. Das klassische Cross-Format-Upmixing mit den Mischern von Dolby und DTS funktionierte bei unserem Testmuster nicht in vollem Umfang, die Sperre soll laut Yamaha aber im Herbst über ein Firmware-Update beseitigt werden.

Zum Lieferumfang gehören ein Messmikrofon sowie ein spezieller Ständer zur Messung von Winkel und Höhe aller Lautsprecher in Relation zum Messplatz.

Und dann wäre da natürlich noch Yamahas mit Künstlicher Intelligenz arbeitende Klangtechnik „Surround AI“, die sich auf alle anliegenden Inhalte anwenden lässt. Laut Yamaha analysiert die AI-Technologie Tonsignale Szene für Szene in Bezug auf Elemente wie Dialoge, Hintergrund-musik, Umgebungsgeräusche und Sound-Effekte. Der Surround Sound wird dann in Echtzeit für bestmög-liche Effekte optimiert. An klassischen Raumklangprogrammen („Cinema DSP  HD3“) gibt es 24 Stück, deren Charakteristik man manuell in verschiedenen Parametern wie Raumgröße und Verzögerungszeiten beeinflussen kann. In dieser Disziplin kann Yamaha niemand das Wasser reichen.

Verbessert hat Yamaha auch die hauseigene Einmess-Automatik YPAO und den Equalizer. Hier vermissen wir allerdings Optionen wie die Modellierung eigener Zielkurven für die automatische Korrektur, wie es Audyssey und Dirac Live bieten. Zwar lässt sich eine manuelle Korrektur der automatisch generierten Frequenzkurven auch mit dem Equalizer vornehmen, hier muss man aber schon wissen, wo man Hand anlegt.

Das Web-Setup erfuhr eine längst überfällige Modernisierung und zeigt sich deutlich übersichtlicher als zuvor. Auch das neue Design der Benutzeroberfläche gefällt. Aufgerufen wird es über die IP-Adresse des RX-A8A in einem gewöhnlichen Web-Browser.

Video und Multimedia

Die HDMI-Ports akzeptieren 4K/60Hz-Sig-nale, HDR10, Dolby Vision und HLG. Auch das 4K-Upscaling ist möglich, ebenso lässt sich über den Video-Equalizer das Bild justieren. Der eARC für HD-Ton vom Fernseher ist bereits integriert, die meisten anderen HDMI-2.1-Features werden mit einem späteren Firmware-Update nachgereicht (siehe Kasten Seite 19). Die volle HDMI-2.1-Funktionalität wird dann an allen Buchsen unterstützt.

Das Boxen-Setup ist übersichtlich gegliedert und wird von einer anschaulichen Grafik unterstützt.

In Sachen Multimedia-Wiedergabe offeriert der RX-A8A Blue-tooth, AirPlay 2 und USB, über WLAN und Ethernet kann er zudem auf einen Media-Server zugreifen. Beim Hi-Res-Streaming werden unter anderem FLAC, WAV, AIFF und ALAC unterstützt, je nach Format bis 384kHz/32Bit. Als  Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal bereit. Das Web-Radio liefert Musik aus der ganzen Welt, heimische Sender gibt es zudem über FM und DAB+.

Selbstredend unterstützt der RX-A8A Yamahas „MusicCast“, mit dem sich kompatible Komponenten zu einem Multi-room-System vernetzen lassen. Die Sprachsteuerung funktioniert über Amazon Alexa und Google Assistant, allerdings benötigt man hierfür einen kompatiblen Smartspeaker.

Im japanischen Green Field Studio hat Yamaha seinen neuen AV-Champion eingestimmt. Die 7 Hauptkanäle übernehmen Boxen von B&W, die Höhen-Speaker und die Subwoofer stammen hingegen von Yamaha selbst.

Das eher schlichte, dafür aber übersichtliche Onscreen-Menü blendet sich links zu einem Drittel des Bildes ein und bietet verständliche Erklärungen zu allen Einstellungen. Alternativ lässt sich das Gerät auch über Yamahas MusicCast-Controller-App oder das Web-Setup des RX-A8A steuern; Letzteres wird über die IP-Adresse des Geräts aufgerufen.

Tonqualität
Bei der Leistungsmessung übertrumpfte der RX-A8A den A3080 mitunter deutlich. Im 7.1-Betrieb an 6-Ohm-Last waren es mit 118 Watt knapp 50 Watt mehr. Bei gleichzeitiger Belastung von 5 Kanälen lieferte der Yamaha 146 (6 Ohm) bzw. 171 Watt (4 Ohm) und damit 21 respektive 10 Watt mehr als das bisherige Flaggschiff. Satte 260 Watt lieferte der Neuling im Stereo-Modus bei 4 Ohm, ebenfalls 11 Watt mehr als der Vorgänger. Der durchschnittliche Stromverbrauch des RX-A8A lag bei 361 Watt, der Eco-Modus reduzierte den Verbrauch auf 229 Watt.

Im Hörtest bewegte sich der Yamaha auf neutralem Feld, spielte weder betont analytisch noch warm. Damit ist der Bolide ein ausgezeichneter Spielpartner für jede Art von Musik und Film. Trotzdem kam Feinauflösung keinesfalls zu kurz, der Amp brachte Details mit hoher Durchzeichnung zu Gehör. Auch im Tieftonbereich gefiel uns der RX-A8A hervorragend, Bassläufe drückten kontrolliert sowie sauber konturiert.

Lief der Yamaha im ersten Hördurchgang mit 5.1-Musik sowie ohne Einmessung, kam in der zweiten Session YPAO zum Zuge. Die Einmessung lieferte plausible Werte und stellte 4 Filterkurven zur Wahl, die sich klanglich deutlich unterschieden. „Natürlich“ spielte in unseren Ohren etwas zu dunkel und eignete sich daher für laute Sitzungen. „Front“ tönte uns hingegen etwas zu spitz, während „Linear“ unseren Geschmackspunkt traf. Gespannt waren wir auf die Auswirkungen des „Niederfrequenz“-EQs. Gegenüber allen anderen Filterkurven hatte diese im Tiefton die Nase vorn und zeichnete Bässe differenzierter in Frequenz und Druck durch. Die Filter „Linear“ und „Natürlich“ schraubten uns hingegen Bässe zu sehr aus dem Frequenzgang. Für audiophile Naturen, die den Klang ihrer Boxen ohnehin nur im Bass abstimmen möchten, ist der neue „Niederfrequnez“-EQ also eine gute Wahl.

Der große und recht schwere Signalgeber liegt gut in der Hand, die Oberfläche ist gummiert. Beschriftung und Symbole leuchten bei Bewegung und Eingaben. Die teils kleinen Tasten verleiten im Zusammenspiel mit ihrer geringen Tastenhöhe zum Verdrücken.

Zu klanglicher Höchstleistung lief Yamahas neues Topmodell mit 3D-Material auf. Dolby-Atmos-Clips erstreckten sich in Bezug auf  Weite, Tiefe und Höhe der Klangfelder überaus eindrucksvoll, unser Hörraum wuchs akustisch über seine Maße hinaus – und das nicht zu knapp. Effekte schallten dabei grob- wie feindynamisch differenziert und boten zudem eine Plastizität wie zum Anfassen. Selbst Höheneffekte waren schön ortbar über die gesamte Decke unseres Hörraums verteilt.

Im Stereo-Betrieb („Pure Direct“) spielte der RX-A8A sehr klar, hochauflösend und mit dezentem  Hang zum Analytischen. Details wurden so sehr gut hörbar. Unten herum schallte der Amp straff, trocken und klar durchzeichnend. Die YPAO-Einmessung leistete auch hier gute Dienste. Als Favorit für unseren Hörraum entpuppte sich abermals der „Niederfrequenz“-EQ, der im Bass etwas präziser spielte als der „Direct“-Modus (YPAO aus) und so auch die Räumlichkeit auf den Punkt brachte.    

Der Testbericht Sonos Roam (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 180 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

Der Beitrag Yamaha RX-A8A (Test) erschien zuerst auf audiovision.

Yamaha RX-V6A (Test)

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Der RX-V6A stammt aus Yamahas „V“-Einsteigerreihe, kann aber mit vielen neuen Features und sogar neuem Aussehen aufwarten. Grund genug, uns den 720 Euro teuren Receiver ganz genau anzuschauen.

Das Aussehen von AV-Receivern ändert sich selten. Vorbei sind die Zeiten, in denen jedes Jahr neue Geräte mit neuem Design auf den Markt kamen. Beim V6A wurde allerdings massiv Hand angelegt: Dem markant-eckigen Auftreten von einst setzen die Japaner nun geschwungene Formen mit abgerundeten Seitenkanten entgegen (siehe Kasten rechte Seite). Leider bietet die neue Optik viel Plastik, die komplette Frontblende besteht daraus. Auch die Drehregler für Volume und Eingang sind aus Kunststoff, wurden aber mit einer Deckplatte aus Aluminium verziert. Das Lautstärkerad dreht übrigens sehr stramm und geschmeidig, machte bei unserem Test-Exemplar aber Geräusche, da der Regler an der Einfassung rieb. Auch das kleine und gerasterte „Select/Enter“-Rad macht nicht gerade den stabilsten Eindruck.

Das Optionsmenü offeriert Klangeinstellungen und Informationen über Bild- wie Tonsignale. Hinter YPAO-Volume verbirgt sich eine Loudness-Schaltung sowie eine Dynamikreduktion.

Die übersichtliche, große
Fernbedienung gefällt mit
großen und klar nach Funktionsgruppen
gegliederten
Tasten. Eine Beleuchtung
fehlt. Der Geber aus Kunststoff
ist sehr leicht und liegt
gut in der Hand.

Eine willkommene Neuerung ist das hochauflösende LCD-Display, das eleganter wirkt als die Punktmatrix-Variante älterer Modelle. Es lässt sich dimmen oder abschalten. Ehemals physische Tasten am Gerät wichen in die Frontblende integrierten Soft-Touch-Tasten, deren Berührung mit einem gut vernehmbaren Piepton bestätigt wird. So wirkt die Front aufgeräumt und elegant. Der Power-Knopf ist nach wie vor eine haptische Taste, daneben sitzen ein USB-Port, der Messmikrofon-Eingang und die Kopfhörerbuchse. Die Lochung des Metalldeckels weist ein nettes Muster auf, die Haube gibt jedoch schon bei leichtem Druck nach.

8K-Video per Update
Auf der Rückseite findet man einen HDMI-Ausgang samt eARC sowie 7 HDMI-Eingänge; 3 davon sollen für HDMI 2.1 fi t gemacht werden. Eine entsprechende Beschriftung fehlt, wohl in weiser Voraussicht, dass der neue Standard noch Probleme bereiten könnte. Auch deshalb will Yamaha die Funktionalität von 4K/120Hz, 8K/60Hz, HDR10+ und Features wie VRR, ALLM, QMS und QFT erst mit einem noch ausstehenden Firmware-Update integrieren. Wann das kommt, steht noch nicht fest, wie man uns auf Nachfrage mitteilte. Doch selbst nach einem Update dürfte es zu Problemen bei der Weiterleitung von 4K-HDR-Signalen mit 120 Hz kommen, da Yamaha dieselben defekten Panasonic-Chips verbaut hat, die auch in aktuellen Modellen von Marantz und Denon ihren Dienst verrichten.

Auf Audioseite preist Yamaha den V6A als „High Slew Rate“-Verstärker an, damit soll er auf jede Änderung des Eingangspegels besonders schnell reagieren. Laut Yamaha verursachen Verstärker mit hoher Slew Rate häufi g eine instabile Signalübertragung, Yamahas neu konzipierte Schaltung soll trotz hoher Slew Rate eine stabile Signalübertragung gewährleisten und sich daher für hochauflösende Audiosignale besonders gut eignen.

Endstufen und Decoder
Laut den Japanern ist der RX-V6A kein Nachfolger des RX-V685, sondern ein Mix aus den Modellen RX-V585, RX-V685 und RX-A880; Letzteres ist ein Gerät der höheren „Aventage“-Baureihe. Der V6A bringt 7 Endstufen für Boxen-Konfi gurationen mit 7.2- bzw. 5.2.2-Kanälen mit. Mehr geht nicht, denn Vorverstärkerausgänge gibt es nur für die Frontboxen und zwei Subwoofer. Dank Yamahas „MusicCast Surround“-Technik kann man die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50 als rückwärtige Boxen kabellos in das System einbinden. Der Subwoofer MusicCast Sub100 lässt sich ebenfalls drahtlos integrieren. An passiven Lautsprechern darf man 9 Stück verkabeln. Nutzt man die beiden Höhenkanäle, die bei Yamaha „Front Präsenz“ heißen, bleiben die Back-Rear-Boxen stumm – und umgekehrt. Welche Schallwandler gerade aktiv sind, entscheidet der aktive Decoder oder das konfigurierte Lautsprecher-Setup. Höhenboxen lassen sich als vordere Height-Speaker, Decken-Boxen oder Dolby Enabled-Lautsprecher einstellen. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums und das Bi-Amping der Frontboxen verwendet werden.

Andreas Rieckhoff
Product Specialist

Die Optik der neuen AV-Receiver hat sich gegenüber den
Vorgängern stark verändert. Was waren die Gründe für
das neue Design?
Das vorherige Design war etwa 10 Jahre am Markt und aufgrund
von Marktumfragen hat man entschieden, dass es für
die neue Ausrichtung unserer AV-Receiver Zeit wäre, mal etwas
Neues zu machen. Ich persönlich war vor Entwicklungs beginn
mit einem Designmuster eine Woche durch Deutschland unterwegs
und habe unsere größten Händler zu dem neuen Design befragt und über 90 Prozent hat das neue Design gefallen und deswegen haben wir nun dieses neue Design.

Wann kommt der Nachfolger des RX-A3080 auf den Markt und wie viele Endstufen
hat er an Bord?
Die größeren Geräte über dem RX-A2A werden im April vorgestellt, dann verraten wir
auch die Anzahl der in den Geräten verbauten Endstufen.

Wann wird die volle HDMI-2.1-Funktionalität beim RX-V6A per Firmware integriert
und wie viele HDMI-Eingänge werden die 2.1-Norm dann unterstützen?

Aufgrund der bekannten Chip-Probleme kann aktuell noch kein Termin genannt werden.
Nach dem Update werden drei HDMI-Eingänge am RX-V6A über die HDMI-2.1-
Funktionalität verfügen.

Wird es eine Lösung für die 4K-HDR/120p-Problematik in Verbindung mit der
Xbox Series X geben?
Ja, wird es. Wann, ist aber aktuell noch nicht bekannt.

Wann wird HDR10+ per Firmware integriert?
Zusammen mit dem HDMI-2.1-Update.

Inwiefern hat die „High Slew Rate“-Technik Auswirkungen auf den Klang?
Die neuen Verstärker haben ein schnelleres Ansprechverhalten, sie können präziser
dem Signal folgen und dies wirkt sich hörbar auf die Präzision und Aufl ösung aus.

Plant Yamaha die Unterstützung des 3D-Tonformats Auro?
Das werden wir bei der Vorstellung der größeren Geräte im April verraten.

Bei den Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Zudem ist der DTS Neo:6 an Bord, den Yamaha als Grundlage für seine zahlreichen DSP-Klangprogramme nutzt. Das bei 3D-Ton-Fans beliebte Cross-Format-Upmixing funktioniert beim V6A im vollen Umfang, auch Dolby-HD-Streams (True HD, Dolby Digital+) kann man mit DTS Neural:X zu 7.1- oder 5.1.2.-Ton hochmischen. Positiv sehen wir die Ankündigung zur künftigen Unterstützung (per Firmware-Update) von Dolbys Atmos Height Virtualizer, mit dem man 3D-Sound auch ohne Höhenboxen generieren kann. Hier setzte Yamaha in der Vergangenheit ausschließlich auf eigene DSP-Klangprogramme. Besagtes DSP-Repertoire hat der V6A natürlich ebenfalls an Bord, 17 „Cinema DSP 3D“-Programme fanden Einzug. Yamahas „Surround AI“-Technik findet man aber erst in größeren Modellen.

Bei der Boxenkonfiguration lassen sich die Abstände zum Hörplatz nach wie vor nur in 5-Zentimeter-Schritten einstellen, 1-Zentimeter-Einheiten wären präziser. Auch kann man die beiden Subwoofer-Ausgänge nicht getrennt regeln. Die 0,5-Dezibel-Schritte bei der Pegel kalibrierung sind hingegen optimal. Der grafi sche Equalizer fällt simpler aus als der parametrische EQ der Aventage- Modelle: Im V6A justieren die Regler 7 vorgegebene Frequenzen zwischen 63 Hz und 16 Khz für jeden Kanal. Die Frequenz selbst und deren Bandbreite lassen sich nicht verändern. Der Subwoofer- Kanal bietet nur 2 Frequenzbänder (63 Hz, 160 Hz).

Mit dabei ist auch Yamahas proprietäre Einmess-Automatik YPAO, die den Frequenzgang der Boxen den Raumverhältnissen anpasst. Bis zu 8 Messpunkte unterstützt das System, was bisher nur den Aventage-Modellen vergönnt war. Die Ergebnisse der Einmessung darf man allerdings nicht mit dem Equalizer nachjustieren.

Solide Einstiegsklasse: 7 HDMI-Eingänge und ein HDMI-Ausgang samt eARC können sich sehen lassen. Von den 9 Paar Boxenklemmen können 7 zeitgleich befeuert werden. 2 digitale und 3 analoge Audioanschlüsse sind der Preisklasse angemessen, zudem gibt es eine Phono-Buchse. Pre-outs sind nur für Frontboxen, Subwoofer und Zone 2 vorhanden.

Video und Multimedia
Alle HDMI-Buchsen verarbeiten 4K/60Hz-Signale und akzeptieren die Metadaten von HDR10, Dolby Vision und HLG. Auf Wunsch rechnet die Videoelektronik eingehende Signale bis zu 4K-Aufl ösung hoch, jedoch verzichtet der Receiver auf einen Video-Equalizer. Für das Multimedia-Streaming bietet der V6A AirPlay 2, Blue tooth und USB, über WLAN und Ethernet kann er auf einen Media-Server zugreifen. Beim Hi-Res-Streaming werden unter anderem die Formate FLAC, WAV und AIFF unterstützt. Bei den Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal zur Wahl, kostenlose Musik liefert das Web-Radio. Dank DAB+ kann man Digitalradio auch über die terrestrische Antenne empfangen. Selbstredend unterstützt der V6A auch Yamahas Multiroom- und Streaming-System „MusicCast“, mit dem sich kompatible Komponenten zu einem Multiroom-System vernetzen lassen. Die Sprachsteuerung gelingt mit Amazon Alexa und Google Assistant, wofür man jedoch einen kompatiblen Smartspeaker benötigt.

Yamahas AV-Receiver verfügen über „Cinema DSP 3D“-Programme, die den Sound verschiedener Örtlichkeiten simulieren und den Ton für die Wiedergabe von Film, Musik oder Games optimieren. Den RX-V6A statteten die Entwickler mit 17 DSP-Klangfeldern aus, die
auch die beiden Höhenlautsprecher berücksichtigen. Als Besonderheit – und hier ist Yamaha den Konkurrenten
voraus – lassen sich sämtliche Halleffekte auch manuell nach persönlichen Vorlieben konfi gurieren: So kann man über Parameter wie Verzögerungszeiten und Pegel den DSP-Effekt und damit die virtuelle Raumgröße
bestimmen (Bild unten).

Wie glaubwürdig das letztendlich klingt, hängt vom realen Hörraum und dem Lautsprecher-Aufbau ab:
Aus halligen Umgebungen kann auch fortschrittlichste DSP-Technik keinen klanglich perfekten Kinosaal zaubern
– der DSP-Nachhall und der des Hörraums addieren sich ungünstig auf. Das Ergebnis überzeugt umso
mehr, je trockener der Hörraum ist. Auch die Anzahl der Lautsprecher und der Abstand zu ihnen ist von Belang.
Mit mehr Schallquellen und kürzeren Distanzen kommt mehr Direktschall beim Hörer an, wodurch der Eigenklang
des Wiedergabe raums in den Hintergrund tritt.

Die Raumsimulationen lassen sich mit diversen Einstellreglern im Klang anpassen.

Das scharfe Onscreen-Menü poppt links zu einem Drittel des Bildschirms auf. Es kommt schlicht und ohne Bilder daher, erfüllt aber seinen Zweck. Überarbeitet hat Yamaha das Web-Setup (Bild unten): War es bisher verschachtelt und optisch wenig ansprechend, präsentiert es sich nun übersichtlicher und hübscher. Aufgerufen wird es über die IPAdresse des Receivers, ins erweiterte Menü gelangt man mit dem Anhängsel „/setup“. Wie üblich lässt sich der Yamaha-Receiver auch über die MusicCast- App oder die Controller-App steuern.

Das Web-Setup erfuhr eine überfällige Modernisierung und zeigt sich deutlich übersichtlicher als zuvor. Auch das neue Design der Benutzeroberfläche gefällt.

Tonqualität
Bei der Leistungsmessung lieferte der V6A im 5.1-Betrieb (6 Ohm) nicht gerade üppige 44 Watt pro Kanal, im 7-Kanal-Modus waren es gar nur 22 Watt (6 Ohm). Im Stereo-Modus konnte er hingegen mit starken 179 (4 Ohm) bzw. 148 Watt (6 Ohm) punkten. Ganz überraschend kommt das nicht, konnten wir ein ähnliches Verhaltensmuster doch bereits bei den Tests des größeren RX-A780 und des kleineren RX-V585 feststellen. Der durchschnittliche Stromverbrauch des V6A betrug 290 Watt, im Eco-Modus fi el der Verbrauch auf 173 Watt.

In unserem Hörtest war die geringe Leistung des Yamaha aber selbst mit höheren Pegeln praktisch nicht hörbar. Bei Rockmusik musizierte der V6A ebenso klar und luftig wie dynamisch. Klassische Musik bot eine glaubhafte Räumlichkeit mit differenzierbaren Instrumenten. Bässe spielten sauber, wenn auch etwas unterrepräsentiert mit den Einstellungen der Einmessung. Apropos: Die YPAO-Automatik förderte plausible Ergebnisse bei den Boxen-Parametern zutage. Mit den Filtern der Einmessung („Natürlich“, „Linear“) spielte der Amp etwas dunkler, was je nach Aufnahme von Vor- oder Nachteil sein kann. Gerade bei fein aufgelösten Aufnahmen fehlte uns so etwas Brillanz.

Dolby-Atmos-Trailer wie „Amaze“ und „Audiosphere“ hievte der Yamaha recht eindrucksvoll in den Hörraum. 2D-Effekte tönten greifbar und präzise, Höheneffekte spielten aber etwas nach vorne versetzt, was angesichts von nur 2 vorderen Höhenboxen/Präsenz-Speakern nicht überraschen darf. Im 5.1.2-Betrieb fehlen zudem die Back-Rear-Boxen, was das Klangfeld ebenfalls schrumpfen lässt und kleine von großen AV-Receivern maßgeblich unterscheidet – auch das kostet Punkte.

„YPAO Volume“ bietet eine Kompression des Dynamikumfangs („Adaptive DRC“). Die Schaltung funktionierte allerdings nur bei 2D-Sound. Zudem dürfte die Reduktion von Dynamik und Bass stärker ausfallen. Mit Stereomusik spielte der Yamaha-Amp im „Pure Direct“-Modus klar, präzise, räumlich und mit konturiertem Bass.

Der Testbericht Yamaha RX-V6A (Gesamtwertung: 62, Preis/UVP: 720 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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